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Die Zeit verging wie im Flug. Ich hatte mich erst vor einer halben Stunde von Elena verabschiedet und jetzt ist sie weg. Seitdem ich sie kennengelernt habe, erzählt sie mir davon, wie toll es wäre Mal ein Auslandsjahr in Frankreich zu machen und nun endlich erfüllt sie sich ihren Wunsch. Ein ganzes Jahr ohne jemanden zu haben, neben dem ich mich etwas wohlfühlte. Ich frage mich, was ich wohl gemacht hatte bevor ich alle vergaß. Eine Ausbildung? Ein Studium? Oder vielleicht hatte ich ja gerade mein Abi geschafft, ich weiß es nicht. Nach dem Unfall vor einem Jahr lag ich eine Weile im Krankenhaus und Rick war immer an meiner Seite. Er hat mir dieses Hotelzimmer gemietet als vorübergehende Lösung bis ich endlich eine eigene Wohnung finde und um die zu finden bräuchte ich erstmal einen Job. Den hab ich aber auch nicht. Ich habe mich schon an hundert Stellen beworben, doch habe nirgendwo eine Zusage bekommen bis jetzt. Wenn ich wenigstens meine Stärken kennen würde, wüsste ich wonach genau ich suchen soll, aber das tue ich nicht.

Während ich über all diese Dinge nachdenke laufe ich am langen Flur mit dem roten Teppich entlang. Ich laufe in Richtung meines Zimmers. Als ich die Tür öffne und das aufgeräumte Zimmer sehe, wird mir wie jedes Mal aufs neue klar, wie sehr ich mir endlich ein richtiges Zuhause wünsche. Die weiße Wand mit dem riesigen Ölgemälde und das türkise Bett mit der hübschen weißen Decke. Der gelbe Schreibtisch und der große Spiegel davor. Die Pflanzen und der große Kleiderschrank. All diese optisch schönen Dinge machen diesen Raum nicht zu einem richtigen Zuhause. Es fehlen die Menschen, diejenigen die den vier Wänden Leben verleihen und Freude bringen, eine Familie fehlt. Wo ist meine Familie? Warum sucht denn niemand nach mir. Es ist nun schon ein Jahr her, aber niemand hat sich auf irgendeine Art bei mir gemeldet. War ich denn schon immer so einsam?

Ich öffne die Schublade neben meinem Bett und nehme die Tabletten raus, die Rick mir gegeben hat. Er hat mir gesagt ich muss sie regelmäßig nehmen, wenn ich sie nicht nehme könnte ich psychische Schäden vom Unfall erleiden. Klingt gruselig. Ich weiß, ich könnte Rick fragen, was er sonst noch über mich weiß, denn womöglich könnte ich so immer mehr herauskriegen, aber ich traue mich einfach nicht. Ich habe Angst, dass er mir Dinge sagen könnte, die ich nicht hören will, schlimme Dinge.

Ich hole Wasser aus dem Getränkekühler und fülle mir ein Glas auf. Morgens und Abends muss ich davon trinken, aber heute morgen habe ich vergessen sie zu nehmen. Ich hoffe es ist nicht allzu schlimm, wenn ich sie einmal vergesse. Wenn ich Rick das nächste Mal sehe, dann frage ich ihn Mal ob unregelmäßiges Einnehmen negative Folgen haben könnte. Was soll schon passieren, wenn man sie ab und zu vergisst?

Auf dem Schreibtisch liegt eine Schachtel Puzzle, das mir an meinem Geburtstag geschenkt wurde. Eigentlich mag ich keine Puzzles, aber ich mag Geschenke und außerdem möchte ich noch nicht schlafen, also nehme ich mein Kissen und setze mich auf den Teppich wo ich anfange die Puzzleteile zu sortieren. Erst die Ecken, dann alle Teile, die Ränder haben und diese sortiere ich dann nach der passenden Farbgruppe, indem ich mich am Bild vom Deckel orientiere.

Nach einpaar Minuten merke ich, wie mir übel wird. Das passiert jedes Mal, wenn ich diese Tablette nehme und furchtbare Kopfschmerzen, die schwer auszuhalten sind. Rick ist es, der mir immer die Medikamente holt, ich gehe sehr selten zum Arzt. Es ist komisch, denn eigentlich müsste ich doch zu Routinekontrollen gehen, damit er mich fragen kann wie es mir geht oder ob ich eine Verbesserung oder eine Verschlechterung merke. Ich weiß nicht, warum ich so ein seltsames Verhältnis zu meinem Arzt habe, aber was soll's.

Ich mache meine kleine Musikbox an, sodass ich beim Puzzeln auch noch entspannende Hintergrundmusik hören kann. Dabei höre ich mir immer Naturgeräusche an mit viel Vogelgezwitscher oder den Regen, sie helfen mir dabei meine ganzen Sorgen hinter mich zu lassen und irgendwann schließe ich meine Augen und träume von einer schöneren Welt. Eine Welt, in der ich mit einer großen Familie zusammenlebe und viel lache mit meinen Freunden. Vielleicht eine Beziehung führe mit einem Prinzen und eigentlich in Wirklichkeit eine Prinzessin bin.

Mit einem Rick auf seinem weißen Pferd, der nach meiner Hand greift und mit mir ausreitet auf einer riesengroßen Wiese, wo wir gemeinsam lachen und bei einer sanften Brise mein schönes langes Haar weht. Danach bringt er mich an einen geheimen Ort. "Davon darfst du niemandem verraten",sagt er mir flüsternd obwohl außer uns niemand da ist und bringt mich an einen bezaubernden Blumengarten mit Rosen, Orchideen, Tulpen, Nelken und ich atme diesen wunderschönen unbeschreiblichen Duft in mich ein. Wir steigen runter vom Pferd und gehen durch einen geheimen Gang dessen Wände mit Efeu und dessen Weg mit Blütenblättern bedeckt ist und am Ende dieses Weges befindet sich ein Ort mit vielen Edelsteinen und Diamanten, die vom Licht und von den Tropfen, die sie vom Wasserfall abbekommen glitzern. Ich drehe mich um mich selbst und sehe meinen Prinzen überglücklich an.

"Rick das alles hier-"

Ich merke, dass ich beim Puzzeln eingenickt bin und sehe mich um. Ich sitze immernoch auf dem cremefarbigen Teppich und hinter mir steht immer noch das große Bett. Neben mir ist immer noch der gelbe Schreibtisch. Ich beende meinen Satz, der in der Mitte unterbrochen wurde.

"-ist nur ein Traum!"

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Hey Leute, wie ihr wahrscheinlich schon gemerkt habt, ist in diesem Kapitel nicht viel passiert, deshalb gibt es diesen Monat gleich zwei neue Kapitel:)

Viel Spaß

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