„Nein.", keuchte ich und hob die Hände. Er kam immer näher, während ich langsam, Schritt für Schritt zurückwich. „Wir sind nicht zusammen. Ich hasse dich." Bei den letzten Worten versagte mir die Stimme und eine einsame Träne rollte meine Wange hinunter. „Ach komm schon Elli. Wir wissen beide, dass du mir eigentlich nicht wiedererstehen kannst.", die schmierige Stimme meines Klassenkameraden drang durch das Halbdunkel der Straße vor meinem Haus. Ich sah, wie das spärliche Licht, welches die Straßenlaterne ein paar Meter weiter verströmte, über das Gesicht meines Widersachers strich und mehr Schatten warf, als es bannte. Alex sah unleugbar gut aus, aber er bildete sich viel darauf ein und sein Charakter war das genaue Gegenteil seines Aussehens. Für mich wurde sein Gesicht zur bösartigen Fratze, als er immer näher kam. Ich fühlte inzwischen für rauen Backsteine unseres Nachbarhauses im Rücken und konnte nicht mehr zurückweichen. „Lass das." Bei diesen Worten zitterte meine Stimme und er stieß ein hämisches Lachen aus. Ich drehte ruckartig den Kopf erst in die eine Richtung, dann in die andere, nur um festzustellen, dass sich Alex' Arme auf beiden Seiten meines Kopfes auf die Backsteine stützten. „Komm schon Süße."
Zitternd schlug ich die Augen auf und starrte für ein paar Sekunden ins Leere. ,Nein. Er hat es doch geschafft.' war mein erster Gedanke, bis ich realisierte, dass ich einen Albtraum gehabt hätte. Doch diese Fantasie war nicht unbegründet. Vor ein paar Tagen stand ich mit meiner besten und einzigen Freundin Sarah auf dem Schulhof während der Pause. Und tatsächlich war Alex auf uns zugekommen. Auf seinem Gesicht hatte das gleichen hämische Grinsen gelegen, wie in meinem Traum. Doch das schlimmste waren seine Augen gewesen. Als ich eine Sekunde hinein gestarrt hatte hatte mich eine Welle der Kälte getroffen. Wie Eissplitter hatten seine blauen Augen direkt in meine braunen geblickt. Und obwohl es ein relativ warmer Tag gewesen war hatte ich gefröstelt. Ich wagte nicht, mir auszumalen, was passiert wäre, hätte nicht in dieser Sekunde die Glocke geklingelt und die Pause für beendet erklärt. Aber selbst in meinem Lieblingsfach Geschichte hatte ich an nichts anderes denken können, als den kalten Blick aus Alex' Augen. Selbst jetzt, ein paar Tage später in meinem warmen Bett, jagte mir beim Gedanken daran ein Schauer über den Rücken.
Zu meinem Glück hielt mich meine Mutter von weiteren düsteren Gedanken ab, indem sie die Treppe hoch kam und an meine Zimmertür klopfte, bevor sie, gefolgt von meiner kleinen Schwester, die Treppe wieder hinunter polterte.Und genau wie meine Mutter zuvor fragte auch Sarah, was mit mir los sei, da ich, anders als sonst, still vor mich hin brütete, statt mit ihr zu reden. Ich schreckte auf und blickte sie erstaunt an. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie sich zu mir gesellt hatte, da ich gleich nach meiner Ankunft Alex auf dem Hof gesichtet hatte. Er war gut zu erkennen, weil er wie immer von einer Traube von Fußballern umringt war, die sich allein durch seine Anwesenheit geehrt zu fühlen schienen. Was mich darauf brachte, wieso er sich überhaupt für mich interessieren sollte. Ich war eine normale Sechzehnjährige mit sogar relativ guten Noten, während er quasi die Definition von pseudo-cool war. Klar, Sarah versicherte mir regelmäßig, dass ich hübsch war mit meinen hellbraunen Haaren und den rehbraunen Augen, doch ich fand mich nicht besonders. „Hey? Hallo? Erde an Elli!" Plötzlich tauchten schnipsende Finger vor meinen Augen auf. „Was ist nur los mit dir?" Empört sah Sarah mich an und ich merkte, dass wir bereits vor dem Raum angekommen waren, in dem wir Englisch hatten. „Ich habe nur nicht gut geschlafen, das ist alles.", versicherte ich ihr. Es war nicht leicht für mich, sie anzulügen, aber hätte ich ihr die Wahrheit gesagt, hätte sie mich ausgelacht. Sie hatte Alex' Blick an dem Tag nicht bemerkt. Bevor sie mich allerdings weiter ausfragen konnte kam unsere Lehrerin und schloss den Raum auf. Redend und lachend begaben sich alle Schüler auf ihre Plätze, bis nur noch Alex im Türrahmen stand. Langsam ging er an den ersten Tischreihen vorbei. Er liebte den großen Auftritt. Was mir aber das Blut in den Adern gefrieren ließ war das schmierige Lächeln, das für einen winzigen Moment über sein Gesicht huschte, begleitet von den an mich gerichteten Worten: „Na Süße? Haste Lust, mal mit uns abzuhängen?"
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Wie immer bitte ich um konstruktive Kritik. Diesmal etwas ein bisschen anderes. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eine Rückmeldung gebt, gerne auch Kritik. Denn nur durch Kritik können wir lernen und uns verbessern. Und auch hier nehme ich gerne Vorschläge für einen Titel entgegen und es ist noch nicht klar, ob ich das noch weiter ausführen werde.
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Meine Kurzgeschichten
Short StoryIn diesem Buch werde ich von mir geschriebenen Kurzgeschichten veröffentlichen. !Achtung!: unregelmäßige Updates!