Time

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Dear Dad;

It's been a while. Nicht nur hier, sondern auch im echten Leben.

Du kommst mir immer öfter mal wieder in den Kopf und ich frage mich, wie es dir geht. Dann denke ich mir, dass es mir egal sein sollte, immerhin scheinst du dich ja auch nicht für meinen Gemütszustand zu interessieren. Jedenfalls ist es mehr als frustrierend, dass du mir selbst jetzt, wo du nicht mehr Part meines Lebens bist, Steine in den Weg legst.

Die Beerdigung von Oma kommt mir immer wieder in den Kopf und ich frage mich, ob du dich genauso sehr geschämt hast, wie ich, weil du nicht da warst. Weil du dich nicht verabschiedet hast. Ich habe mich so schuldig gefühlt. Als dein Name bei der Rede fiel und ich mich erneut umgesehen habe, obwohl ich wusste, dass du nicht da bist.

Im Studium reden wir oft über Suchterkrankungen und Depressionen. Ich habe das Gefühl, das mein Gesicht einfriert jedes Mal, wenn das Thema auf den Tisch kommt und ich dich vor mir sehe. Und immer die Rede davon, dass man Menschen nicht helfen kann, wenn sie sich nicht helfen lassen wollen.

Ob ich das von dir geerbt habe?

Dear Dad Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt