Kapitel 17

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                                              "Ein Frack ist ein Ort an dem ein Schatz schlummert"   -Alligatoah

R U B Y

Ich wurde wach, weshalb wusste ich auch nicht. Allerdings fehlte die wärme die mich in der Nacht umhüllte hatte, verwundert tastete ich auf der anderen Seite nach einem warmen Körper doch meine Hand fand nur gähnende Leere vor.

Verwirrt und noch im Halbschlaf setze ich mich auf, schaute mich um und brauchte einen Moment bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Langsam und vorsichtig stand ich auf, darauf bedacht nirgends vorzustoßen. Auf nackten Füßen und immer noch im Shirt gekleidet tapste ich leise aus dem Schlafzimmer in Richtung Küche, woher ich Licht vernahm.

Die Tür stand offen wodurch das Licht in den Flur gelangte und mir meinen Weg leuchtete. Im Türrahmen zur Küche angekommen verharrte ich, musterte die Szene, die sich mir bot. Jonas nur mit einer Jogginghose bekleidet, mit dem Rücken zu mir und eine halb volle Jack Daniels in der Hand, zum Fenster raus schauend in die Nacht.

Versunken in seine Gedanken bekam er nichts von mir mit. Vorsichtig und darauf achtend ihn nicht zu erschrecken ging ich auf ihn zu. Stellte mich stumm neben ihm, sagte nichts, tat nichts, wollte ihm einfach nur zeigen, dass ich da war. Ich hatte eine Ahnung was ihn zu dieser unmenschlichen Stunde aus dem Bett getrieben hatte. Albträume.

Es machte mich verdammt neugierig, weswegen er sie hatte aber von mir selber wusste ich wie schwer es war über sowas zu reden. Ich drängte ihn zu nichts, war immer noch still achtete aber auf jeden Atemzug von ihm und noch so kleine Geste die er machen könnte. Vorsichtig steckte ich meinen Arm nach ihm aus, berührte ihm sachte am Arm.

Kurz zuckte er zurück und spannte sich an doch als ich meine Hand nicht wegnahm, fing er an sich zu entspannen. Sein Blick war immer noch nach draußen gerichtete. Leere beherrschte diesen Blick Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, und Kraftlosigkeit mischten sich noch mit dazu.

Nie hätte ich gedacht, dass ich Jonas noch gebrochener sehen könnte als beim letzten Mal, wo wir zusammen auf der Couch gelegen hatten. Immer noch war es totenstill in der Wohnung, hätte man ein Korn fallen lassen, man hätte es gehört.

Ich wagte mich Schritt für Schritt vor, um ihm zu zeigen, dass ich auch da war, dass er sich auf mich stützen konnte egal, was noch passieren würde. Mittlerweile legte ich meinen Arm von hinten um seine Taille. Plötzlich drehte er sich zu mir und drückte mich an sich.

Überrumpelt von seiner Aktion wusste ich im ersten Moment nicht was los war doch dann legte ich meine Arme noch fester um ihn, hielt ihn fest während er anfing zu beben in meinen Armen. Ihn so zu sehen brach mein Herz. Ich wusste wie schwer es für mich gewesen war doch die ganze Sache noch mal aus der Perspektive anderer zu sehen, die nicht wussten, was sie machen konnten, die total machtlos gegenüber den Albträumen waren, ließ mich die Situation meiner Familie damals besser verstehen. Ich konnte den Schmerz nachvollziehen, den sie damals auch Empfunden hatten.

„Hey, was ist los?" Stellte ich die Frage zögernd, nachdem er sich etwas beruhigt hatte.

„Es kommt alles wieder hoch. Keine Ahnung. Die Erinnerungen an...an Mama, die vom Knast dazu der ganze Stress, die Drogen. Es..es..ich..Ach fuck es macht mich kaputt. Es zerfickt mein Herz jede Nacht wieder. Jede Nacht wiederholen sich die Szenen. Die Enttäuschung in den Augen meiner Mutter als sie das mit den Drogen mit kriegte, hat als ich in den Knast musste. Ich halte das nicht aus. Der Knast war jeden Tag ein Kampf ums reine überleben. Immer und immer derselbe Kreislauf. Es ist wie... wie wenn du..wenn du versuchs dem Treibsand zu entkommen und es hilft auch nicht, wenn du still hältst. Egal wie sehr du es versucht nicht in der Tiefe zu versinken, es bringt nichts. Am liebsten würdest du sofort aufgegeben, weil du weißt, dass es dich wieso nach unten zieht und es so leichter wäre."

Redete er es sich von der Seele „Warum hast du nicht schon vorher mit mir geredet? Oder mit deiner Schwester? Oder John?" „Ich hatte Angst, dass ihr denkt, ich wäre schwach, dass ihr mich auslachst." „Ich würde dich nie auslachen, Jonas. Glaub mir ich weiß sehr gut wie es ist Albträume zu haben das weißt du doch. Und John und deine Schwester hätten dich nie ausgelacht." Vorsichtig nahm ich Jonas die Flasche aus der Hand.

„Das nächste Mal egal wo ich bin egal was ist, du kannst mich anrufen und mit mir reden okay? Ich möchte nicht das sowas wie heute nochmal passiert. Ich kann dir Helfen zwar nur bis zu einem Gewissen Punkt aber ich kann dich immer und überall unterstützen. Du musst es nur zulassen." Ließ ich ihn wissen guckte ihm in die Augen, um ihn wissen zu lassen das ich jedes Wort, was ich sagte, auch so meinte. Erschöpft nickte er mit dem Kopf. „Lass uns schlafen gehen." Auffordern streckte ich ihm meine Hand entgegen. Seine Hand in meiner gingen wir zurück ins Bett.

Erleichtert ließ ich mich zurück in die Federn sinken, paar Sekunden später senkte sich die Matratze nochmals. Ich wurde auf einen warmen Körper gezogen. Jonas legte sein Gesicht in meine Halsbeuge und atmete tief meinen Duft ein, sein Herzschlag unter meiner Hand beruhigte sich Atemzug für Atemzug wobei ich mich auch wieder langsam entspannen konnte.

Immer weiter driftete ich in das reich der Träume, glücklich darüber das sich Jonas mir gegenüber ein Stück weiter geöffnet hatte und trotzdem besorgt über die Ereignisse auch, wenn es mir half ihn besser zu verstehen. Er hatte mir einen größeren Teil von ihm gezeigt und mir damit sein Vertrauen bewiesen, alleine deswegen würde ich versuchen ihm zu helfen.

Keine Ahnung | Gzuz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt