"Es war wirklich köstlich!", spreche ich zum gefühlt zehnten Mal meine Begeisterung aus. Hyunuks Mutter lächelt sehr glücklich. Sowohl ihr Mann als auch ihr Sohn sind leidenschaftliche Esser. Mit Essen kann sie sie glücklich machen, und das macht sie gerne. Das ist schon süß anzusehen.
In meiner Familie stehen wir Essen eher neutral gegenüber, und mein Vater kocht viel lieber als meine Mutter. Da ist eben jeder anders.
Während Hyunuks Vater allen Rotwein nachschenkt, nimmt Hyunuk meine Hand. Er drückt sie fest und räuspert sich.
Oh oh.
"Mama. Papa. Ich muss euch was sagen."
Beim Anblick seines Gesichtsausdrucks spiegelt sich Sorge in ihren Gesichtern.
"Hast du was angestellt, Junge?"
"Bist du in Schwierigkeiten, Spatz?"
"Brauchst du Geld?", fragen sie.
Er schüttelt den Kopf. "Es geht um, also, äh... ich möchte... ähm." Erneut räuspert er sich und wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu. Ich drücke seine Hand und streichle mit dem Daumen über den Handrücken.
"Zum Thema Heiraten", meint er schließlich.
Seine Mutter schnappt hörbar nach Luft und der Vater zieht gespannt die Augenbrauen hoch, so wie Hyunuk das auch immer macht. Es ist schon interessant, solche Angewohnheiten bei den Eltern seiner Freunde wiederzufinden.
Hyunuk atmet durch und blickt dann auf. Während des Essens kam das Thema schonmal auf, wobei er sehr energisch meinte, dass er nicht drüber reden will und sein Vater ihn ermahnt hat, nicht so einen vorlauten Ton anzustimmen.
"Ich werde nicht heiraten", verkündet er und seine Eltern setzen sogleich an zu widersprechen.
"Wieso denn nicht? Du bist noch im besten Alter, du solltest doch bald mal jemanden finden!"
'Weil... Männer nicht heiraten dürfen", lässt er die Bombe dann platzen.
Während seine Eltern ihn sprachlos anstarren, setzt er noch hinterher: "Ich habe längst jemanden."
Seine Finger klammern sich an meiner Hand fest und sein Knie zittert. Ich drücke mit meinem Knie dagegen. Wir kennen uns zwar eigentlich nicht gut genug für so viel Körperkontakt, aber wir spielen ja hier ein Pärchen und es scheint ihn zu beruhigen.
Die Eltern zeigen noch immer keine Regung. Hyunuks Mutter hat die Augen aufgerissen und die Vater die Augenbrauen zusammengezogen. Dass ich hier sitze, scheint er vergessen zu haben und die Sache für einen Scherz zu halten. "Sag doch sowas nicht, Junge!", meint er halb ungläubig, halb amüsiert.
Seiner Frau hingegen scheint ein Licht aufzugehen. Langsam dreht sich ihr Kopf in meine Richtung. Entsetzt sieht sie mich an. Dieser Gesichtsausdruck ist unangenehm. Mein Magen zieht sich zusammen.
Langsam hebe ich unsere verschränkten Hände und lege sie auf den Tisch. Hyunuk werfe ich einen unsicheren Blick zu. Er schluckt. "Ich war auch schon ewig nervös deswegen, weil ich nicht wusste, wie ich euch das sagen soll", meint er, wobei seine Stimme immer leiser und der Blick seines Vaters immer strenger wird. Die Mutter rührt sich nicht. Sie ist zu geschockt.
Der Vater macht den Mund auf. Und wieder zu. Dann steht er wie in Zeitlupe auf und verlässt schlurfend den Raum ohne uns noch eines Blickes zu würdigen. Im Flur hört man ein mühselig unterdrücktes Geräusch, das wie eine Mischung aus entsetztem Grummeln und Seufzen ist, vielleicht auch Schluchzen.
Wortlos erhebt sich nun auch die Mutter und geht. Sie schaut traurig zurück, eh sie die Tür schließt, meidet aber meinen Blick.
Kurz ist Stille. Dann eine geht eine hitzige Diskussion los, aber die Worte verstehe ich nicht klar, und Hyunuk hoffentlich auch nicht, falls etwas Schlimmes darunter ist. Seine Eltern entfernen sich und das Schweigen im Raum wird immer drückender.
"Hyunuk?", frage ich leise. Er schüttelt den Kopf und lässt ihn in seine aufgestützte Hand sinken. In der anderen hält er noch immer meine Hand.
Er sagt nichts, aber seine Schultern fangen an zu beben. Fuck. Fängt er etwa an zu weinen?
Vorsichtig hebe ich meine freie Hand ohne zu wissen, was ich damit überhaupt will.
"Scheiße!", flüstert Hyunuk erschüttert und ich zucke zusammen. "Was hab ich getan??"
"Ich hab ehrlich gesagt auch nicht mit so einer Reaktion gerechnet." Zur Hölle, was soll denn das? Sie hätten ja sagen können, dass sie es scheiße finden oder schimpfen können. Selbst rauswerfen wäre besser gewesen. Dann hätten wir jetzt aufatmen und zurückfahren können statt so im Ungewissen zu hängen. Es ist eine schreckliche Situation für ihn.
"Es tut mir leid, Hyunuk. Wahnsinnig leid", entschuldige ich mich. Schließlich war das meine Idee. Wenn mir nur irgendwas einfallen würde, wie ich es wieder ausbaden könnte! Oder es wenigstens schaffen würde, ihm Trost zu spenden!
Hyunuk schüttelt unter Tränen den Kopf. "Wer hätte das ahnen sollen? Ich hab sie noch nie so enttäuscht..."
Vorsichtig streiche ich ihm über den Kopf. Er dreht sich unmerklich zu mir. Ich lege die Hand an seine Wange und wische mit dem Daumen über die nasse Tränenspur.
"Vor mir zu weinen ist dir bestimmt unangenehm. Aber es ist okay, Hyunuk. Dafür bin ich hier", versichere ich ihm.
Hyunuk meidet meinen Blick. Er schließt die Augen und lässt den Kopf sinken. Da er sich näher lehnt, komme ich ihm entgegen, und so landet sein Gesicht auf meiner Schulter. Zögerlich lege ich den Arm um ihn und streichle seinen Rücken.
"Das bist du mir auch schuldig. Mindestens. Ich weiß nicht, ob ich mich bedanken oder dich verfluchen soll."
"Schon gut. Mach ruhig."
Er atmet tief durch. Seine Hand legt sich zögerlich auf mein Knie.
"Halt mich 'nen Moment, dann verschwinden wir. Ich halt's hier nicht mehr aus."
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Mein erfundener Freund - Hyunho FF
FanfictionHyunuk ist es leid, dass seine konservativen Eltern seine Lebensplanung übernehmen wollen und ihn ständig mit Heiratsvermittlung nerven, egal wie vehement er ablehnt. Er braucht eine Lösung, eine, die sie so richtig schockt und das Wort "Heirat" nie...