Kapitel 1 _ Von Morgenmuffeln und schlecht gelaunten Eulen ✓

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"Hermine?" Verschlafen drehte ich mich in meinem Bett, dem morgendlichen Sonnenlicht, welches durch meine Vorhänge sickerte ausweichend, um. Auch wenn man mich durchaus als Frühaufsteherin bezeichnen konnte, bekam man eine Hermine Granger in den Ferien normalerweise nicht vor 11 Uhr aus dem Bett.

"Hermine Jean Granger!" Oh oh, mein voller Name. Wenn meine Mutter diesen benutzte, was erstaunlicherweise häufiger als man denken mag passierte, hieß es, dass ich nun die Wahl zwischen freiwilligem Aufstehen oder einer kalten Dusche hatte.

Denn auch wenn meine Mutter keine Hexe war, wusste sie sich durchaus zu helfen! Auch wenn es noch früh am Morgen war, wusste ich, dass die zweite Option nicht in Frage kommt.

Dies war schlussendlich auch der Grund, weshalb ich meine Decke blitzartig aus dem Bett warf und viel zu schnell aufstand. Mir wurde kurzzeitig schwarz vor Augen und ein leichtes Schwindelgefühl packte mich. Doch nach ein paar Minuten, in welchen ich mich an meinem Bett festgehalten hatte, konnte ich wieder klar sehen und griff nach einem Glas Wasser, welches wie jeden Morgen auf meinem Nachttisch stand.

Schnell zog ich mir eine Weste über meinen eigentlich viel zu großen Pyjama und machte mich barfuß auf den Weg nach unten zu meinen Eltern.

Gerade als ich die oberste Stufe betrat, hörte ich meine Mutter erneut meinen Namen rufen. "Hermine Granger! Warte nur, bis ich dich in die Finger bekomme!" Ich müsste Lächeln. Meine Mutter war eigentlich nie schlecht gelaunt, sondern einfach ein riesiger Morgenmuffel, weshalb ich nicht verstand, weshalb sie jetzt um... Schon wach war.
Ich blickte auf die große Standuhr an der Treppenbiegung und stellte fest, dass es erst 10 Uhr war.

Die letzten drei Treppenstufen rutschte ich mehr als dass ich sie hinunterlief, doch ich wollte meine Eltern nicht noch länger warten lassen. In der Küche wurde ich schließlich fündig.

Mein Vater saß wie jeden Morgen mit einer Muggelzeitung an unserem runden Esstisch, während meine Mutter an der Kaffeemaschine herumhandtierte, vermutlich in der Hoffnung sie wurde ihr so schneller den doppelten Espresso mit fünf Stück Zucker zubereiten. Auch wenn ich als klügste Hexe meiner Generation zählte, würde es immer ein Mysterium bleiben, wie sie dieses ekelhafte Zeug trinken konnte.

"Morgen Minchen", brummte mein Vater, was auch meine Mutter auf mich aufmerksam machte. "Endlich!", seufzte sie. "Die Post ist da!" Müde zeigte sie auf unser kleines Küchenfenster, vor dem drei Eulen hockten und mich erwartungsvoll anblickten. Die Eine war mir durchaus bekannt. Es war Hedwig, die Schneeeule von Harry. Was mich allerdings verwunderte, waren die anderen Eulen. Es waren eine durchaus sehr hübsche schwarze Schleiereule und ein kleiner brauner Waldkauz, welche mich interessiert anblickten.

Verwirrt öffnete ich das Fenster und ließ die Drei hinein. Die Schwarze beanspruchte, nachdem sie eine Pergamentrolle knapp neben das Müsli meines Vaters geschmissen hatte, einen Platz auf unserer kleinen Sitzcouch. Hedwig begrüßte mich mit einem kurzen Zwicken in den Finger, nachdem sie ihren Brief ebenfalls "abgegeben" hatte. Der Waldkauz machte sich direkt wieder auf den Rückweg zu seinem Besitzer, es wurde also keine Antwort erwartet.

"Dad, wo sind..." Er hielt mir bereits die Packung mit den Eulenkeksen hin, die ich dankbar nahm. Es war bereits unsere morgendliche Routine geworden. Während ich mir den ersten Brief vornahm, warf ich Hedwig einen Keks zu, welchen sie sich im Flug schnappte. Es war der Brief von Harry. Während ich ihn öffnete, gab ich Haferflocken und Milch in eine kleine Schale, brach ein Stück Vollmilchschokolade von der großen Schokoladentafel im Schrank ab und mischte es dazu. Anschließend stellte ich die Schale in die Mikrowelle und widmete mich wieder dem Brief.

"Hi Hermine!
Ich hoffe, deine Ferien haben besser begonnen als meine...
Ich habe ziemlich Mist gebaut und bin vorerst bei Schnuffel untergetaucht. Du bist natürlich auch eingeladen. Kommst du am Freitag auch in die Winkelgasse? Ron und ich haben uns verabredet...
Bis Freitag
Harry"

Ich musste leicht schmunzeln. Was hatte er jetzt bloß wieder angestellt?! Schnell kritzelte ich eine Antwort auf ein freies Stück Pergament, auf welchem ihre Zusage zur Winkelgasse und die vorwurfsvolle Frage, nach seiner Tat standen und gab es Hedwig, welche sich sofort wieder auf den Weg zurück zu Harry machte. Gerade als ich mich dem nächsten Brief zuwenden wollte, war mein selbstgemachtes Porridge fertig, weshalb ich dies kurz verschieben musste.

Mit der noch dampfenden Schale begab mich dann wieder zurück zum Tisch. "Und wer hat dir so dringend geschrieben?", Fragte Hermines Mutter. "Harry. Wir wollen uns am Freitag in der Winkelgasse treffen." Meine Mutter seufzte. "Meinetwegen." Doch ich hörte ihr schon nicht mehr zu, hatte ich mich doch schon den beiden mysteriösen Briefen zugewendet.

Zufällig wählte sie einen aus und drehte ihn in ihrer Hand. Hinten befand sich das Siegel des Zaubereiministeriums.Seltsam... Man konnte die Fragezeichen über meinem Kopf schon sehen, weshalb mein Vater mich auch fragte, was denn los sei. "Ein Brief vom Zaubereiministerium..." Ich konnte gar nicht zu Ende sprechen, da hatte meine Mutter mich schon streng unterbrochen. "Hermine Granger? Was hast du angestellt?" Ich war selbst noch zu verwirrt, als dass ich eine vernünftige Antwort geben konnte.

Ohne nochmals von dem Brief in meiner Hand aufzublicken, stand ich auf, nahm mir mein Porridge, den anderen Brief und ging in mein Zimmer. Die Fragen meiner Mutter ignorierte ich dabei gekonnt. In meinem Zimmer wartete bereits die Schleiereule auf mich. Ich hinterfragen es nicht und setzte mich an meinen Schreibtisch.

Es war mir nicht möglich eine Erklärung für diesen Brief zu finden, weshalb ich beschloss ihn einfach zu öffnen. Mit einer Hand griff ich nach einem kunstvoll verzierten Brieföffner, welchen ich von meinem Großvater geerbt hatte, während ich mir mit der anderen Hand einen Löffel Porridge in den Mund schob.

Kaum hatte ich den Brief offen, blitzte mir erneut das Logo des Ministeriums entgegen. Es handelte sich wohl nicht um einen Scherz. Vorsichtig zog ich die zwei Pergamentstücke aus dem Umschlag, darauf bedacht nichts zu zerknicken. Neugierig begann ich zu lesen und der Inhalt schockierte mich.

"Sehr geehrte Miss Granger,
Hiermit möchten wir sie über die Beantragung ihres Sorgerechtes mittels ihrer Tante mütterlicherseits informieren"

Allein dieser Satz reichte um mich aus der Fassung zu bringen. Meine Mutter hatte keine lebenden Verwandten. Zudem war sie Einzelkind und Tanten hatte ich auch keine. Mir war klar, dass es sich um ein Missverständnis handeln musste, doch neugierig wie ich war, las ich weiter.

"Dazu werden Sie (Hermine Jean Granger) sowie Ihre derzeit sorgeberechtigten  Adoptiveltern Mrs. Kathleen Granger (geborene Watson) und Mr. Jonathan Granger zu folgendem Gerichtstermin des Familienministeriums im Zaubereiministerium in Gerichtssaal 5 einzufinden:
29.07.1995
Die genaue Uhrzeit wird Ihnen innerhalb der nächsten Woche mitgeteilt.
Es ist Ihnen freigestellt einen Anwalt zurate zu ziehen.
In der Hoffnung, Sie sind wohlauf
Alexa O'Liam
Leiterin des Familienministeriums

Wie in Trance zog ich das zweite Stück Pergament hervor.

"Beantragung des Sorgerechts für Miss Hermine Jean Granger (geb. 01. März 1979) durch..."

Ich stockte. Nein! Nein! Nein! Das konnte nicht wahr sein! Und dich stand es dort Schwarz auf Weiß.

"... Narzissa Malfoy (geborene Black)."

Weiter folgten unwichtige Fakten, Zahlen und rechtliche Dinge. Doch dies interessierte mich nicht mehr. Es war unmöglich! Dieser Brief muss gefälscht sein! Doch egal, wie sie es drehte und wendete, es war real und sie musste damit leben, dass sie ihr ganzes Leben lang, von den Personen, denen sie am Meisten vertraut hatte, belogen wurde...

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Überarbeitet am: Donnerstag, 9. Juni 2022

Torn Back And Forth - Time To Change Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt