Meine Sprache

25 3 4
                                    

"Die Sprache ist der Schlüssel zur Welt" - Wilhelm von Humboldt


Die Sonne hat eine Sprache.

Die ist hell und direkt und brennt sich in deine Haut.

Die Sprache der Sonne ist unaufhaltsam und aufdringlich.

Der Mond hat eine Sprache,

die ist wandelnd und magisch.

Von weiter Ferne erkennst du sie bereits.

Sie ist das Gegenteil zur Sonne

und steht im Einklang mit der Natur.

Die Sterne haben eine Sprache,

so endlos und weit entfernt ist sie schwer zu deuten,

doch zugleich ist sie einfach

wunderschön.

Der Himmel hat eine Sprache,

die einen in ihren Bann zieht und einen die Zeit und die Welt vergessen lässt.

Hineingezogen wird man in eine Weite,

in eine Weite, die unendlich erscheint,

Wolken, die jede Form haben können, ziehen vorbei

und das Gefühl,

das berauschende Gefühl

fliegen zu können,

breitet sich in einem aus.

Die Natur hat eine Sprache,

die leise und laut sein kann,

die einen erfasst und davonschweben lässt.

So ruhig und wild zugleich zieht sie einen mit sich in eine unbekannte Welt,

die wir nicht mehr zu schätzen wissen.

So schön und doch so zerstört

offenbart sie sich uns

mit all ihren Wunden und

mit all ihrer Schönheit.

Die Narben am Handgelenk haben eine Sprache,

die sich gezackt und tief in die Haut geschnitten hat.

In aller Frische sticht sie rot hervor und verblasst mit der Zeit,

so wie die Erinnerungen an den Schmerz,

doch die Narben bleiben.

Der Schmerz hat eine Sprache,

die sich leise in deine Gedanken schleicht und dort auf deine schwächsten Momente lauert.

Kalt

und

eisern

umschließt er dich

und

hält dich gefangen.

Die Kälte hat eine Sprache,

die oft verhasst ist

und vermieden wird.

In den ungewolltesten Momenten umschließt sie dich mit ihren frostigen Fingern und zieht dich in eine kalte Umarmung.

Ein Schauer läuft dir den Rücken hinunter und

nimmt all die Wärme mit sich.

Die Hitze hat eine Sprache,

unbarmherzig und brennend legt sie sie sich um dich.

Doch so anstrengend sie auch sein kann,

so schön kann sie auch sein.

Die Hitze, die dir in die Wangen schießt, wenn du ein Kompliment hörst,

die Hitze, die du im Sommer spürst,

die Hitze, die dich an kalten Tagen warmhält.

Die Liebe hat eine Sprache, die wunderschön und schmerzhaft sein kann.

Der Hass hat eine Sprache, der wohltuend und zerstörend sein kann.

Die Musik hat eine Sprache, die ruhig und wild sein kann.

Ich habe eine Sprache, die ist ruhig und wild, wohltuend und zerstörend, die ist wunderschön und schmerzhaft.

Wie eiserne Ketten kann sie sich um mich legen oder mich mit angenehmer Wärme in den blauen Himmel steigen lassen.

Sie kann wandelnd und magisch, aber auch unbarmherzig und brennend sein.

Sie ist die Worte, die ich zu sagen nicht vermag und die Worte, die ich hinausschreie in die Weite der Welt.

Sie ist die Endlosigkeit der Sterne und auch die Narben der Vergangenheit.

Ich habe eine Sprache, die ist so vieles und zugleich auch nichts.

Aber

sie

ist

meine.

Das Gesagte im UngesagtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt