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Es war unbeschreiblich

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Es war unbeschreiblich. Das Gefühl, als die Sonnenstrahlen meine kühle Haut berührten. Es war wundervoll. Das Bild, dass sich mir bot, als ich die Augen öffnete. Es war atemberaubend.

Die Sonne stieg über den Bergen auf und glühte wie ein orangener Feuerball. Doch das Feuer verbrannte mich nicht. Es ließ mich nicht in Flammen aufgehen oder meine Haut rauchen. Ganz im Gegenteil. Es wärmte meinen sonst so kühlen Körper von Außen, verlieh meiner Haut Glanz, den sie seit einer gefühlten halben Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Eine so starke Freude flutete meinen Körper, dass ich die Tränen nicht zurückhalten konnte. Ich sah den Sonnenaufgang, die Sonne, und ich war noch am Leben.

Ein Schatten versperrte mir den Blick auf den wundervollen Sonnenaufgang, als eine Person sich direkt vor mich stellte. Ich war kurz davor die Arme zu heben und ihn einfach zur Seite zu schieben, doch als ich auf den schwarzhaarigen Jungen vor mir blickte, dessen Blick so voller Zorn war, erstarrte ich. Auch er hatte Tränen in den Augen, allerdings waren es keine Tränen der Freude, sondern des Zorns.

„Seid wann kannst du in der Sonne wandeln?", schrie mich Pan an und zog mich an meinem Kragen mit einem Ruck auf die Füße. „Das ist unmöglich!", schrie er und schob mich an seinem Arm der Sonne näher entgegen. Doch auch dieses Mal, als die Sonnenstrahlen mein Gesicht erreichten, passierte gar nichts. Sie wärmten meine Haut und ich schloss die Augen, weil ich dieses Gefühl so sehr vermisst hatte. Wieder und wieder übte Pan Druck auf meinen Kragen aus, schob mich immer weiter der aufgehenden Sonne entgegen und stellte mir immer wieder die gleichen Fragen.

„Ich weiß es nicht." Meine Stimme war nur ein Flüstern. Ich konnte es doch selbst kaum glauben. Immer mehr Tränen liefen mir über das Gesicht und als Pan mir noch einmal die Frage stellte, warum ich in der Sonne laufen konnte, antwortete ich ihm genau das noch einmal. „Ich weiß es wirklich nicht."

Der Druck in meinem Nacken ließ nach, als Pan mich losließ, und ich sank augenblicklich auf meine Knie. Ich war noch am Leben! Ich konnte es kaum fassen. Auf dem Waldboden kauernd blieb ich solange sitzen, bis die Sonne ganz vor mir aufgegangen war. Still vor mich hin weinend und jedem einzelnen Gott, den ich kannte, dankend. Womit hatte ich das nur verdient?

Aus den Augenwinkeln sah ich durch meinen Tränenschleier verschwommen, wie eine Person auf mich zugelaufen kam. Ich konnte nicht so schnell reagieren, weder aufstehen noch ausweichen, da legten sich auch schon zwei zierliche Arme um meinen Körper.

„Ich hatte solch eine Angst." Luzie legte ihren Kopf an meine Brust und schluchzte. Meine Tränen vermischten sich mit ihren und es war unklar, wer von uns wen tröstete. „Ich wusste es nicht. Wirklich", versicherte ich auch ihr noch einmal und sie nickte nur stumm an meiner Brust. „Warum es so ist, ist egal. Hauptsache du lebst", sagte sie mit brüchiger Stimme und lehnte sich ein Stück nach hinten von meiner Brust weg.

„Noch", korrigierte eine Stimme hinter mir das Gesagte von Luzie. Mit einem flüchtigen Blick über meine Schulter sah ich Pan hinter mir stehen, seine Miene immer noch versteinert von Zorn. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und starrte auf seine Schwester und mich herab.

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