3 - Eine missliche Lage

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Überarbeitet

Zane

Ich beobachtete entsetzt, wie Caydon mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck meiner Schwester hinterherguckte, die sich nicht gerade langsam entfernte.

Was war denn mit dem auf einmal falsch?

Nicht dass meine Schwester hässlich wäre, eher im Gegenteil. Mit ihrer natürlichen Art wirkte sie zehnmal hübscher als irgendwelche Modepüppchen. Allerdings bevorzugte Caydon eben genau diese Modepüppchen - und irgendwie gefiel mir es mir nicht ganz so, dass er jetzt wohl seinen Geschmack geändert hat.

Hooke und Timoth tauschten jeweils ein amüsiertes Grinsen aus, als sie ebenfalls mitbekamen, wie offentsichtlich sprachlos Caydon wirkte.

Wieder flammte dieses komische dumpfe Gefühl in mir auf. Diese Art von Gefühl, bei dem man unbedingt etwas beschützen wollte und es aber auf der anderen Seite nicht konnte.

Caydon hatte ebenfalls eine Schwester, die mir schon lange den Kopf verdreht hat. Jetzt wusste ich mal, wie es sich offenbar für ihn anfühlte, wenn ich neben ihm stand und Delia am Horizont auftauchte.

Es war irgendwie als Beobachtender nicht auszuhalten und ob ich es wollte oder nicht, aber etwas sagte mir, dass ich Caydon besser von Rachel fernhalten sollte.

Nur wäre das sehr unfair, denn Caydon widerum billigte es ja auch, dass ich seiner Schwester hinterhersabberte.

Das war jetzt gerade echt eine missliche Lage.

Genau in dem Moment meiner Erkenntnis drehte Caydon seinen Kopf zu mir und die grünen Augen betrachteten mich wie gewohnt.

Offen und freundlich.

Es war keine Spur mehr davon zu sehen, dass er gerade noch etwas neben der Spur gestanden hatte.

Vielleicht hatte ich mich auch einfach nur geirrt und mir umsonst Sorgen gemacht, wie ich mich jetzt verhalten sollte.

Besser wäre es.

Um meine Unsicherheit wegen dieser Situation zu überspielen und dieses Kratzen im Hals wegzubekommen, räusperte ich mich und hob fragend eine Augenbraue. "Hast du plötzlich Interesse an meiner Schwester bekommen oder wie darf ich das verstehen?", spöttelte ich grinsend mit verschränkten Armen.

Ich hatte mich am Ende doch für den scherzhaften Kommentar entschieden. Auf gar keinen Fall wollte ich, dass er mitbekam, wie sehr mich der Gedanke stören würde, wenn er wirklich Interesse an ihr hätte.

Caydon zog seine linke dunkle Augenbraue jetzt ebenfalls hoch. "Möchtest du lieber als ihr großer Bruder hören, dass sie hässlich ist?", konterte er und ein mürrischer Zug entstand um seinen geschürzten Mund. Während wir ihn nur misstrauisch beäugten, zündete er sich seelenruhig eine Zigarrette an und atmete langsam die Luft aus, bevor er weiter fortfuhr. "Weil das ist sie nämlich nicht."

Hmpf, ja, das wusste ich auch.

So lange er nur sagte, dass sie hübsch ist und sich ihr nicht weiter nähert, ist alles in Ordnung. Er würde ihr nur wehtun. Wie oft hat sich schon Cherry, seine gelegentliche Freundin in irgendeinem noch nicht ergründetem Verhältnis, wegen ihm die Augen ausgeheult?

Mit meiner Schwester musste ich sowas nicht auch durchhaben.

Timoth war der erste, der das Wort in dieser merkwürdigen Stille ergriff und ich war auch ganz froh, dass für Caydon das Thema Rachel mit seiner letzten Äußerung anscheinend abgehakt war.

 "Was war eigentlich wieder mit ihr los, dass du so lange gebraucht hast? Gab es wieder Stress?", wollte Timoth von Caydon wissen.

Ach und da haben wir wieder das leidige Cherry-Drama.

Maybe TimelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt