2 - Die Begegnung

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Überarbeitet

Rachel

Der Crossplatz befand sich hinter einem riesigen Wald, der einige Meter weiter hinter unserem Haus in die Höhe ragte. Man brauchte zwar nicht lange dorthin, dafür aber lief man über die Hälfte der Strecke auf hartem sandigen Boden in der heißen Sonne, während man gefühlt nur das Zirpen von irgendwelchen Grillen in den Ohren hatte.

Meine glatten blonden Haare klebten an meinem Gesicht fest, als ich endlich diesen staubigen Platz erreichte, der eigentlich das zweite Zuhause für meinen älteren Bruder war.

Seit Zane zum achtzehnten Geburtstag eine Motorcross geschenkt bekommen hatte, war er hier nur noch zu finden. Meistens zusammen mit seinem Sandkastenfreund Timoth und vielen anderen Leuten, die ich jedoch nicht näher kannte.

Es ist seine Welt und in diese mischte ich mich nicht allzu gerne ein.

Suchend blickte ich mich nach ihm um und schirmte mit meiner Hand die unbarmherzigen hellen Strahlen der Sonne ab, um einigermaßen freie Sicht zu haben. Denn der helle Sand blendete sehr und über den noch winzigen kleinen grünen Flächen schien die Hitze förmlich flackernd vor sich hinzustehen.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich genau in diesem Moment einen anderen Crossfahrer über den Hügel springen sah und wie er sich zusammen mit seinem blitzschnellem Gefährt in der Luft drehte. Das blaue Metall glänzte dabei kurz im Licht der Sonne auf.

Entsetzt und zur gleichen Zeit erstaunt verfolgte ich wenige Sekunden danach, wie der schwarz-weiß gekleidete Fahrer mit dem Motorad voller Eleganz auf dem Boden landete, um sich dann der nächsten Herausforderung zu stellen.

Kopfschüttelnd wandte ich mich von ihm ab.

Die sind doch alle lebensmüde.

Wie beruhigend, dass mein Bruder sich offenbar schon den ganzen Vormittag damit vergnügte, sich nicht lebendig unter diesem Metallmonster begraben zu lassen oder sich an den Hügeln nicht das Genick zu brechen.

Ein Grund mehr, warum ich nicht so oft hierhin wollte. Ich würde nur ständig die Hände über den Kopf schlagen und ihn mit meiner Sorge um seine Gesundheit gebührend nerven.

Wieder wischte ich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe ich endlich meinen Bruder entdeckte. Weiter ab vom wilden Stuntgeschehen hatte er es sich auf dem vertrockneten Gras gemütlich gemacht. Neben ihm hockte noch Timoth und ein anderer Typ, der mir relativ neu erschien.

Etwas zögernd ging ich auf sie zu, bevor ich mich an dem Riemen riss und meinen Weg entschlossener antrat.

Ich musste ihm ja nur sein Handy bringen und konnte danach gleich wieder gehen.

"Hey", begrüßte mich Zane fröhlich, als ich bei ihnen ankam. "Danke, dass du mir mein Handy bringst."

"Ach kein Problem", antwortete ich nur beiläufig, etwas verlegen davon, weil die drei mit ihren gutgebauten freien Oberkörpern in ihren Bikerjeans vor mir saßen und mich so unverblümt anschauten.

Timoth nickte mir kurz freundlich zu, bevor er sich wieder dem hellbraunhaarigen Typen widmete.

"Und? Alles klar bei dir?" Prüfend musterte Zane mich.

Ich lächelte ihn an und winkte mit der Hand ab. "Aber natürlich. Es ist heute nur wieder ziemlich warm."

"Dann setz dich doch noch kurz zu uns, wir machen gerade Pause und du kannst dich vom Laufen ausruhen." Einladend deutete er mit der freien Handfläche auf das Stückchen Rasen neben seiner wild beklebten Cross.

Maybe TimelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt