2. Die Wette

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Langsam fing es bereits an zu dämmern, die Hauptacts des Abends rückten also immer Näher – Cath und Lila waren mittlerweile auf ihre heißgeliebten Cuba Libres umgestiegen, da die Cocktails aber etwas weiter entfernt waren, musste Cath dieses Mal loslaufen um sie zu holen.

Sie war bereits wieder auf dem Rückweg als sie von der Seite umgenietet wurde und auf dem staubigen Boden landete. Die teuren Cubas waren somit auch dahin.

»Verdammter Mist! Kannst du nicht aufpassen!«, fluchtete sie und rappelte sich wieder auf, während sie dabei zusehen musste, wie ihre Getränke in der Erde versickerten. Der Typ hatte sich mittlerweile auch wieder aufgerappelt und strich sich den Staub von der Kleidung. Abwartend sah er sie an.

»Was? Nicht mal entschuldigen kannst dich?«, grummelte Cath und tat es ihm gleich. Was für ein Idiot!

»Entschuldigen? Du hast mich doch umgesprungen!«

»Das seh ich aber anders!«, wiedersprach sie prompt und funkelte ihn an. Warum glotzte der denn so?

Er hob beschwichtigend die Hände. »Bitte raste nicht aus...«

Irritiert runzelte sie die Stirn. »Warum soll ich ausrasten? Naja, zumindest nicht mehr als ich es bisher schon getan habe.«

»Gott sei Dank«, er grinste, »also sorry, wie viel haben die beiden denn gekostet?«

»17€«, antwortete sie wahrheitsgemäß und der Typ zog einfach einen 50€ Schein aus seiner Tasche und hielt in ihr hin, »ich kann nicht wechseln«, erwiderte sie zögernd.

Er zuckte die Schulter. »Sieh es als Wiedergutmachung.«

Sie grinste triumphierend. »Du gibst also zu, dass du mich umgerannt hast!«

Er zuckte lässig die Schultern. »Ich hatte es eilig.«

»Habe ich gemerkt... aber dann will ich dich mal nicht länger aufhalten.« Sie konnte einen Hauch Überraschung feststellen als sie ihn einfach verabschiedete. Irgendwie war der Kerl schon etwas eigenartig. Aber er war cute.
Eigentlich schade, das er es so eilig hatte. Der Typ war ziemlich gutaussehend und echt gut gebaut. Schöne grüne Augen, betont durch lange schwarze Wimpern. Ein freches grinsen auf den Lippen, sein dunkelbraunes Haar trug er an den Seiten kurz, oben lang und mit Gel gestylt – eben der Look, der im Moment in war. Für eine Sekunde stellte sie vor, wie sie mit den Fingernägeln durch sein Haar im Nacken strich, während er sie an sich ranzog... sie schüttelte kaum merkbar den Kopf.

Manchmal war sie wirklich ein oberflächliches Miststück – aber naja, Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung, oder eben auch nicht. Und sind wir mal ehrlich, natürlich entscheiden letztendlich die inneren Werte, ob man am Ende zueinander passt und ob man miteinander auskommt. Aber das Äußere nehmen wir als erstes wahr und jemanden den man auf den ersten Blick attraktiv findet, will man eher wiedersehen, wie jemanden wo kein Funke überspringt. Natürlich kann jemand mit der Zeit auch interessant werden, wenn man ihn besser kennenlernt – aber für gewöhnlich verbringt man mit einer wildfremden Person nicht einfach so Zeit. Außer sie befindet sich im selben Freundeskreis.

Sie wandte sich gerade zum Gehen als sie sich letztendlich doch nochmal umdrehte, ihre Neugierde siegte: »Wohin willst du denn so schnell?«

»Ich muss eine Wette gewinnen.«

»Was denn für eine?«

Er runzelte eine Sekunde die Stirn als schien er zu überlegen, ob er sie einweihen sollte. »Ich habe mit meinem Gitarristen gewettet, dass ich Brad unbemerkt stehen lassen und ohne großes Aufsehen ein Bier holen kann.«

ONLY ONE NIGHT - KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt