👬 17 Hyunuk

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"Es war seltsam und peinlich", sage ich knapp und trocken. Inho schmunzelt niedlich. Ich zucke die Schultern. "Hab keinen hochgekriegt."

"Oha. Bei mir war der aber vorhin ganz schön hart", grinst er mich an.

Ich grinse auch. "Jaaa", meine ich langgezogen. "Du meintest, ich wär schlau, aber rückblickend betrachtet... so schwer, wie das immer mit Frauen war, war ich ganz schön blöd nicht zu merken, dass ich schwul bin."

"Vielleicht bist du auch was anderes?", überlegt er.

"Was denn?", frage ich interessiert.

"Welche Sexualitäten kennst du?"

"Äh? Schwul und nicht schwul?", zähle ich auf.

"Es gibt noch viel mehr. Bi."

"Achso ja."

"Hast du schonmal von pan gehört?"

"Nein?"

"Das ist, wenn einem das Geschlecht egal ist. Also wirklich egal. Es gibt ja auch Menschen, die nicht eindeutig Mann oder Frau sind oder sein möchten, und wer pan ist, achtet nicht so auf Geschlechtsmerkmale... denke ich. Ich hoffe, ich erklär das verständlich?"

"Äh, ja."

"Und omnisexuell ist, wenn man auf Geschlechter achtet und da vielleicht auch Präferenzen hat, aber grundsätzlich auch mehr Geschlechter als nur Mann und Frau mag", führt er weiter aus.

"Ok?"

"Und Asexuell gibt's natürlich auch."

"Wenn man gar kein Geschlecht mag?"

"Zumindest sexuell nicht, aber dazu kann ich dir leider nicht so viel sagen, weil ich mich damit weniger auskenne."

"Hm... meinst du, ich war mal asexuell? Ich hatte schon manchmal das Gefühl, dass ich mich weniger für... für so bestimmte Aktivitäten interessiere, als andere Leute..."

"Meine Vermutung bei dir wäre irgendwas zwischen homo und demi."

"Was ist das?" Davon habe ich auch noch nie gehört.

"Demisexuell ist, wenn man erst eine sexuelle Anziehung zu einem Menschen entwickelt, wenn man eine enge Bindung mit demjenigen fühlt, und demiromantisch entsprechend, wenn man erst die Bindung braucht, bevor man sich verliebt."

"Hm", mache ich nachdenklich. Das klingt tatsächlich irgendwie nach mir. "Zu dir hab ich die ja... und die Leute, in die ich bisher verliebt war... die standen mir immer sehr nah, bevor ich mich verliebt habe und es waren defintiv Männer dabei... wenn ich es mir recht überlege, eigentlich fast nur Männer...", murmele ich.

Ich glaube mir geht plötzlich ein kleines Licht auf, und das nach fast drei Jahrzehnten. "Ich fühl mich grad echt seltsam", stelle ich fest. Ich hab nichtmal mehr Hunger, obwohl ich noch gar nicht aufgegessen habe, das passiert mir sonst nie. "Als hätte ich von mir selbst keine Ahnung gehabt."

"Mh ja, das kann alles sehr kompliziert sein, und schließlich gehen alle immer davon aus, dass man cis und hetero ist."

"Mhm..."

"Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel..."

"Ich muss das nur sacken lassen und in Ruhe darüber nachdenken." Waren vielleicht bisschen zu viele Begriffe auf einmal und eventuell muss er mir später nochmal kurz sagen, was davon was ist, aber gut, dass ich das nun wenigstens schonmal gehört habe.

Und bezogen auf mich - im Prinzip ist alles gut, ich bin ja glücklich mit Inho. Er ist alles, was mir zuvor nie bewusst war, dass ich genau das will und brauche. Und meine Eltern mögen ihn. Also gibt es keinerlei Problem. Es ist nur eine Überraschung für mich selbst, die eigentlich gar nicht so überraschend ist. Ich komm klar damit.

"Okay." Inhos Stimme klingt belegt.

"Ich werd mich nicht wieder ewig nicht melden, nur weil ich grübele", verspreche ich meinem Freund und nehme seine Hand. Ich bekomme ein schwaches Lächeln von ihm. "Ich hab dich echt schwer damit verletzt, nicht wahr...", murmele ich. "Es tut mir immer noch unendlich leid, wie blöd ich war!"

"Das ist es nicht. Aber mich hat schonmal jemand verlassen, nachdem er sich über seine eigene Sexualität klargeworden ist. Der meinte, er wäre hetero und ich wäre nur eine Ausnahme, weil ich so ein hübsches Gesicht hab und kaum war ihm klar, dass er doch nicht hetero ist, hat er Haufen andere Kerle aufgerissen. Dich will auf keinen Fall so verlieren."

"Wirst du nicht!", verspreche ich, drücke seine Hand und seufze mitfühlend. "Du hattest bisher nicht so Glück mit Beziehungen, oder?"

"Und trotzdem glaube ich noch an die große Liebe", lächelt er und lehnt sich an mich. "Ohne Liebe wär das Leben nicht so schön, auch wenn man enttäuscht wird. Es gibt sie trotzdem und man findet sie wieder."

"Mhm", stimme ich zu. Ich hab auch Enttäuschungen hinter mir und dennoch bin ich jetzt glücklich, hier in diesem Moment mit Inho. Meine Bindung zu ihm ist wirklich besonders für mich. Ich möchte ihn nicht mehr missen in meinem Leben. "Dich liebe ich sehr."

Überrascht lächelnd blickt er von meiner Schulter auf. "Ich dich auch!"

Das ist das erste Mal, dass wir es uns so deutlich sagen. Lächelnd neige ich den Kopf und tausche einen Kuss mit ihm aus. Mein Herz schlägt Purzelbäume, das macht es bei Inho oft.

Ich will noch gar nicht nach Hause, ich will noch ganz viele Küsse von ihm!

Mein erfundener Freund - Hyunho FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt