6. Nicht deine Schuld

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Den Rest des Weges hüpfte Lila quietschend neben ihr her. »Er will dich wiedersehen!«

»Will er das?« Sie runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich will er nur das beenden, was er angefangen hat.«

»Was meinst du?«

»Er will mich ins Bett kriegen.«

Lila sah sie an und zog die Stirn kraus. »Was ist so schlimm daran Cath?«

»Ich...«

Ihre Freundin blieb stehen und packte sie an den Schultern, ehe sie sich eindringlich ansah. »Ich weiß das du Angst hast... aber du darfst dir aus diesen ganzen Idioten einfach nichts machen!«

»Tu ich doch gar nicht. Es ist mir egal.«

»Das stimmt«, entgegnete Lila, »auf eine gewisse Art und Weiße, ist es dir egal... weil wir beide gleich sind, wir gehören zu der Art Mädchen, die keinen Freund brauchen um glücklich zu sein...«

»Also, auf was willst du hinaus?«

»Es war nie deine Schuld«, entgegnete Lila, »das waren alles Arschlöcher, du konntest nicht dafür, dass sie ihre Freundin mit dir betrogen haben.«

Cath schwieg. Natürlich wusste sie, dass Lila Recht hatte. Es ihrem Inneren klar zu machen, war eine andere Sache.

Sie hatte noch nie einen Freund gehabt, dass hatte Gründe: Als sie mit achtzehn jemanden kennengelernt hatte, der wahrscheinlich damals wirklich in sie verliebt gewesen war – war sie noch nicht bereit gewesen, eine Beziehung einzugehen. Sie war erst gerade auf den Geschmack gekommen, feiern zu gehen und er hatte sie schon nach dem zweiten Date eingeengt. War beleidigt gewesen als sie lieber mit ihren Freundinnen auf eine Party gegangen war. Zugegeben als Lila das gehört hatte, hatte sie ihn auf Caths Handy blockiert – ohne das Cath etwas davon mitbekommen hatte, erst im Nachhinein als sie eine Einstellung geändert hatte, gingen die Nachrichten plötzlich durch.

Aber es war auch nicht so gewesen, dass sie deswegen traurig war – zu diesem Zeitpunkt war sie gerne Single gewesen. Genauso wie Lila. Und sie war stolz darauf, nicht zu diesen Mädchen zu gehören, die eine Liebe ihres Lebens nach der anderen fanden.

Mit der Zeit wurde der richtige schon noch kommen. Nur hatte ihr Leben eben andere Pläne.

Dann war da Flynn, wegen ihm hatte sie ihren ersten Liebeskummer – aber er nahm sie nicht wahr und sie redete ihn sich wieder aus, nachdem er ins Ausland gegangen war. Sie fing an mit einem seiner Kumpels auf einem Fest rumzuknutschen – aber auch daraus wurde nichts. Als Flynn schließlich wieder zurückkam, wollte er plötzlich was von ihr. Aber ihre Gefühle hatte sie bis dahin erfolgreich verdrängt – dachte sie zumindest als er ein paar Wochen später eine andere Freundin hatte, konnte sie die kleinen Stiche der Eifersucht nicht leugnen.

Dann kam Spencer und ihm hatte sie den wohl bis dato schlimmsten Liebeskummer ihres Lebens zu verdanken – nachdem sie mit ihm geschlafen hatte, ihr erstes Mal... hatte er ein paar Tage danach eine andere Freundin und hatte nicht mal den Schneid es ihr zu sagen.

Ein paar Wochen nachdem sie das erfahren hatte, sahen sie sich auf einem Fest wieder – seine Freundin war zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig gewesen, hatte daher nicht mitkönnen. Sie wusste das es falsch war, aber sie war verliebt und hoffte das er sich vielleicht doch für sie entschied und an dem Abend fingen sie was miteinander an.

Sie wusste nicht, ob seine Freundin, mit der er bis heute zusammen ist, je etwas davon erfahren hatte. Es war bitter zu sagen, aber sie hatte über ein Jahr gebraucht, um über ihn hinweg zu kommen.

Das gute war, er hatte ihr Herz in tausend Teile zerbrochen – alle die nach ihm kamen, konnten ihr kaum noch weh tun. Sie wollte nie wieder diesen Schmerz verspüren also war sie vorsichtig und stets darauf bedacht, ihre Gefühle im Rahmen zu halten. Sie hatte ein Schutzschild um ihr Herz aufgebaut und das ließ sie von niemandem einreißen.

Wahrscheinlich hatten die Jungs sich sogar noch etwas darauf eingebildet, aber warum sollte einem Mädchen eine einzige Nacht mehr bedeuten als ihnen?

Ihr taten nur die Freundinnen leid, im Nachhinein hatte sie immer durch Zufall erfahren, dass die betroffenen zu diesem Zeitpunkt in einer Beziehung gewesen waren. Sie erinnerte sich daran, wie Niall – mit dem sie sich mehrmals im voraus getroffen hatte, ehe es nach einer Party zum Sex kam – ein oder zwei Wochen später, ein Foto von sich und seiner Freundin auf Instagram postete. Mit den Worten, wie sehr er sie doch liebte und dass sie seine bessere Hälfte wäre.

Eine Woche vorher hatte sie ihn noch gefragt ob es das mit ihnen jetzt war – sie hatte es bereits gespürt als sie seine Wohnung verlassen hatte – aber sie wollte wissen, ob er die Eier dazu hatte, es ihr direkt zu sagen. Er hatte es nicht gesagt und ihr immer wieder bestätigt, dass sie sich wiedersehen würden.

Dann kam das Bild.

Falls er ihr damit weh tun wollte, war es ihm nicht gelungen – sie hatte nur gelacht.

Aber sie hatte nun ein Bild von Männern und der Liebe... besonderes von ihrer Treue und sie waren feige, keiner von ihnen hatte den Schneid zu sagen, dass es nur eine Nacht war.

Cath sah ihre Freundin an. »Trotzdem war ich nie gut genug... sie wollten mich nur für eine Nacht.«

»Zeigt eigentlich nur, wie scharf du bist«, zog Lila sie auf, »zumindest aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.«

»Wie aufbauend.«

Ihre Freundin seufzte, wurde wieder ernst und sah sie mit eindringlichem Blick an. »Du musst es so sehen, wie wahrscheinlich ist es, dass du Cole nach diesem Abenteuer wiedersehen wirst?«

»Auf einer Skala von eins bis zehn? Minus Hundert«, entgegnete Cath trocken.

»Na siehst du... sieh es als dass was es ist... ein Abenteuer, wann hast du schon wieder die Chance mit jemandem wie Cole Zeit zu verbringen?«

Cath biss sich auf die Lippe. »Aber bin ich dann nicht eine...«

»Du bist absolut GAR NICHTS!«, fiel Lila ihr scharf ins Wort. »Ich zwinge dich nicht dazu, aber manchmal muss man den Kopf und den Verstand ausschalten und einfach das tun, was man möchte. Über die Konsequenzen kann man sich danach Gedanken machen, aber mal ganz ehrlich: Welche Konsequenzen? Die Frage ist, was DU willst.«

Dann fügte sie doch noch grinsend hinzu: »Und wenn du am Ende doch nicht willst, schau das du davor wenigstens duschen kannst. Die Chance auf einem Festival, in einer richtigen Dusche, duschen zu können, wurde ich mir an deiner Stelle nicht entgehen lassen.«

Cath sah ihre Freundin stumm an, während sie sich über ihre Worte Gedanken machte. Vielleicht hatte Lila Recht – die Sache mit Cole war einfach. Unkompliziert.

Möglicherweise tat sie Cole auch Unrecht und es lief auch gar nicht auf das hinaus, was sie erwartete – vielleicht wollte er auch einfach nur die gemeinsame Tarnung benutzen, um sich unbemerkt über das Festival bewegen zu können. Und selbst wenn nicht: Es war von vornherein klar, dass es nur eine Nacht war. Es gab kein danach, kein was wäre wenn.

»Ich muss weg.«

Grinsend sah Lila ihr nach.

ONLY ONE NIGHT - KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt