Parties

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Dear Dad;

Manchmal frage ich mich, was ich in meinem Leben falsch gemacht habe, damit ich einen Alkoholiker als Vater verdiene. Ich frage mich, ob ich in meinem vorherigen Leben ein schlechter Mensch gewesen bin, dem man es jetzt heimzahlen möchte. Oder, ob ich es einfach nicht anders verdient habe.

Man sieht all diese Menschen in meinem Alter Alkohol kaufen. Man sieht, wie sie sich darüber lustig machen, wie witzig es doch sei, betrunken zu sein. Wie viel Spaß es doch machen würde.

Und man selbst kann nicht feiern gehen, weil alleine der Gedanke an betrunkene Menschen einem den Hals zuschnürt und das Herz unangenehm schmerzen lässt. Und wenn man gefragt wird, wieso man nicht trinkt.. ja, was sagt man da?

"Nein danke, mein Dad sitzt wahrscheinlich gerade wieder zuhause und hält sich die fünfzehnte Bierflasche an die Lippen. Heute mal nicht. Der Alkohol hat mir mein Leben zerstört und ich möchte nie, niemals etwas damit zu tun haben."

Nein, das sagt man natürlich nicht.

Man sagt, dass man es nicht mag. Das man niemals Alkohol trinken wollte. Das man einfach nicht in der Stimmung sei. Das man sich etwas kränklich fühlt.

Fühlt man sich etwas kränklich, wenn einem alleine bei dem Gedanken an 'Zuhause' schlecht wird?
Oder ist man einfach nur schwach, weil man einfach nicht stärker als die eigene Angst ist?

Auch wenn ich den Gedanken nicht an mich heran lasse, habe ich Angst, dass diese Sucht auf mich übertragbar sein könnte. Das ich nicht mehr aufhören kann, wenn ich erstmal anfange. Das ich so ende, wie du es jetzt bist. Ohne Job, ohne Kontakt zur Familie, ohne Auto.

Du hast mir Angst vor etwas gemacht, was in dieser Gesellschaft als normal angesehen wird. Als etwas, was man nunmal mit Freunden tut.

Bist du stolz auf dich?

Ich weiß es nicht.

Dear Dad Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt