5. Kirschrot

257 20 20
                                    

Hey Leute,
Irgendwie sind die Kapitel verrutscht, schaut einfach auf die Nummerierung der Kapitelüberschriften😅💕

Schweigend saß ich beim Abendessen, pickte in meinem Essen herum und versuchte, so zu tun als würde ich mit meinen Gedanken präsent sein; meine Eltern hatten bis jetzt nicht nachgefragt, wieso, weshalb und was vorgefallen war.
Dafür war ich ihnen dankbar.
Ich konnte ihnen noch nicht die Wahrheit anvertrauen, dass ich mit dem Gott im Schloss, innerhalb eines magischen Raumes Zaubertricks praktizierte; wie unrealistisch hörte sich das denn bitte auch an.

Meine Mutter durchlöcherte mich mit ihrem wissensdurstigen Blick und schien sich allmählich nicht mehr zurückhalten zu können.
„Schätzchen, erzähl, was wollte Prinz Loki von dir? Woher kennt er dich überhaupt?", fragte sie gespannt mit großen Augen.
Ich sah auf.
‚Überleg dir etwas realistisches, was nicht zu weit hergeholt ist', dachte ich mir.
Bedacht wählte ich meine Worte.

„Wir haben uns in der Bibliothek getroffen... ich habe mir das Buch ausgeliehen, welches er zurückgebracht hatte und wir kamen ins Gespräch". Das klappte unerwartet gut.
„Ich hatte schon zu viele Bücher im Arm, und konnte einige, die ich interessant fand, nicht mehr mit nach Hause nehmen. Daraufhin hat er mir diese freundlicherweise vorbeigebracht", setzte ich noch hinten dran.

„Wie aufmerksam", sagte Vater verkrampft.
„War er denn sonst freundlich zu dir?"
Mit strengen Blicken wurde ich von ihm gemustert; diese Art von Blick kannte ich gar nicht, auch der harte Ton war mir fremd, da er sonst immer sehr liebevoll zu mir war.
„Oh Liebes kümmere dich nicht um deinen Vater. Er ist nur mit der Situation etwas überfordert, dass du plötzlich Herrenbesuch erhältst - und dann noch so einen! Weißt du, er denkt, du seist immer noch sein kleines Mädchen", lachte meine Mutter augenverdrehend.
Vater schwieg, sah mich jedoch abwartend an.
„Oh bitte! Ich habe lediglich gemeinsame Interessen mit Loki, die wir genauer erörtert haben. Und Vater, ich werde doch immer deine Kleine sein, egal was passiert!", sagte ich bestimmend; den letzten Part meinte ich auch so. Ich liebte meine Eltern sehr.
„Und ja, er war sehr freundlich... es war schön mal mit jemanden mit seinen intellektuellen Fähigkeiten Zeit zu verbringen", versuchte ich meinen Vater zu besänftigen.

Ja, er war wirklich freundlich gewesen, und so sanft... herjee ich will ihn wieder sehen, auch wenn mich der Unterricht physisch etwas mitgenommen hatte und ich wirklich müde war, habe ich jede Minute genossen. Was war das nur?

„Arabella, Liebes, du verlässt hier wieder alle Sphären!", lachte Mutter; anscheinend wirkte ich leicht verträumt.
„Gut so, dass er freundlich ist. Besser ist es. Adlig hin oder her", brummte mein Vater und wandte sich wieder seinem Teller zu.
Ich lächelte vor mich hin; was war nur los mit mir? Jedes Mal, wenn ich an den Gott dachte, wurde mir heiß und der Sturm, der in meinem Leib waltete, schien sich in meinen gesamten Körper auszubreiten. Und dazu kamen die Erinnerungen an seine Berührungen, an seinen Körper, so nah an meinem...
Meine Mutter sah ganz entzückt aus; sie wollte mich im Laufe des Abends weiter über meine Zeit beim Prinzen im Schloss ausfragen, jedoch tat ich jegliche Frage ab und verabschiedete mich zu Bett.
„Kommst du morgen früh mit zur Heilkammer Liebes?",fragte mich meine Mutter noch hastig, „du könntest uns mit den Unfällen helfen... schließlich bist du ja heilkundig".
Ich versprach,  mich nützlich zu machen, und verließ den Raum.

Lange wälzte ich mich noch in den Laken herum, schlafen konnte ich auf keinen Fall; meine Gedanken schellten zwischen den Themen ‚Magie' und ‚Loki' hin und her.
,Ich werde trainieren. Ich werde lernen, diese Magie einzusetzen. Ich werde etwas daraus machen', sprach ich zu mir. ,Ich werde verbissen daran arbeiten und jegliche Fähigkeiten perfektionieren'.
Und wenn ich verbissen etwas lernen wollte, wird mir das gelingen. Mit Lokis Hilfe.
Mit diesen Gedanken sank ich in einen traumlosen Schlaf.

-Lokis Sicht-
Stumm setzte ich mich an den Tisch des königlichen Frühstückssaales gegenüber meines Bruders; es war ein runder Tisch, der über und über mit Essen gedeckt war. Ehrlich gesagt übertrieben für den Morgen, aber Vater bestand drauf; außerdem wollte er die Anwesenheit der gesamten Familie beim morgendlichen Mahl.

Also saß ich schweigend mit meinen Eltern und Thor da und nippte an meinem Tee.
Was das Mädchen nun wohl gerade tat? Gestern war es mit ihr sehr produktiv gewesen, sie hatte eine unfassbar schnelle Auffassungsgabe und schien nicht zimperlich zu sein, trotz ihres zarten Aussehens.
Ja, ihr zartes Aussehen und ihre schüchterne Art...
Ich empfand es als überaus angenehm, eine Person zu treffen, die der Magie fähig war, die Intelligenz und Belesenheit ausstrahlte; in ihrer Anwesenheit fühlte ich mich einfach wohl.

Zu wohl.

Ich wusste nicht, was ich mir kurz vor meinem glorreichen Abgang vor ihrer Haustür gedacht hatte; was war nur um mich geschehen?
Diese merkwürdigen Gefühle, die mich im ihrer Gegenwart so nieder peitschten waren so neu... unerklärlich und unlogisch.
Ich wusste lediglich, dass ich sie wieder sehen wollte.
Wiedersehen musste.

„Mein Sohn, wo bist du nur mit deinen Gedanken? Du sprichst und isst nicht, sieht lediglich in eine Tasse und tust so, als würdest du den Tee darin anhimmeln!"
Vater sah mich streng an; ich verdrehte innerlich die Augen.
„Entschuldige bitte", entgegnete ich lediglich, woraufhin er sich kopfschüttelnd wieder seinem gigantischen Teller zu wandte; mein netter Bruder dagegen brach in helles Gelächter aus.
„Er denkt sicher an die Schönheit, mit der er gestern in einem der Schlossgärten war"
Verdammt.
Ehrlich gesagt hatte ich tatsächlich nichts anderes von Thor erwartet. Idiot. 
„Wie? Wer?!", kam es überrumpelt von Vater. Ich konnte nicht anders und verdrehte die Augen.

Meine Mutter sah beide zornig an, woraufhin sie sofort verstummten, und mit hochrotem Haupt weiter aßen.
Nun sah sie mich mit erwartungsvollem, warmen Blick an; in ihrem Ausdruck stand etwas geschrieben, das ich nicht deuten konnte. Ein kleines Glitzern, ein wissendes Glitzern. Wusste sie etwa von den Fähigkeiten des Mädchens? Nein das konnte nicht sein...
Schnell wandte ich mich ihres bohrenden Blickes ab und versuchte mich zu konzentrieren, auf keinen Fall in Vaters Richtung zu schauen; ich hatte jetzt wirklich keinen Nerv, mich aus der Sache rauszureden.
„Bitte entschuldigt mich, ich habe zu tun..."
Mit diesen Worten erhob ich mich und verließ den Saal; kurz bevor ich meine Gemächer erreichte, hörte ich auf einmal zügige, schwere Schritte hinter mir.

„Loki warte!"
Es war Thor.
„Sag, hast du von Fandrals Unfall gehört? Ich habe es gerade erst mitbekommen. Er hatte eine kleine Auseinandersetzung mit einem Wolf und liegt schwer verletzt in der Heilkammer!"
Ich sah ihn an; in seinen Augen war Sorge abgezeichnet. Fandral selbst war sicherlich ein freundlicher Zeitgenosse, jedoch wusste ich, dass er meinem Bruder wichtig war und er sich sehr um ihn sorgte.
„Kommst du mit in die Heilkammer, um ihm sehen, ob es ihm gut geht? Ob er durch kommt?", hackte er erwartungsvoll nach.
„Natürlich Bruder. Lass uns gehen"
Schnell schritten wir nebeneinander her, in Richtung Heilkammer, während keiner von uns ein Wort sprach; zu meiner Freude. Meine Gedanken waren immer noch bei dem Mädchen. Wieso bekam ich ihr Gesicht, ihren glühenden Blick nicht mehr aus meinem Schädel?!

Wenn ich doch so interessiert an ihr war, weshalb vermied ich es denn, sie einfach wie alle anderen einfach zu verführen?
Nichts für ungut, aber jede Frau dieses Königreiches lag mir zu Füßen, wenn ich eine wollte, brauchte ich lediglich mit dem Finger schnippen und einmal kurz lächeln, wenn überhaupt.
Jedoch war sie so anders.
Sie war so zauberhaft, dass es mir wie eine Sünde vorkam, sie zu berühren no der lediglich zu begehren... eine lebende Skulptur, die niemals angefasst werden darf.
Götter, was dachte ich denn hier schon wieder, schnell sortierte ich meine Gedanken wieder.

Angekommen, stieß Thor das Tor (lol) zur Heilkammer auf und lief geradewegs auf einen Heiler zu, um nach dem verletzten Gefährten zu fragen; ich lief gediegen hinterher und sah mich um.
„Loki, komm, er ist hier!"' dröhnte die Stimme meines Bruders aus einem nah gelegenen Zimmer; als ich eintrat, dachte ich, ich müsse träumte.

Am Bett Fandrals, den ich zuerst vollkommen ignorierte, stand ein schönes Mädchen, das mich mit großen Augen erschrocken musterte; ihr zierlicher Körper war in eine weiße, blutverschmierte Heilerschürze gehüllt, die kastanienbraunen Locken waren aus dem rosigen Gesicht hochgesteckt. Ihre mandelförmigen, warmen Augen wirkten in dem hellen Licht des Raumes bronzefarben und die kirschroten Lippen schienen vor Fülle regelrecht zu platzen.

Mein Hirn schien wie ausradiert; nichts wollte ich sehnlicher, als diese weichen Lippen zu küssen, ihrem Gesicht ein Lächeln zu entlocken, ihre helle Stimme reden zu hören oder lediglich das Recht haben, sie anzusehen.
Es schmerzte mich regelrecht, Arabella anzusehen, was hatte sie bloß mit mir getan?

It's a kind of magic (LOKI FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt