Schritt für Schritt

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"Du bist nicht deine Gedanken." - Eckhart Tolle

12

12 Stunden lang keine Nachricht.

12

12 Uhr nachts und meine Augen fallen beinahe zu.

Wir schreiben, wir lachen, wir reden über alles

Doch dann;

Nichts.

Du meinst, du vertraust mir, du meinst, es gäbe ein Uns, du meinst, ich sei dir wichtig,

doch ich kann dir nicht glauben.

Ich weiß nicht, was es ist.

Ich weiß nicht, wie sowas funktioniert.

Beziehungen. Vertrauen. Liebe?

Ich kenne das nicht.

Du bittest mich, dir etwas von mir zu erzählen.

Du möchtest mehr über mich wissen, mich kennenlernen,

doch, was sage ich dir?

Mein Kopf, sonst immer auf Hochtouren, ist still.

Mein Kopf, sonst immer voller Wörter, ist leer.

Was soll ich dir erzählen?

Dass, ich gerne Bücher lese und dass, ich all meine Gedanken aufschreibe?

Dass, ich mich selbst hasse?

Dass, ich andere zum Lachen bringe?

Dass, ich nachts weinend wachliege?

Dass, ich mich gerne lebendig fühle?

Dass, ich mich selbst verletzt habe, um mich lebendig zu fühlen?

Dass, ich die kleinsten Dinge wertschätze?

Dass, ich zu großen Erwartungen ausgesetzt bin?

Erwartungen.

Ein Wort, das mich schon ein Leben lang begleitet.

Erwartungen, so hoch, dass ich die Grenze nicht mehr sehen kann.

Erwartungen an mich selbst, so niedrig, dass ich das Ende nicht erkennen kann.

Erwartungen, denen ich nie gerecht werden kann.

Ich lasse niemanden an mich ran.

Ich lasse niemanden sehen, wer ich wirklich bin, welche Gedanken ich habe und was ich fühle.

Ich schreibe. Ich schreibe. Ich schreibe, bis mir die Finger abfallen, bis mein Kopf leer ist, bis ich endlich die ersehnte Stille spüre.

Ich lasse niemanden an mich ran.

Ich habe zu große Angst davor, allein zu sein.

Ich habe zu große Angst davor, zurückgelassen zu werden.

Ich habe zu große Angst davor, jemanden Vertrauen zu schenken, das missbraucht werden könnte.

Menschen verlassen einen. Menschen lassen einem im Stich.

Das tun sie immer, und immer, und immer wieder.

Es sind bestimmt nicht alle so, aber die Angst lähmt mich.

Die Angst bringt mich zum Schweigen. Die Angst bringt mich zum Zweifeln. Die Angst bringt mich zum Hassen.

Hass gegen mich selbst.

Ich hasse mich für die Zweifel, die ich habe, für die Ängste, die mich lähmen, für die Vertrauensschwierigkeiten, die ich anderen gegenüber bringe, für die Verschlossenheit, die mich umgibt, aber besonders hasse ich mich für die Person, die ich bin.

Ich möchte offen sein.

Ich möchte humorvoll sein.

Ich möchte inspirierend sein.

Ich möchte selbstbewusst sein.

An manchen Tagen bin ich das.

An machen Tagen bin ich das Gegenteil davon.

Dann bin ich verschlossen. Schüchtern. Still. Ängstlich.

Was also siehst du in mir?

Wieso schreibst du mir?

Warum investierst du Zeit in gemeinsame Gespräche?

Was also siehst du in mir?

Der Punkt ist, ich frage dich das.

Dabei sollte ich mich das selbst fragen.

Was sehe ich in mir selbst?

Diese Frage sollte ich an mich richten, an niemanden sonst.

Ich muss meine Werte, meine Besonderheiten, meine Eigenschaften kennen.

Niemand anderes kann mir das sagen, wenn ich selbst es nicht glaube.

Und bevor ich nicht an mich selbst glaube,

dann

bin ich nicht in der Lage, mich selbst zu lieben.

Und dann

bin ich nicht in der Lage jemand anderen zu lieben.

Schritt für Schritt.

Muss ich gehen.

Glaube. Vertrauen. Liebe.

Nicht in dich.

Sondern

In

Mich.

Das Gesagte im UngesagtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt