Der Brief

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Den restlichen Tag verbrachten Ben und ich, damit Schwertkampf zu trainieren. Ben zeigte mir eine Menge Tricks und am Ende des Tages habe ich das Gefühl wirklich etwas gelernt zu haben. Einmal kam Jack zu uns und wir haben beschlossen zu dritt Mittagessen zu gehen. Ich hab mich total wohl gefühlt und ich glaub, dass Ben und Jack gute Freunde sind. Jetzt sitze ich auf meinem Bett und bin seit langen mal wieder zufrieden. Auf meinem Schoß liegt mein aufgeklapptes Amulett. Das Foto von dem Baum im Amulett gibt mir immer wieder Hoffnung auf Frieden. Wieso, kann ich nicht genau sagen. Wahrscheinlich, weil der Baum so ein Kontrast zu unser Welt darstellt. Seit ich lebe, habe ich noch nie ein Baum so blühen sehen. Nicht mal im Frühling. Es ist als ob durch die Morbiden sämtliche schöne Farben erloschen sind. Die Morbiden schaden nicht nur uns, sondern auch der Natur. Ich frag mich, ob man die Morbiden überhaupt besiegen kann. Ich mein, wenn sich sogar die Natur versteckt vor ihrer Gewalt. Vielleicht sollte man sich einfach verstecken. Ein klopfen weckt mich aus meinem Grübeln auf. Wer mag das wohl sein? Ich gehe zu Tür und öffne sie, doch draußen steht keiner. Hab ich mir das gerade nur eingebildet? Ich will mich gerade wieder auf mein Bett setzten da fällt mir ein Brief auf, der auf den Boden liegt. Das muss irgendwer durch den Türspalt geschoben haben. Das Papier des Briefumschlags sieht ziemlich alt aus und es riecht nach Erde. Vorsichtig öffne ich ihn und ziehe ein Stück zusammen gefaltetes Papier heraus. Langsam entfalte ich das Papier und fang an zu lesen.

Liebe Mary,                       20.09.3260

Die Tage auf dem Kriegsfeld vergehen, unzählige Soldaten sterben und das letzte bisschen Hoffnung wird in mir wird vergraben durch den Blick auf die Natur. Es ist alles trostlos. Graue Farben, dabei ist es Frühling. Und besonders das Blut, das hier überall liegt zerstört den letzten Funken. Trotzdem will ich nicht aufgeben. Wenn wir jetzt nicht das Böse aufhalten, wird es womöglich alles zerstören. Wir werden gleich das Böse erneut angreifen. Ich traue mich nicht, die anderen Soldaten anzugucken oder gar anzusprechen. Ich will sie nicht Tod wieder erkennen. Selbst hab ich keine Angst zu sterben. Ich hab mich schon mit dem Gedanken abgefunden.

Liebe Grüße Jerry.

 

Das gibt es doch nicht! Das muss ein Brief eines Soldaten von dem Krieg der Toten sein.  Wie kommt der in mein Zimmer? Und wer ist Mary und wer ist Jerry? Irgendjemand hat ihn anscheint in mein Zimmer geschoben und sich dann versteckt. Aber aus welchen Grund? So länger ich überlege desto müder werde ich. Langsam fallen mir die Augen zu und ich falle in einen unruhigen Schlaf. Es war wieder die alte Frau, aber diesmal befanden wir uns nicht im dunklen Gang, sondern auf einen Feld. Um mir herum lagen Menschen. Tote Menschen. Ein Kriegsfeld. Vor mir stand die alte Frau und rief: „Finde ihn, du musst ihn finden!“

Mit einem Schrei wach ich auf. Mal wieder ein Albtraum. Es ist gerade erst 1 Uhr. Einschlafen kann ich jetzt nicht wieder, aber was soll ich sonst machen? Der Höhlensee, schießt es mir, wie ein Geistesblitz durch den Kopf. Genau, ich gehe einfach zum Höhlensee. Mit einem Satz spring ich aus meinem Bett und mach mich auf dem Weg. Ab und zu kommen mir Männer entgegen, aber sie schienen mich gar nicht wirklich zu bemerken. Gut so. Umso weiter ich gehe umso enger, dunkler und verlassener werden die Gänge. Irgendwo hier müsste der Höhlensee doch sein. Ich biege um eine Ecke und erstarre.  Meine Luft bleibt mir im Hals stecken. Ich will schreien, aber ich kann nicht.

Bis zum Tod-MortalisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt