4. Rock my Heart

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Dieses Mal machten die beiden sich ohne Cubas auf den Rückweg, da sie diese ja wieder einmal verloren hatten und Cole musste zurück, um sich auf sein Konzert vorzubereiten.
Sie waren schon fast am Bierstand als Cole sie plötzlich am Handgelenkt packte und sich schwungvoll gegen die Brust zog.

»Hey«, wollte sie eben protestieren, allerdings von seinen Lippen sofort zum Schweigen gebracht. Es war so einfach sich in diesem Kuss zu verlieren und so schwierig, vernünftig zu sein.

Nachdem er sie in einen langen Zungenkuss verwickelt hatte, waren beide schon wieder ein wenig außer Atem als sie endlich wieder voneinander abließen. »Was sollte das denn?« japste sie und er strich lächelnd eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht.

»Ich dachte die beiden würden auf mich zukommen«, bemerkte er mit einem Blick über die Schultern und Cath erspähte eine junge Frau und einen jungen Typen die schwatzend an ihnen vorbeigegangen wären.

Sie zog die Stirn kraus. »Das glaub ich kaum.«

»Wollte kein Risiko eingehen«, bemerkte er grinsend und schlenderte davon.

Der Weg bis zum Bierstand zog sich – da er noch zweimal eine kurze Pause einlegte, weil er der Meinung war jemand hätte ihn erkannt. Einmal mochte er damit sogar Recht gehabt haben und natürlich zwang er Cath nicht... immerhin war es kein großes Opfer ihn zu küssen und es machte Spaß. Sie durfte es nur nicht wieder so außer Kontrolle geraten lassen, wie vorher.

»Hey Cath, da bist du ja endlich!« gröllte Lila als sie ihre Freundin erblickte. »War ja ein ganzschön langer Weg bis zum Cu...« Irritiert hielt Lila inne als sie bemerkte das Cath gar keine Becher in den Händen hielt.

»Tut mir leid«, sie zuckte entschuldigend mit den Schultern und sah zu Cole, »ist... etwas dazwischengekommen.«

Lila musterte Cole und machte große Augen, natürlich erkannte sie ihn sofort – Lila war, was Stars anging, etwas besser informiert. Mit ebenso großen Augen starrte sie nun Cath an, die schüttelte beschwörend den Kopf und wandte sich an den Barkeeper um eine Runde Bier zu bestellen.
Lila behielt ihr quietschen für sich und starrte Cath nur weiterhin beschwörend an. Sie wollte Details! Und zwar so schnell als möglich!

»Hier, die Runde geht auf mich«, sagte Cath als die mit Bier gefüllten Becher aufgereiht wurden, sie bezahlte mit dem 50€ Schein, denn sie vorher von Cole bekommen hatte. Mit einem der Becher ging sie schließlich zurück und überreichte es ihm feierlich.

»Denkst du, dass du den Weg bis zur Bühne alleine schaffst?«, frotzelte sie.

Er sah sie grinsend an, dann schüttelte er entschieden den Kopf und sah sie mit übertrieben dargestelltem Hundeblick an: »Nein, ich denke es wäre gut wenn du mich begleitest.«

Lila sah zwischen den zwein hin und her – die Jungs hatten sich längst ihr Bier genommen und beobachteten das Geschehen interessiert aus der Ferne.

»Oh... armes Baby«, frotzelte sie, »na dann los. Lila, ich bin gleich wieder da!«

»Hast du vorher auch gesagt«, rief sie ihr hinterher. Aber da waren sie bereits wieder in der Menge verschwunden.


Wenig später befanden sie sich auf der Rückseite der Bühne, dort wo es in den Bereich ging, in dem nur die Künstler oder Mitarbeiter Zugang hatten.

Fragend sah er sie an. »Willst du mit hochkommen?«

Sie kämpfte mit sich, einerseits war es eine Chance, die sie nie wieder so schnell bekommen würde – anderseits wollte ihr Selbstwertgefühl verhindern, dass sie einfach nur ein Groupie werden würde.

»Hey Cole, da bist du ja endlich!«, hörte sie plötzlich eine Stimme und sah einen Typen auf sie zukommen. Sein Gesicht war hinter einer verspiegelten schwarzen Sonnenbrille verborgen, unter dem enganliegenden schwarzen T-Shirt konnte man deutlich erkennen, wie muskulös er war und auf einem der sehnigen Arme streckte sich ein Tattoo unter dem T-Shirt hervor. »Brad ist schon beinahe ausgerastet und wollte das gesamte Gelände nach dir absuchen lassen.«

»Hey Ian«, begrüßte Cole ihn. Besagter Ian blieb auf der anderen Seite des bewachten Zaunes stehen und auch wenn man durch die Sonnenbrille hindurch sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste Cath das er sie genau musterte.

»Und, wo ist mein Bier?«

Cole hielt ihm das kalte Getränk hin. »Hier mein Freund, damit hab ich wohl die Wette gewonnen... das heißt, ich bekomm die Suite!«

Er runzelte die Stirn. »Hätte nicht gedacht, dass du es hinbekommst... hab fest damit gerechnet, dass Brad dich aus einer Reihe hysterischer Mädchen fischen muss. Allerdings...« Er ließ die Worte bedeutungsschwer in der Luft hängen, während sein Blick unablässig auf Cath ruhte.

Cole legte einen Arm um Cath und grinste seinen Freund an. »Ich hatte Hilfe... zugegeben, ohne Cath wäre ich wahrscheinlich hoffnungslos untergegangen.«

Ian betrachtete Cath noch immer. »Das glaub ich dir... kein Wunder, das ihr solange Weg gewesen seit... hattet bestimmt eine Menge Spaß.«

Die Doppelmoral hinter diesem Satz stieß ihr etwas sauer auf, Ian schien ja geradezu davon auszugehen das die beiden schon miteinander geschlafen hatten und sie war froh, dass sie es vorher unterbunden hatte.

»Naja, von Tarnung hat er eben noch nichts gehört.«

Cole sah sie eine Sekunde an, dann musste er etwas grinsen – während Ian anfing zu lachen. »Ich hätte es zu einer Bedingung gemacht, dass er so gehen muss, wie er im Moment aussieht... allerdings ist er nicht Mal auf die Idee gekommen, sich zu verkleiden.«

Cole verdrehte die Augen. »Na los, geh dein Bier trinken und halt die Klappe.«

Er grinste. »Kommt sie denn mit? Die Jungs freuen sich sicher über Besuch.«

Cath starrte ihn einfach nur an, während sie innerlich tobte. Sie hatte mal die „Rock My"- Reihe von Jamie Shaw gelesen. Hier waren die Mädchen für die Rockstars nichts anderes als Frischfleisch und genau so hatten sie sie auch behandelt. Ficken und dann wegwerfen. Es hatte sie an dem Buch beinahe gestört, das die Groupies durchgehend alle als Fame-Bitches dargestellt wurden, ohne einen Funken von Selbstachtung – allerdings wurden die meisten von denen auch einfach als komplett unterbelichtet dargestellt. Natürlich waren die Hauptcharaktere nicht davon betroffen und als sie ihr Mädchen fanden, wurde selbst der größte Herzensbrecher ganz zahm.

Der innere Traum, von wahrscheinlich jedem weiblichen menschlichen Wesen und dadurch die perfekte Aufreißmethode für die Jungs.

Sie wollte nicht so werden.

»Sorry Cole, ich denke ich werde wieder zu den anderen zurückgehen... Lila wartet schließlich immer noch auf ihr Getränk.«

Cole funkelte seinen Freund wütend an und der hob beschwichtigend die Hände. Ehe er sich schnell verzog.

»Schade, warst eine wirklich hübsche Freundin.«

»Stets zu Diensten als deine Fake-Freundin.« Sie musste grinsen. »War echt nett dich kennen zu lernen... hat Spaß gemacht.«

»Ja, mir auch.« Er grinste und die beiden umarmten sich zum Abschied.

»Vielleicht steh ich ja beim Konzert in der ersten Reihe«, meinte sie grinsend und wandte sich zum gehen.

Er lachte. »So wie ich dich kenne, wahrscheinlich eher nicht.« Sie zuckte grinsend die Schulter und lief davon.

»Hey Cath!«

Sie verfluchte ihr verdammtes Herz als es bei diesen Worten einen heftigen Satz machte. Es gibt kein Happy End, das gab es nie!

Er ergriff ihren Arm und zog sie wieder an sich, um sie küssen. Nach atemlosen, langen Minuten beendeten sie ihren leidenschaftlichen Abschiedskuss.

»Wofür war das?«

»Dachte da kommen Groupies.« Er zwinkerte ihr lachend zu und sie boxte ihm ebenfalls lachend gegen die Schulter. Abermals wandte sie sich zum Gehen, ehe sie sich noch einmal umdrehte und rückwärts weiter ging. »Leb wohl, zweitklassiger Sänger«, stichelte sie grinsend.

Coles Augen blitzten belustigt auf. »Leb, wohl... Cath.«

ONLY ONE NIGHT - KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt