8. Normal sein

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»Das sind meine Freunde: mein Cousin, Blake. Seine Freunde Shawn und Julien und meine Freundin Lila. Leute das sind Cole, Ian und Brad.«

Als sie sah mit welchem Blick Ian ihre Freundin betrachtete, fügte sie noch spitz hinzu: »Shawn und Lila sind ein Paar.«

Ian wandte den Kopf in ihre Richtung und fixierte sie mit seinen blauen Augen. Dann grinste er nur und wandte sich an das Mädchen hinter der Bar.

Er bestellte eine Runde Bier für alle.

Provokativ drehte er sich zu Cath um. »Oder trinkt ihr Mädels etwa kein Bier?«
Ehe Cath etwas erwidern konnte, hörte sie Julien lachen: »Soll das ein Witz sein? Die trinkt dich untern Tisch.«

Überrascht sah Ian zu Julien und dann wieder zu Cath. Die Ausschenkerin stellte eben den letzten Becher auf den Tresen und Ian bezahlte. »Bedient euch.«

Ian fing schließlich an sich mit Blake und Julien zu unterhalten und nebenher wechselten sie sich ab, mit der Bedienung zu flirten.

Cath verdrehte die Augen, was Cole belustigt registrierte. »Ihr beiden seid wie Hund und Katz.«

»Achja? Ich hab' eher das Gefühl, dass er etwas gegen mich hat.«

»Er ist es nur nicht gewohnt, dass er von einem Mädchen Kontra bekommt.«

»Dann wird es wohl mal Zeit«, nuschelte sie und erinnerte sich an ihre vorherige Frage.

»Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass ihr um die Suite gewettet habt... naja, weil du ja«, sie druckste kurz herum, ehe sie hervorbrachte: »Naja, du bist ja der Star... und er dein Angestellter?«

Cole sah sie einen Moment an. »Ian und ich habe uns durch die Musik kennengelernt, wir waren Freunde noch bevor ich berühmt wurde. Er ist so etwas wie mein Bruder. Vom Label bekommen wir immer eine Suite gestellt und ein, nennen wir es normaleres Zimmer also überlegen wir uns irgendwelche Wetten, um zu entscheiden wer das bessere bekommt.«

»Irgendwie kindisch.«

Er zwickte sie in die Seiten. »Hey, nicht frech werden!«

Machte allerdings dann keine Anstalten, seine Hände wieder weg zu nehmen. Sondern zog sie sogar noch etwas näher an sie heran, so dass sie mit dem Rücken gegen seinen Körper lehnte.

Ian kam gerade zu ihnen hinüber, um sich ein neues Bier zu holen und hatte wohl das Ende ihres Gesprächs gehört. Mit einem kurzen Blick betrachtete er seinen Freund und den Arm, der um Caths Hüfte lag. »Und natürlich kommt die Suite besser bei den Ladys an.«

»Du bist ein Schwein.«

»Er auch«, bemerkte Ian frotzelnd, mit einem Blick auf Cole.

»Na los, austrinken Leute! Ich will zum DJ!«, rief da Lila und knallte ihren Becher auf den Tresen, ehe sie beschwingt umdrehte und ihren Freund beherzt mit sich zog.

»Du kannst ihr auch noch ein wenig auffälliger auf den Arsch glotzen«, bemerkte Cath Ians Blick. Gut, zugegeben, Lila sparte auch nicht gerade mit ihren Reizen und die kurzen schwarzen Shorts zeigten auf die richtige Art und Weiße mehr als Hosen sonst verbergen sollten – aber mit seinen Reizen sollte man schließlich nicht geizen.

»Deinen seh ich ja gerade nicht«, konterte Ian und schloss zu Julien, Blake und Brad auf. 


Der Abend war lang und die Nacht noch viel länger. Im Zelt dröhnte die Musik und grelle Lichtershows schossen durch die Dunkelheit. Immer wieder stieß zischend eine Wolke aus Nebel - aus den in der Bühne integrierten Nebelwerfen - über die tanzende, wogende Menge hinweg und ließ sie  für einen Moment verschwinden.
Bis wieder Lichtblitzte im Rhythmus des Beats droppten und durch die schummrige Luft flackerten. Überall waren schwitzende, tanzende, betrunkene Menschen. Eigentlich sollte man nicht meinen, dass sich Menschen das freiwillig antaten.

Aber nach all dieser Zeit, kam es einem fast unwirklich vor – und gleichzeitig überfüllte eine Welle der Euphorie jeden Feiernden, wenn der Beat wieder einen Höhepunkt erreicht hatte.

Atemlos ließen sich von den Wellen tragen, jetzt in diesem Moment waren es nur sie und Cole. Die anderen hatte sie schon vor Stunden aus den Augen verloren.
Lediglich Brad konnte sie erspähen, weil er die Menge überragte und da sie wusste, wo er stand - er hatte die Stelle seitdem sie gekommen waren, nie verlassen. Sie kam sich schon fast ein wenig beobachtet vor... allerdings war das wohl sein Job.

Aber hier im schummrigen Licht war es ohnehin schon schwer Leute zu erkennen, die man kannte – oder sie von anderen auseinander halten zu können. Immer dann, wenn sie das Gefühl hatten, das ihre Tarnung bröckelte, nunaja... sagen wir so, mit den sich häufenden Kuss-Pausen hatte keiner der beiden ein Problem.

Jetzt gönnten sie sich am Rand eine Pause und hatten sich tatsächlich ein Wasser gekauft, sie brauchten was zur Erfrischung um hydriert zu bleiben– und Alkohol hatte nun mal nicht gerade diesen Effekt.
Sie nippte gerade an ihrem Glass, als sie aus den Augenwinkeln sah wie sich zwei Mädchen aus der Menge lösten und zielstrebig auf sie zukamen. Sie wollte gerade etwas sagen als Cole leise sagte: »Jap... schon gesehen.«

Er grinste, trat näher an sie heran und wie selbstverständlich verschränkte sie die Arme hinter seinem Nacken und küsste ihn. Ihre Küsse gerieten mittlerweile immer schneller außer Kontrolle, beinahe sofort wurde daraus ein verlangender Zungenkuss.

Sie hatte die Mädchen schon beinahe vergessen, da räusperte sich eines von ihnen direkt hinter Cole. Cath funkelte sie wütend an.

»Sag mal geht's noch?!«, zischte sie sie wütend an.

»Cath«, flüsterte er mit rauer, bittender Stimme als sie die Nähe unterbrach.

»Verzeihung... aber ist das...«

»Das ist mein Freund und demzufolge ist er es nicht

Coles Mundwinkel verzogen sich nach oben als sie ihn so verteidigte.

Sie musste auf die Zehenspitzen stehen, um über Coles Schulter hinweg das Mädchen mit ihrem bösesten Blick anstarren zu können. Tatsächlich fiel es ihr gar nicht so schwer, ihn als ihren Freund zu bezeichnen – denn im Moment war sie tatsächlich ein wenig eifersüchtig.
Die beiden hatten durchaus Modelqualitäten: Schlank, trainiert, hübsche Gesichter, beneidenswerte Haare.

»Sorry, für die Störung.«

»Das hoffe ich«, knurrte Cath und Cole nahm bereits wieder ihre Lippen in Beschlag. Als die Mädchen weg waren, sah er sie belustigt an. »Ganz ruhig Tiger.«

»Ich werde nunmal nicht gerne unterbrochen.«

»Ich auch nicht«, flüsterte er, »und danke.«

Verwundert sah sie ihn an. »Wofür?«

»Es ist schön sich mal normal zu fühlen«, und ergänzend fügte er hinzu: »Ich bin glaub ich das erste Mal seit Jahren, irgendwo Mitten in der Menge, ohne von einem Bodyguard begleitet zu werden.«

»Naja, Brad steht da drüben.«

»Das gilt nicht.«

Sie lachten.

»Aber was ist so schön daran, normal zu sein? Ich bin normal und es ist langweilig, jeder will doch etwas Besonderes sein.«

Cole zuckte die Achseln. »Die Menschen sehen einen dann nicht mehr als Mensch, zumindest fühlt es sich so an... plötzlich will jeder mit die befreundet sein und du weißt nicht, ob dieser Menschen tatsächlich dein Freund ist.«

Bevor Cath darauf etwas erwiedern konnte, gingen die Lichter im Zelt an, die After-DJ-Party neigte sich also auch langsam dem Ende.

»Wir sollten langsam gehen«, flüsterte Cole und Cath war klar, worauf es hinauslief – die Frage war, ob sie das wollte, »Brad kann uns zum Hotel fahren.«

Sie zögerte einen Moment und Cole bemerkte es augenscheinlich. »Du musst natürlich nicht.«

»Ich will aber«, grinste sie und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Dann gingen die beiden in Richtung von Brad – wo sie auch wieder auf Ian stießen. Der hatte eine hübsche schwarzhaarige im Arm, der er gerade die Zunge in den Hals steckte. 

ONLY ONE NIGHT - KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt