Kaum betrete ich das Café, würde ich am liebsten rückwärts wieder rauslaufen.
Inho steht am Tresen und schaut natürlich genau in dem Moment hier rüber, als ich zur Tür hereinstolpere. Er wirft mir einen bösen Blick zu und wendet sich eiskalt ab.
Ich hab großen Mist gebaut. Riesengroßen.
Und jetzt ist meine Chance gekommen, das wiedergutzumachen!
Statt weglaufen heißt es nun also, Mut zusammennehmen und den Schritt nach vorn wagen. Naja, mehrere Schritte. Bis zum Tresen sind es fünf und mit jedem wächst die Anspannung.
Nervös räuspere ich mich neben ihm. Er ignoriert mich angestrengt. War ja klar. "Hyung?", frage ich vorsichtig, worauf er nicht reagiert. Sobald er sein Getränk ausgehändigt bekommt, dampft er ab. Ich eile hinterher. "Hyung!"
Abrupt bleibt er stehen, wodurch ich fast in ihn reinlaufe. "Verzieh dich. Arschloch", sagt er ohne sich umzudrehen und läuft weiter.
"Hyung, bitte!"
"WAS?", fährt er mich an und dreht sich endlich um, aber sein Blick lässt mich erschaudern. Und zwar nicht auf die schöne Art.
"Können wir bitte reden?"
"Worüber?"
"Naja... also... i-ich weiß nicht genau-", stammele ich.
"Wenn du nicht weißt, worüber du reden willst, dann lass mich in Ruhe." Er wendet sich zum gehen.
"Nein, warte!", rufe ich. Leute wenden ihre Köpfe bereits zu uns und starren uns an. Scheint ihm egal zu sehen. "K-können... können wir uns setzen?"
"Können wir nicht. Gehst du jetzt bitte?"
"Es tut mir leid! Was wir hatten..."
"Hast du kaputtgemacht. Toll. Was willst du noch?" Er lässt sich so gar nicht erweichen. Nachdem ich mich nicht gemeldet habe, hat er mich blockiert und dann wusste ich nicht, wie ich ihn erreichen soll, und jetzt hasst er mich. Der einzige Mann, bei dem ich mir jemals vorstellen konnte, ihn zu küssen. Dessen Hand ich halten wollte. Den ich bei mir haben wollte. Ich war nur nicht bereit, als er es war, weil das alles so neu für mich war, und nachdem ich schon vier Nachrichten nicht beantwortet hatte, war ich so schüchtern und unsicher, dass ich nicht wusste, was ich schreiben soll und wo ich am besten anfange.
Das alles würde ich ihm gerne sagen. Wenn ich nur wüsste, wie. Ich bekomme nur wirres Zeug raus und sorge dafür, dass er mich noch mehr hasst. Meine Knie zittern. Vor Angst und Sorge.
"Hyung, bitte lass es mich erklären!", flehe ich.
Wortlos dreht er sich um und geht.
Mir dreht sich der Magen um. Ich hab es endgültig verbockt. Ich will sterben, ich-
"Worauf wartest du?", ruft er mir streng zu und ich liebe meine Beine dafür, dass sie von alleine losstolpern und ihm hinterlaufen!
Heißt das, er gibt mir doch noch eine Chance??
Inho steuert auf eine Ecke zu, in der nicht so viele Gäste sitzen, und lässt sich auf eine Bank fallen. Sein Blick ist streng, aber er vermeidet es mich anzusehen. Ich setze mich gegenüber.
Nervöses Räuspern. "Hyung, bitte...warte kurz, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll..." Erneutes Räuspern. Inho schweigt. Es ist erdrückend. Ich entschuldige mich nochmals. "Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe."
"Hast du eine Ahnung, wie scheiße weh das tat?" Kurz flackert sein Blick zu mir. Voller Wut, Enttäuschung, Trauer, Unsicherheit...
"In etwa so wie mir gerade?", vermute ich.
Inho schnaubt und schaut weg. Er nippt an seinem Kaffeegetränk und verzieht das Gesicht.
"Ich wusste nicht, was ich machen soll. Ich hab sowas noch nie gefühlt. Ich war so verunsichert und dann hab ich mich geschämt, dass ich es nicht auf die Reihe gekriegt hab, dir zu antworten und dann-" Ich schniefe leise.
"Dann hab ich dich geblockt..."
"Mhm..."
"Ich war es leid, von dir ignoriert zu werden. Ich dachte, du wärst der Eine, und dann schreibst du mir nichtmal ein Wort, als wäre es nicht wichtig gewesen, was zwischen uns passiert ist... als hätte es nie was bedeutet. Ich dachte, ich wäre der einzige Dumme von uns beiden, der so schnell sein Herz verloren hat", führt er aus und klingt unendlich traurig dabei. Mein Herz fühlt sich fürchterlich schwer an.
"Warst du nicht!", versichere ich ihm.
"Dann sag mir das doch! Alles was ich will ist, dass ich weiß, woran ich bei dir bin!"
"Tut mir leid! Ich wollte ja, aber ich wusste nicht wie!"
"Das hättest du mir auch sagen können. Nur ein kurzes 'Hey, ich hab dich nicht vergessen, aber bitte gib mir noch Zeit' oder so. Das hätte mir doch gereicht."
"Tut mir lei-" Meine Stimme bricht ab. Ich kann das Brennen in meinen Augen nicht mehr wegblinzeln. Alles, nur das nicht. Ich bin in seinen Augen schon ein Arschloch, ich will nicht auch noch wie eine Memme vor ihm wirken!
"Auweia, du weinst doch jetzt nicht etwa?", fragt er erschrocken.
Ich schüttele den Kopf, wende mich ab und verstecke das Gesicht hinter meiner Hand. "Gib mir bitte einen Moment", flüstere ich. Nicht ignorieren, sondern Bescheid sagen, ich hab's ja kapiert und mach es in Zukunft besser!
Falls es überhaupt eine Zukunft für uns gibt, denn Inho stellt sein Getränk ab und steht auf. Scheiße, nein!! Bittebittebitte geh jetzt nicht einfach, dann heule ich wirklich los!
Er geht nicht. Er kommt um den Tisch herum und schiebt mich auf der Bank etwas weiter nach hinten, um neben mir Platz zu nehmen. "Nimmt dich das so mit?? Ich hatte ja keine Ahnung! Tut mir leid, ich war einfach nur so stink! Sauer! Weil du dich nicht gemeldet hast!", regt er sich auf und klingt irgendwie, als wäre er auch den Tränen nah.
Verstohlen blicke ich auf. Seine Augen sind gerötet. "Mir tut es auch leid", flüstere ich reumütig. Inho nickt unmerklich. Entschuldigend sehe ich ihn an. Seinen traurigen Blick halte ich kaum aus.
Stürmisch nehme ich ihn in den Arm. Er gibt ein "Uff!" von sich, legt aber ebenfalls seine Arme um mich, also drücke ich ihn ganz fest.
"Du bist kein Arschloch, sondern ein Idiot! Tut mir leid, dass ich dich vorhin so genannt hab!"
"Schon gut. Bitte verzeih mir!"
"Du spinnst, wenn du denkst, dass ich dich einfach so gehen lasse!!!"
Fast muss ich lachen, aus purer Erleichterung und weil das in meinen Ohren so süß klingt. "Ich will gar nicht gehen!", versichere ich ihm.
"Gut. Wehe du schreibst mir nicht sofort nach dem Treffen!"
"Mach ich, aber dafür musst du mich entblocken!"
"Oh! Klar!" Sofort holt er sein Handy hervor und macht es. "Tut mir leid, Hyunuk. Ich war nur-"
"Schon gut."
"...so sauer und enttäuscht und war es leid, zu warten und wollte irgendwie damit abschließen."
"Ich kann das schon nachvollziehen. Ich hatte schreckliche Angst, dass du nie wieder mit mir reden willst! Also danke. Für heute. Bitte lass es mich wieder gutmachen."
"Dir auch danke. Ich hätte dir ehrlich gesagt am liebsten eine reingehauen, als ich dich gesehen hab... und wenn du gegangen wärst, weil ich so sauer war..."
"Ich hab schon einmal verkackt, nochmal gebe ich nicht auf!" Wenn er wirklich nein gesagt hätte und mich hätte nie wieder sehen wollen, hätte ich das akzeptieren müssen. Glücklicherweise ist das nicht eingetreten. Er hat mich noch nicht aufgegeben und ich werde meine zweite Chance nutzen!
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Mein erfundener Freund - Hyunho FF
FanfictionHyunuk ist es leid, dass seine konservativen Eltern seine Lebensplanung übernehmen wollen und ihn ständig mit Heiratsvermittlung nerven, egal wie vehement er ablehnt. Er braucht eine Lösung, eine, die sie so richtig schockt und das Wort "Heirat" nie...