☬ тωєиту-σиє ☬

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Die kühle Luft roch noch nach Regen. Letzte Nacht hatte es geschüttet, wie aus Eimern. Es war das typische Wetter um diese Jahreszeit. Die Blätter begannen sich zu verfärben und tauchten den großen Mischwald in viele verschiedene Farben. Ich erkundete bereits eine ganze Weile das kleine Gebirge und da heute Samstag ist, hatte ich Zeit über alles, was passiert war nachzudenken. Tief atmete ich ein. Ich schlief schon ein paar Tage bei Isabelle und seitdem habe ich vom Jay weder etwas gehört, noch sie irgendwo in der Schule gesehen. Ich brauchte Abstand zu ihr, so weh es mir auch tat. Mein Gesicht verzog sich traurig. Weiterhin wanderte ich den Trampelpfad des höchsten Berges lang. Anscheinend war öfters schon mal jemand hier oben gewesen. Auf der Anhöhe erkannte ich dann warum. Eine alte Ruine, welche schon fast komplett verfallen war, stand hier. Neugierig ging ich durch die kaputten Gebäude und betrachtete fasziniert ihren Baustil. Es war ein fremdländischer, alter Stil. Ich vermute mal von Frankreich oder Deutschland. Als ich jedoch an einer Mauer vorbeikam, entdeckte ich eine schwarze Schrift an den Steinen. 'Graffiti', dachte ich zähneknirschend. Wie konnte man so etwas Altes, so verunstaltet? Ich besah erneut das schwarze Graffiti. Der Schriftzug war in einer anderen Sprache geschrieben, welche mir dezent bekannt vorkam. Ich kannte sie aus dem Brief welcher in Jay's Zimmer lag. Sie hatte die gleichen Schnörkel, nur die Schrift war anders. Was wollte Jay hier oben? Langsam trat ich näher an die Mauer heran und strich mit meinen Fingern über die schwarze Farbe. Als ich meine Finger zurücknahm, klebte sie daran. Es kann also noch nicht lange her sein, seit sie hier war. Ich runzelte die Stirn. Warum würde sie etwas an die Ruine schreiben? Es knackte plötzlich laut und kurz danach hatte ich keinen Boden mehr unter den Füßen. Erschrocken schrie ich auf, doch so schnell wie ich gefallen war, erreichte ich auch den Boden. Schmerzerfüllt keuchte ich und stand langsam auf. Was zur Hölle war gerade passiert? Ich schaute, mir meinen Hintern reibend nach oben, wo ich das Loch vermutet hätte. Jedoch war da nichts weiter, als der rote Himmel. Warte was? Ungläubig blinzelnd schaute ich nochmal nach oben. Tatsächlich besaß der Himmel keine blaue Farbe, so wie man es normaler Weise gewöhnt war, sondern einen roten bis dunkelroten Ton. Wo bin ich hier nur gelandet und warum ist es so heiß hier? Ich zog meine Jacke aus und schaute mich um. Unter mir lag eine kleine Stadt und weiter dahinter ein großes Gebäude, welches ich als Schloss oder ähnliches entzifferte. Die Stadt unter mir wurde auf einer fliegenden Insel gebaut und zum Schloss führte eine aus schwarzem Stein bestehende Brücke. Unter der Insel loderten riesige Flammen auf, aus denen Schreie erklangen.
Ich war in der Hölle gelandet und das wortwörtlich. Verzweifelt zog ich mir an den Haaren. Das konnte doch nicht wahr sein?! War die Ruine etwa ein Tor zur Hölle? Nein, ich habe mich falsch ausgedrückt... Ein Loch zur Hölle?

Scheiße!

Wie soll ich da je wieder rauskommen? Lebende haben hier definitiv nichts zu suchen. Ich kann doch nicht einfach zu Hades gehen und sagen: 'Hey ich bin aus Versehen in dein Loch gefallen und in der Hölle gelandet. Würdest du mich freundlicherweise wieder nach oben befördern?' Ich glaube, da könnte ich mir noch einen zweiten Grabstein neben den von Jay hinstellen. Seufzend blies ich mir eine pinke Strähne aus dem Gesicht und setzte mich in Bewegung. Ich war für diesen Ort hier zu auffällig. Vielleicht sollte ich mir in der Stadt da unten irgendwie ein Umhang oder so klauen, um nicht allzu sehr aufzufallen.

Nach einer vierteln Stunde hatte ich es endlich geschafft, mir ein schwarzes Cape zu schnappen und verdeckte nun mein Gesicht mit der Kapuze. Die Gestalten, die durch die Stadt liefen, bestanden aus schwarzem Rauch und hatten die Silhouetten von Menschen. Dort wo eigentlich ihre Augen waren, saßen zwei rote Punkte. 'Die sind dezent gruselig...', dachte ich und beeilte mich durch die Stadt zu kommen. So richtig hatte ich keinen Plan, was ich nun machen sollte. Das Beste wäre es wahrscheinlich erstmal jemanden zu finden, der mich wieder nach Onryx bringen kann. Das Problem dabei ist, dass ich von mindestens drei Personen weiß, dass sie in der Unterwelt beliebig ein und aus gehen können und ich möchte gerade einer Person von den Dreien nicht begegnen. 'Du schaffst das Naomi. Du gehst darein, trittst Hades gegenüber und bist dann wieder in deinem gemütlichen Bett in Onryx. Ist doch gar nicht so schwer.' Und wie schwer das ist, vor allem wenn ich einem Gott gegenübertrete. "Aish!", zischte ich und marschiere selbstbewusst und mit wehendem Umhang über die Brücke hinweg zum Schloss des Hades. Die Tore öffneten sich von selbst, als ich mich ihnen näherte und so schlüpfte ich leise in den leeren Flur dahinter. Zum Glück war ich bis jetzt noch keinen Dämon begegnet, jedoch war es hier zu meinem Beileid noch heißer als draußen. Der Flur wurde durch verschiedenfarbiges Feuer beleuchtet, welche an der schwarzen Steinwand zu bunten Lichtern verschmolzen. Geräuschlos huschte ich immer weiter, bis ich irgendwann Stimmen hörte und mich bis zur nächsten, riesigen Torbogen vorarbeitete. Inzwischen wurden die Stimmen immer lauter und ich entzifferte eine dunkle, männliche Stimme, sowie eine dunkle, weibliche Stimme, welche ich Jay zuordnen konnte. Shit, Jay war hier. Leicht lugte ich um die Ecke und erblickte einen Mann, der unruhig hin und her lief und Jay, die auf einer ledernen Couch saß, den Kopf auf einer Hand abgestützt und ihren Vater beobachtete. 'Sie sieht fertig aus.', dachte ich im Stillen und nagte an meiner Unterlippe. Tatsächlich hatte Jay dunkle Ringe unter den Augen. "Und wie viele sind jetzt noch auf der Erde?", dröhnte die Stimme von Hades durch den großen Raum, welchen ich wage als Wohnzimmer entziffern konnte. "Einer." Jay sah ihrem Vater wissend in die Augen. Hades knirscht mit den Zähnen. "Abbadon, dieser Dreckskerl. Nutzt jede Chance, die er kriegen kann. Du musst ihn unbedingt finden, nicht, dass er noch Besitz von einem Menschen ergreift." Jay nickte kurz. "Bin schon dabei. Ich konnte ihn aber bis jetzt nicht aufspüren. Selbst mit Fenris Hilfe nicht." Der Gott der Unterwelt schnaubte und blickte in einen Teil des Raumes, den ich von hier aus nicht sehen konnte. "Dann hat er wohlmöglich schon jemanden in Besitz genommen." Die Blauhaarige schloss erschöpft die Augen und atmete laut aus. Redeten sie etwa von den Dämonen, die mit Jay aus der Unterwelt abgehauen sind? Meine Mitbewohnerin fuhr sich durch die Haare und erst jetzt bemerkte ich die mattschwarz, nach hinten gewundenen Hörner. Hades hatte sie ebenfalls, nur gewaltiger und in einer blutroten Farbe. "Du solltest das Kind nicht so überanstrengen. Du siehst doch, wie fertig sie zurzeit ist.", ertönte plötzlich eine helle, weibliche Stimme und eine Frau mit bodenlangen, kunstvoll hochgesteckten, roten Haaren trat zu Jay an die lederne Couch. Sie strich der Blauhaarigen sanft mit der Hand über den Kopf. War das etwa Persephone? Sie ist so hübsch. Staunend musterte ich die Rothaarige Schönheit. Sie trug ein ausgefallenes Kleid und eine aus schwarzen Edelsteinen bestehende Krone. Persephone war ein wahrer Kontrast zu Hades, welcher sich nun so gedreht hatte, dass ich sein Gesicht sehen konnte. Sein Äußeres sah jünger aus, als ich dachte, vielleicht so in seinen 30-40 Jahren. Kurz geschnittene, schwarze Haare, ein teuer aussehendes Ledergewand und rot leuchtende Augen. "Ach wegen der Tochter von Athene?" "Nicht nur deswegen. Du trägst ihr viel zu viele Aufgaben auf!", tadelte die Rothaarige Schönheit den Gott der Unterwelt. Hades blickte Persephone mit hochgezogener Augenbraue an. "Sie hat es sich selbst eingebrockt." "Ja, aber ihr so einen mächtigen Dämon zu überlassen. Hades, er ist fast auf deinem Niveau!" Ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter. Hades seufzte ergeben und ging davon. Gewinnend lächelte Persephone Jay an, welche jedoch immer noch die Augen geschlossen hatte. Sie war so gut zu Jay. Fast, als wäre sie ihre eigene Mutter. Die Rothaarige erinnerte mich an meine Eigene. Gerade wollte ich mich zurückziehen und Hades suchen, doch etwas ließ mich wieder hellhörig werden. "Wie geht's dir Jayna." Jayna? Wieso nannte Persephone sie so? Ist das etwa ihr richtiger Name? Die Angesprochene brummte und öffnete die Augen. Müde blickte sie die Rothaarige an, welche sich neben sie auf die Couch gesetzt hatte. "Scheiße." "Ist es immer noch wegen Naomi? Hat sie sich nicht wieder gemeldet?" Jay schüttelte mit einem besorgten Blick den Kopf. "Nein." Persephone seufzte. Dann war es eine Weile still zwischen den Beiden. Mit unruhigen Blick sah ich mich im Gang um. Wo könnte Hades hingegangen sein? Oder sollte ich einfach Jay bitten, mich wieder nach Onryx zu bringen? Leise stieß ich meine unbewusst angehaltene Luft aus. Ich sollte so schnell wie möglich von hier weg. Dies war kein Ort für die Lebenden. Schon alleine die Schreie bereiteten mir gewaltige Kopfschmerzen. Das klacken von Krallen ertönte auf den steinernen Boden. "Fenris!", donnerte plötzlich Jay's Stimme laut und ich zuckte leicht zusammen. "Lass ihn. Vielleicht hat er einen Dämon gewittert.", erwiderte die Rothaarige daraufhin und es klang so, als würde sich die Tochter des Hades wieder auf die Couch fallen lassen. "Sie bedeutet dir viel oder?" "Wer?" "Na Naomi. Jetzt tu nicht so!", lachte Persephone. "Ich habe keine Ahnung.", erwiderte Jay leise. Die Frau des Hades legte den Kopf schief. "Ich bin nicht so gut in Gefühle interpretieren.", fügte Jay, auf den Blick ihrer Ziehmutter hinzu. Persephone schnaubte. "Ich bitte dich! Du beschützt sie, wo du gehst und stehst und die Schreie verschwinden auch, wenn sie dich berührt oder?" Jay sah die Frau geschockt an und diese lächelte wissend. "Woher?" "Bei mir und Hades war es genauso. Was denkst du, warum er mich mit in die Unterwelt genommen hat?" Ich biss die Zähne zusammen. Diese Unterhaltung war sicherlich nicht für fremde Ohren bestimmt, auch wenn ich jetzt schon fast die Hälfte mitbekommen hatte. Ich sollte mich wirklich auf das wesentliche konzentrieren. Schweren Herzens riss ich mich von dem Anblick der Blauhaarigen los und wanderte den Flur entlang in der Hoffnung irgendwo Hades zu finden. Jedoch kam ich nicht weit. "Ein Irdischer ist in der Hölle.", donnerte die Stimme von Hades durch das ganze Schloss. Fuck! Nun wussten sie, dass ich hier bin. Kurz darauf hörte ich aufgeregte Stimmen aus dem Wohnzimmer, unteranderem die von dem Gott der Unterwelt. Ich guckte über die Schulter, um zu sehen ob sie schon im Gang waren, doch noch erblickte ich keine Menschenseele. Bis ich ein Knurren vor mir hörte. Shit! Langsam drehte ich den Kopf zurück. Vor mir stand der gleiche Dämon, den Jay benutzt hatte, um mich zu suchen, nur weitaus größer. Schnell wich ich ein paar Schritte nach hinten, aber der Wolf drängte mich immer weiter rückwärts Richtung Wohnzimmer. "Nein, bitte nicht!", wisperte ich, wie als würde ich hoffen, dass er mich versteht. Tatsächlich veränderte sich der Ausdruck in seinen Augen von aggressiv zu teilweise verstehend, aber auch entschuldigend, bevor er mich weiter zurückdrängte. Zittrig und auf das, was gleich kommen würde atmete ich aus und wischte mir über die schweißnasse Stirn. Abwehrend hob ich die Hände und raunte ein letztes Mal: "Bitte nicht!" Aber es war schon zu spät. Fenris hatte mich bereits durch die Tür gedrängt. Die drei Anwesenden drehten sich zur Tür und Jay stand mit einem entgeisterten, doch auch besorgtem Blick auf. "Jay...ich-" Mir wurde schwindlig. Kleine schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und mit einem Mal gaben meine Beine nach. Jay war in binnen von Sekunden bei mir und fing mich auf. "Nao.", raunte sie. "Es tut mir leid.", murmelte ich noch, bevor ich in ihren Armen zusammensackte.

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1923 Wörter

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Axy D left the Chat.

𝕻𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙𝖑𝖞 𝕴𝖒𝖕𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt