Rauch kräuselte sich auf seinen geschlossenen Lippen, während Ace unter einem uralten Eichenbaum stand und das Schauspiel beobachtete, das sich vor seinen wachsamen Augen abspielte.
Stahl auf Stahl klirrten als die Schwerter zweier Krieger aufeinanderprallten und zusammen kämpften. Von weitem sah es aus, als würden beide einen geschmeidigen Tanz vollführen. Sobald ein Krieger zwei Schritte nach vorne tat, wich dieser gleich wieder Drei zurück.
Ace schnippte mit dem Finger seinen, in ein Papier gedrehtes, Rauchprodukt weg und bliess zu guter Letzt den restlichen Rauch aus seiner Lunge in die Luft. Er steckte dann seine beiden Hände in die Hosentaschen und schlenderte genüsslich zu dem Zelt, der hinter den Trainingseinheiten aufgestellt worden war.
Sein König Eirlys hatte vor einigen Tagen beschlossen, dass seine Armee im dichten Wald halt machen und sich niederlassen sollten. Eine kluge Entscheidung wenn man bedachte, dass sie mitten in der Kaskade von Zoantha, in Shurima und wochenlang der gnadenlosen Sonne ausgesetzt waren.
Es war ein Wunder, dass überhaupt Bäume in einer Wüstenlandschaft wuchsen, die unendlich lang erschien. Die Götter wollten es anscheinend so, dass Pflanzen zwischen den Sandkörnern gediehen, doch Ace beklagte sich nicht. Die Schatten von den Bäumen boten insbesondere Schutz vor den Sandstürmen, die immer wieder wüteten.
Doch selbst im Schatten unter eines Baumes war die Hitze unerträglich und die schwüle Luft machte die Reise nahezu qualvoll. Er vermisste die Schatteninseln schon seit geraumer Zeit und wünschte sich nichts sehnlicher als eine kalte Schwimmgelegenheit in einem See.
Sand wirbelte nach jedem Schritt unter seinen Stiefeln auf. Seine verschwitzten, schwarzen Haare klebten an seiner, von sonnengeküsster, Haut. Dunkler Stoff bedeckten die starken, muskulösen Arme um sie vor der gnadenlosen Sonne zu schützen. Ein eng anliegender Kragen verbarg seinen schlanken Hals.
Durch die Anstrengung der langen Reise, klebte Ace' ganze Kleidung an den Körper, sodass die definierten Bauchmuskeln durch den Stoff drückten.
Er fuhr sich mit einer Hand durch die feuchten Haare und schob anschliessend den Tuch beiseite, der die Öffnung des weissen Zeltes verdeckte, um einzutreten.
Prinz Eirlys' blassblaue Augen blieben kurz an Ace' verschwitzter Kleidung hängen und wanderten dann an seinen markanten Gesicht hinauf, zu den verschiedenfarbigen Augen.
Der Makel, mit der Ace versehen wurde, stammte laut Gedichten und Balladen von der Göttin der Schönheit Calla - Geliebte der Kriegsgöttin Neith.
Das linke Auge war hellbraun - beinahe golden, wenn die Sonne direkt hineinschien - und das Rechte so hellgrau, wie eines der Zwillingsmonde von Runeterra.
Prinz Eirlys rümpfte die Nase und trat um den Tisch, über der er sich gebeugt hatte und blieb vor Ace stehen. Die weissen Haare des Prinzen bildeten einen starken Kontrast zu Ace' dunklen Auftreten.
„Quynh Zonara ist die Faust des Schattens?", fragte der Prinz ihn und lehnte sich mit der Hüfte an den Holztisch. Ace nickte. „Seit ein oder zwei Jahren."
„Seltsam. Hat nicht ihr Bruder den Orden zerstören wollen und ist dann geflohen, als man das herausfand?", grübelte Eirlys weiter nach und fasste sich an sein Kinn.
Ace zuckte nur mit den Schultern. „Niemand weiss genau, wieso Qunyh Zonara doch zur Faust des Schattens erkoren wurde. Wenn du mich fragst, ist Schattenmeister Ksaffeli nicht der Klügste." Natürlich hatte er schon von Azir Ksaffeli gehört. Da Targon ihm allein gehörte und er einen Orden, indem ausschliesslich tödliche Assassinen beteiligt waren, wagte es kaum einer, den Schattenmeister zu verärgern oder anzugreifen.
Prinz Eirlys hatte jedoch andere Pläne mit ihm.
Ace hatte noch nie Azir Ksaffeli persönlich getroffen, doch die Bewohner flüsterten, dass dieser nicht herzlich - und schon gar nicht gutgesinnt war - nein, er wurde gar als sadistisch bezeichnet. Wer von einem Assassinen des Schattenordens geholt wurde, wurde nie wieder gesehen und die Toten, die entweder vollkommen verstümmelt oder ungestaltet wieder am Fusse des Berges auftauchten, sprachen Bände.
Von Quynh Zonara allerdings hatte er selten etwas gehört. Xander Zonara soll noch leben, doch wo er sich gerade aufhielt oder ob er versuchte seine jüngere Schwester aus den Fängen des grausamen Meisters zu befreien war schleierhaft.
„Wir kennen seine Absichten nicht, Ace. Vielleicht hat sein kleiner Juwel etwas, was er braucht", antwortete Prinz Eirlys nachdenklich. „Inwiefern?", hakte Ace nach.
Eirlys blickte ihn wieder an und liess seinen Kinn los. Die Eiskrone sass schief auf seinen Haupt, was ihm ein jungenhaftes Bild abgab. Für einen Fae-Prinzen war Eirlys tatsächlich sehr jung. Seine Eltern starben im frühen Krieg gegen die Noxianer und weil Eirlys der einzige Nachkommen war, wurde ihm die Bürde mit sehr jungen Jahren auferlegt.
Ace hatte den Prinzen vor ein paar Jahren kennengelernt, als er ihn während seiner Flucht vor alten Feinden, auf einen Schiff begegnete. Prinz Eirlys machte ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte. Ein Zuhause auf den Schatteninseln, Reichtum, neue Freunde und vor allem - Sicherheit. Und er beklagte sich bis heute nicht. Obwohl er eher dazu geneigt war ein Einzelgänger zu sein, freundete er sich rasch mit Eiryls an.
Der Prinz legte den Kopf schief. Die Krone verrutschte noch mehr und Ace fragte sich, wieso die Krone nicht bereits runtergescheppert war. „Das gilt herauszufinden. Wir können Azir Ksaffeli nur zerstören, wenn er einen Schwachpunkt hat. Und dieser ist seine Menschenfreundin Qunyh." Ace erschauerte trotz der erdrückenden Hitze im Zelt. Die eiskalten Worte des Prinzen gingen ihm unter die Haut.
„Ich befehle dir hiermit, Quynh Zonara zu finden und alles über den Schattenmeister herauszufinden."
DU LIEST GERADE
Die Nacht so dunkel
FantasyQuynh wurde wegen Xander, ihren Bruder, dessen Verrat den Schattenmeister verärgert hat, in Rechenschaft gezogen. Nun plant sie ihre Flucht und ihre einzige Hoffnung bleibt der Zugang zu den Schatteninseln. Doch als sie Ace, den berüchtigten Blutbän...