Dreißig

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Hanna war mal wieder, wie heute schon einmal, dezent überrascht, doch irgendwie schien sie sich mittlerweile schon fast daran gewöhnt zu haben, dass Dinge passierten, die sie nicht erwartet hatte. 

"Geh du schonmal zum Aufzug, bin sofort bei dir." Hannas blick versuchte Luises Unsicherheit zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Letztendlich gab letztere nach und Hanna stand da, im Gang, vor Juna und war das zweite Mal an diesem Tag etwas sprachlos. "Ich wollte mich entschuldigen." Und schon wieder, Hanna verstand gar nichts mehr. "Wieso das denn?" 

"Ich weiß, dass ich dir gesagt habe, ich würde dich gerne privat treffen. Und in dem Moment, ja,", sie stockte kurz, als würde sie Hannas Reaktion von ihrem Gesicht absehen wollen, "da hab ich es wahrscheinlich auch so gemeint." Hätte es Hanna nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt, dass man gerade den Qualm aus ihren Ohren strömen sehen konnte. "Okay?", lachte Hanna knapp hysterisch und abgehackt. "Was ich sagen will, ist, dass ich sowieso nicht wirklich so etwas wie Freizeit habe, und ganz nebenbei wäre da dann dein Praktikumsplatz bei Laura." Der Blick, den Junas Augen gerade ausstrahlten, kannte Hanna bereits. Es war derselbe wie der, als sie im Riesenbüro zu einem Notfall gerufen wurde und derselbe wie der, als sie beide auf Junas Couch gesessen hatten. Juna schien Hanna gerade eine Art Korb zu geben, was wohl eine leichte Übertreibung dessen wäre, was wirklich war. Immerhin war da eigentlich, ja genau, nichts.

"Ich bin nicht blind, mir ist natürlich auch der Altersunterschied zwischen uns aufgefallen." Und wieder dieser Blick. Hanna reichte es langsam. Juna schien nicht sagen zu können, was sie doch scheinbar so dringend wollte, und dieser Gesichtsausdruck war einfach zu viel des Guten.

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