Gedanken von Corona

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Hallo Menschen. Ich bin der Coronavirus. Dadurch, dass ich in einer weichen Blase um die Welt schwebe, habe ich schon viel gesehen.

Ich habe gesehen, wie die Leute mehr einkaufen, wenn ich da bin. Alle kaufen plötzlich so große Pakete mit weißen Rollen darin. Wozu sie die wohl nutzen? Zum Sport machen? Oder essen die Menschen die Rollen? Ich habe auch Angst gesehen. Sie steht in den Augen der Menschen.

Anders als bei dem Mädchen, bei dem ich jetzt gerade bin. Sie zeigt Wut und Entschlossenheit. Sie wohnt weit entfernt von der Stadt, umgeben von Feldern, Weiden und Wäldern. Immer, wenn ich früher durch ihr Fenster geguckt habe, war niemand da, ganz im Gegensatz zu jetzt. Und ich höre ständig meinen Namen. Er dringt aus der Kiste im Wohnzimmer, meistens gegen Abend und aus den viereckigen, flachen Gegenständen, die junge Menschen ständig in der Hand halten.

Das Mädchen ist in dieser Zeit oft wütend. Dann spannt sie jeden Muskel an und sieht aus, als würde sie nur zu gerne den nächsten Gegenstand packen und ihn in die Ecke pfeffern. Was im Übrigen meistens ihre Schulsachen wären. Einmal hab ich gehört, wie sie ihre Situation beschreibt: „Wir haben gefühlt fünfzig Fächer, in denen wir jeweils zwei Stunden Aufgaben haben, während der Tag nicht hundert Stunden hat." Ich denke, deswegen ist sie auch oft genervt. Manche Aufgaben machen ihr Spaß. Zum Beispiel Experimente. Und bei manchen Aufgaben muss sie sich die Haare raufen und ungläubig den Kopf schütteln.

Wenn man zur richtigen Zeit durchs Fenster schaut, kann man auch sehen, wie sehr ihre Familie sie manchmal nervt. Immer, wenn mein Name aus der Kiste im Wohnzimmer dringt, ist das Mädchen kurz vorm Weinen. Dann sieht man in der Kiste Bilder von Militärwagenketten. Die Ketten sehen aber ganz friedlich aus. Was das wohl ist?

Ich habe auch gehört, dass man nicht mehr verreisen darf. Ich glaube, auch deswegen ist das Mädchen wütend. Aber sie hat keine Angst. Anscheinend ist sie auch von Dummheit genervt. Von Politikern und Rednern. Ich denke, sie vermisst auch die Schule, das Schwimmen, den Klavierunterricht und ihre Freunde. Einmal am Tag übt sie Klavier. Das klingt schön!

Aber sie darf nicht mehr raus und Menschen treffen. Woran das wohl liegt?

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Falls ihr euch fragt, wie der Coronavirus schon vorher existieren konnte ohne das es jemand gemerkt hätte. Ich dachte mir dabei, das in der weichen Blase jetzt ein Loch ist, weswegen wir merken, das Corona da ist und wenn dieses Loch geflickt wurde merken wir das nicht mehr. 

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