11 - Eine Wette nur zwischen uns beiden

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Überarbeitet

Rachel

Am nächsten Tag ging es Zane glücklichweise wieder besser und somit konnten wir auch endlich nach Hause fahren.

Nicht, dass ich Delias Gesellschaft nicht mochte oder schätzte, aber leider gab es ja da noch ihren Bruder und dieser verhielt sich wieder merkwürdig distanziert. Es war so, als ob diese... spezielle Situation gestern Abend gar nicht existiert hätte, sondern nur eine dieser Tagträume war, von denen ich nicht zu wenig hatte.

Aber gut, mir sollte es nur recht sein, dass er auf Abstand blieb. Anscheinend musste ich wohl einfach nur Situationen meiden, in denen ich mit ihm alleine war - denn größtenteils war er ja in diesen wie ausgewechselt.

Ich beschloss, während ich mein Zimmer etwas aufräumte, mir Caydon endgültig aus dem Kopf zu schlagen und mich stattdessen in meine Schulaufgaben zu stürzen.

So vergingen zwei Tage, in denen sich meine Normalität zurückschlich und ich mich lieber mit einem nervigen Ilay abfand, der weiter um gemachte Hausaufgaben bettelte. Allerdings waren diese zwei Tage auch schon alles, was ich an Normalität abbekam, den wie aus heiterem Himmel stand Delia am Dienstagnachmittag vor dem Eingang meiner Schule, als ich mich nach der letzten Stunde und vor einem erneut flehenden Ilay aus dem Gebäude rettete.

"Na sowas", murmelte ich, winkte ihr und lief verwirrt auf sie zu.

"Hiiiii, Rachel!", trällerte sie, dabei umarmte sie mich fest. "Ich hoffe, ich überrumpel dich nicht allzu sehr, aber hättest du Lust, mit mir heute Baden zu gehen? Wir müssten nur mal schnell zu mir nach Hause fahren, um meine Badesachen zu holen. Selbstverständlich kannst du auch welche von mir bekommen." Erwartungsvoll strahlte sie mich an. "Was ist nun? Kommst du mit? Das wäre nämlich echt cool."

In der Tat überrumpelte sie mich mit ihrem Manöver ziemlich, denn ich hatte für meinen Nachmittag alles anderes als das geplant. Er sollte ruhig und beschaulich zugehen. Ich würde spazieren gehen, lernen, ein Buch lesen und alles andere machen, um mich von den Geschehnissen der letzten Male abzulenken.

Ein Badeausflug, auf dem sicherlich auch eine Cherry nicht weit entfernt war, klang alles andere als verlockend.

Nur fiel es mir sehr schwer, Delia mit ihrem strahlenden Lächeln und den freudig blitzenden Augen abzuweisen. Es war ein schönes Gefühl, dass sie mich anscheinend so sehr mochte und mich immer wieder aufsuchte, um mit mir Zeit zu verbringen. Das kannte ich so gar nicht, denn meistens war ich eher die, die anderen hinterhergerannt ist.

Zum Beispiel bei Jess.

Sollte ich Delia dann also wirklich absagen? Wahrscheinlich eher nicht, denn ich mochte es ja ebenfalls etwas mit ihr zu unternehmen, auch wenn es bisher noch nicht so oft war - aber gerade das wollte Delia wahrscheinlich ändern.

Ich lächelte zögernd. "Also...Das hört sich alles sehr gut an-"

"Aber was? Wenn du nicht mitkommen willst, akzeptiere ich das auch. Schließlich bin ich ziemlich spontan hier aufgetaucht."

Letzte Chance zum Umentscheiden - doch der nächster Blick auf ihre enttäuschte Miene bereitete mir so ein schlechtes Gewissen, dass ich einfach nicht nein sagen konnte.

"Nein, nein. Alles gut." Ich lächelte sie an. "Ich komme mit."

Als wir mit Delias Cabrio vor ihrem Haus hielten, stachen mir sofort zwei Personen im Vorgarten an der Garage ins Auge, die ich hundertprozentig als letztes begegnen wollte.

Und schon bereute ich mein Entscheidung das erste Mal.

Cherry saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem klapprigen Hocker und glättete kurz mit den Händen ihren Rock, auf denen sich niedliche blaue Blumen rankelten. Zusammen mit der weißen dünnne Bluse wirkte sie wie ein Unschuldsmädchen vom Lande, während sie ihre volle Aufmerksamkeit Delias Bruder schenkte.

Maybe TimelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt