♡ Fira
Tief seufzend legte ich mich in mein Bett. Es war warm und kuschelig und eigentlich nichts Bedrohliches. Aber für mich war es das. Zuerst kuschelte ich mich in meine Decke, ganz fest und, ohne freie Stellen zu lassen. Ich achtete sorgfältig darauf, dass mein ganzer Körper bedeckt war, als könnte mir das tatsächlich Sicherheit geben. Ich wusste, dass es nicht so war. Ich kannte die Gefahren, wusste, was da draußen lauerte, behielt mir aber trotzdem die kindlich naive Illusion, dass mich eine Bettdecke beschützen konnte.
Mit einem schnellen Griff schaltete ich die Nachttischlampe aus, und mit der plötzlichen Dunkelheit kam auch die Angst, die ich schon so gut kannte. Sie fuhr in meinen Körper wie nicht aufzuhaltende Kälte, die mir schaudernd über den Rücken lief. Schnell zog ich meine Decke noch mehr an mich, winkelte die Beine an und schloss fest meine Augen. Heute musste ich keine Angst haben. Dean war hier, mir konnte nichts passieren. Das redete ich mir immer wieder ein. Immer und immer wieder. Dean ist hier, Fira. Er liegt auf deiner Couch. Gleich nebenan. Er beschützt dich, das tut er immer. Wenn er da ist, kann dir nichts passieren. Er hat es dir versprochen.
Draußen zog der Wind an meinem Fenster vorbei und ließ die Läden gegen die Hauswand klappern. Ich hatte Vorhänge, um die Sicht auf den Baum zu verstecken, der über das Dach ragend neben unserem Haus stand. Trotzdem sah ich seine Schatten. Die Laterne draußen warf seinen Umriss gegen mein Fenster und durch meine extra Blickdichten Vorhänger. Und durch die undichten Fenster bewegten sich die Gardinen auch noch. Das ist nur der Wind, Fira! Nur der Wind! Was soll denn schon sein? Gott, das könnte alles Mögliche sein und auch alles Unmögliche. Es konnte alles sein.
Mit zusammengepressten Augen lag ich da und zwang mich dazu, an etwas Schönes zu denken. Sam und Dean beim Videospielespielen. Das Feuerwerk am vierten Juli auf einer Anhöhe unter den Sternen von Texas. Schnee in Colorado. Iglus bauen mit Sam und Dean. Kuchen essen mit Dean. Ich schlief schneller ein als sonst. Aber es war auch nicht das Einschlafen, das mein Problem war. Es waren die Träume. Und ich wusste gleich, welcher Traum heute dran war. Ich hatte nur drei und dieser war der schlimmste von allen.
Ich sah das Waisenhaus, in dem ich aufgewachsen war, aber ich war schon erwachsen. Ich betrachtete es von außen, sah den Kindern beim Spielen zu, sah auch mir beim Spielen zu. Ich war glücklich, sprang mit drei anderen Mädchen über ein bunt aufgemaltes Himmel-und-Hölle-Spiel. Und dann roch ich Rauch, sah Flammen aus den Fenstern steigen und tiefschwarze Asche durch die Luft wirbeln. Mir wurde heiß. Kinder riefen um Hilfe, Betreuer stürmten nach draußen. Alles war dunkel. Ich verschwand in der Dunkelheit. Alles war laut. Mein Herz raste, pochte mir bis zum Hals. Ich hatte Angst. Ich wollte es nicht sehen, wollte nicht zum eine Millionsten Mal erleben, wie mein Zuhause in Flammen aufgeht. Aber ich war dazu gezwungen.
Machtlos stand ich da und starrte. Und da sah ich es. Wie immer. Wie jedes Mal in diesem Traum. Und wie damals an jenem Tag. Da stand jemand, direkt in den Flammen, sah mir in die Augen und grinste. Ich schrie ihn an, saß plötzlich wieder auf meinem Bett in meinem kleinen Waisenhauszimmer, flehte ihn an, es zu stoppen, die anderen Kinder zu retten, mich zu retten. Aber er rettete mich nicht.
„Bitte!", schrie ich voll Verzweiflung. „Bitte, hilf mir!" Aber er half mir nicht. Blickte mich nur an. So sehr ich auch darum bettelte. Ich würde sterben, wenn er mir nicht half. Ich würde verbrennen. „Bitte!"
„Fira?", drang Deans Stimme an mein Ohr. Ganz leise, kaum hörbar. Aber er war nicht da. Er rettete mich nicht. Alles war so heiß.
„Hilf mir!"
„Fira!"
„Bitte! Ich hab Angst!"
„Fira, wach auf!", riss Dean mich plötzlich wieder ins Jetzt. Der Traum verschwamm. Ruckartig fuhr ich hoch. Ich riss die Augen auf, atmete wild, angestrengt und schwer. Ich musste mich sammeln, kniff meine Augen nochmal zu und schlug sie ganz schnell wieder auf. Okay, ich war wach, war in Sicherheit.
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Carry On
FanfictionFira Jones kennt Sam und Dean Winchester seit ihrer Kindheit. Sie freundet sich mit Sam an, merkt aber schnell, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Er benimmt sich seltsam, ist schreckhaft und irgendwie dauernd auf der Hut vor jedem noch so kleinen Ger...