Es war ein regnerischer Tag, aber vor allem ein beschissener. Jeden Tag wache ich zu dem gleichen Scheiß auf. Wieder und wieder. Wie jeden Tag gehe ich nach dem aufstehen meine gewöhnliche Runde. Rauche ein zwei Zigaretten und denke nach, bevor ich mich wieder weitere Stunden auf meine Arbeit konzentriere.
Heute höre ich keine Musik beim Laufen. Ich höre das prasseln des Regens, die Vögel und die Strömung vom Fluss. Nach 10 Minuten komme ich, wie jeden Tag, an der Aussichtsplattform an.
Doch heute ist es nicht wie jeden Tag. Sonst bin ich immer alleine hier. So früh ist nie jemand da. Doch heute sitzt jemand auf der braunen, herunter gekommenen , Holzbank und starrt in die Ferne. Langsam gehe ich auf die Bank zu. Die Person scheint Kopfhörer drin zu haben, da sie sich nicht umdreht.
Vorsichtig setze ich mich an das andere Ende der Bank und sehe sie. Sie hat ihre Augen geschlossen und zieht an ihrer Zigarette. Anscheinend bemerkt sie mich nicht. Ich beobachte sie weiter.
Sie öffnet ihre Augen und dreht ihren Kopf zu mir. Ihr Blick bohrt sich direkt in meine Augen.„Denkst du ich habe nicht bemerkt, dass du mich ansiehst?", sagt sie protzig und dreht ihren Kopf wieder geradeaus.
Für einige Sekunden fehlen mir die Worte. „Nicht wirklich, nein.", sage ich trocken und hole meine Schachtel Zigaretten aus meiner Jackentasche.
Einige Minuten schweigen wir beide. Was soll man auch zu einem fremden groß sagen? Sie sieht zu mir rüber, schaut mich von oben bis unten an und starrt wieder auf die andere Seite da Flusses.
„Siehst nicht sehr glücklich aus", bemerkt sie und dreht sich zu mir. „Bin ich auch nicht.", stelle ich offen fest und sehe auf meine Kippe runter. „Und wieso?", fragt sie. „Ich denke nicht, dass dich das etwas angeht."
„Geht es mich auch nicht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns je wieder sehen ist sehr gering und außerdem bin ich neugierig.", gesteht sie und sieht wieder geradeaus.
Sie hat zwar recht, aber warum sollte ich über meine Probleme reden wollen? Wieder fängt sie an zu reden. Sie scheint sehr gesprächig zusein.
„Ich weiß zwar nicht wer du bist und was du für Probleme hast, aber du siehst müde aus. Müde vom Alltag. Und deswegen fragte ich dich, warum du nicht glücklich bist. Ich kenne das. Jeden Tag mache ich dasselbe. Ich stehe auf, geh arbeiten, komme nachhause, habe kaum Zeit für mich oder ein Sozialleben und gehe schlafen. Wofür das ganze? Um mich mein ganzes Leben mit einem 40 Stunden Job zufrieden zu geben? Ich bin so jung. Ich will an Orte, wo ich noch nie war. Ich möchte Menschen kennen lernen, Kulturen, Religionen. Ich will mein Geld ausgeben, mich betrinken, nackt baden, picknicken gehen, trempten, Zelten, durch Städte laufen bis meine Füße weh tun, essen gehen, Lieben, lachen und einfach frei von allem leben.", erzählt sie verträumt und malt mit ihren dreckigen Sneakern Herzen in die unebene Erde. Sie schaut zu mir.
„Und du? Was willst du?", fragt sie mich, bevor sie aufsteht und nach einigen Metern auf dem Waldweg verschwindet.Was will ich?
DU LIEST GERADE
Where my heart goes
Fanfiction„Ich habe noch nie eine starke Person kennengelernt, die eine einfache Vergangenheit hat, Altin.", sagt sie, bevor sie an ihrer Zigarette zieht und mich ansieht. Ihre dunkelbraunen, fast schwarzen Augen treffen mich. Jedes Mal zieht es mich in ein...