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Immer noch zitternd saß ich in der Dunkelheit

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Immer noch zitternd saß ich in der Dunkelheit. Der Regen prasselte auf die Plane, die provisorisch über das Lagerfeuer gespannt war und mich trocken hielt. Ich war allein, es war mitten in der Nacht, doch an Schlaf war für mich nicht zu denken. Mit starrem Blick sah ich in die Flammen, als sich die Bilder, von dem was Geschehen war, vor meinen inneren Augen ein weiteres Mal abspielten.

Raphael hatte sich vor meinen Augen in ein Tier verwandelt. Er war zu Boden gegangen, hatte sich gekrümmt und geschrien. Mit Tränen in den Augen hatte er versucht sich wieder unter Kontrolle zu bringen, das Tier wieder unter Kontrolle zu bringen, doch es war bereits zu spät gewesen.

„Lauf. Nicht. Weg", schallten seine Worte immer noch in meinem inneren Ohr wieder. Ich hatte auf ihn gehört, war nicht weggelaufen, sondern hatte mich ängstlich an den nächstbesten Baum gestellt und zugesehen.

Ein weiteres Mal hatte Raphael geschrien. Dieses Mal jedoch nicht vor Schmerz, sondern aus Panik.

„Dustin!",hatte seine Stimme über den Regen durch den Wald geschallt. Dann war er wieder vor mir zusammengebrochen und hatte sich verkrampft.

In den Augenwinkeln hatte ich eine Bewegung wahrgenommen, doch ich wendete den Blick nicht von dem am Boden liegenden ab.

„Marnie!", hatte ich Dustin meinen Namen aus weiter Ferne rufen gehört. Er war auf dem Weg, um mir zu helfen.

Aus Büchern und Geschichten wusste ich, dass die Gestaltwandler an ein Tier gebunden waren. Meist handelte es sich hierbei um Tiere, die auch in die Umgebung passten. Füchse, Rehe, Vögel. Vielleicht auch manchmal ein Bär. Wölfe gab es keine unter den Metamorphen, das war auch so ein komisches Gesetz der Natur. Die Gestalt des Wolfes blieb den Werwölfen vorbehalten, den Gestaltwandlern jede andere.

Ich hatte zugesehen, wie Raphaels Haut auseinandergerissen war. Sie teilte sich und sandfarbenes Fell erkämpfte sich seinen Weg an die Oberfläche. Ein weiteres Mal hatte er sich verkrampft. Seine Hände hatten sich verformt. Ich sah dicke helle Pfoten mit scharfen Krallen, die sich in den Waldboden gruben. Allmählich war mir bewusst geworden, dass es sich bei seiner Gestalt, die er annahm, nicht um ein Reh oder einen Hasen handelte.

Ein letzter Schrei war zu hören gewesen, der in ein animalisches Knurren überging und dann stand sie vor mir. Eine Großkatze.

Ach du heilige Scheiße. Ich hätte mir zwar fast denken können, dass er eine Katze war, immerhin hatte er Katzenaugen, doch damit hätte ich nicht gerechnet.

Die Katze stand vor mir. Mein Blick fiel auf das helle Fell, dass mit schwarzen Rosetten übersäht war. Es sah weich aus und wenn ich nicht so viel Angst gehabt hätte, hätte ich meine Hand nach ihm ausgestreckt, doch stattdessen klammerte ich mich an den Baum hinter mir.

Knurrend war die Katze auf mich zugekommen und fletschte die Zähne.

„Heilige Scheiße",hatte ich geflüstert, als mein Blick auf die spitzen Zähne fiel. Ich war mir sicher, dass er mit diesen jedes Tier hätte erlegen können - und sicherlich auch einen Menschen.

SeelenperlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt