45. Übelkeit und Konfrontationen

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Kitzelnd weckte mich das helle Sonnenlicht, welches gleißend durch das Fenster fiel.
Große Lust mich zu bewegen verspürte ich noch nicht, zufrieden streckte und reckte ich mich noch im wohlig warmen Bett; ich war lediglich bedeckt von einem dünnen weißen Laken, welches nur meine wichtigsten Körperregionen zudeckte. Draußen waren neben den alltäglichen Stadtgeräuschen ebenfalls niedliches Vogelzwitschern wahrzunehmen, welches mein Herz erwärmte und mir ein dumpfes Lächeln auf die Lippen zauberte.
Doch das wichtigste fehlte.
„Loki?", schnurrte ich verschlafen und wartete auf einen starken Arm, der sich um mich schlang, oder auf einen hauchzarten Kuss, der meinen Hals betörte; wenigstens ein leises Lachen dachte ich zu vernehmen.
Aber nichts.
Verwirrt drehte ich mich um und erblickte, dass seine Seite leer war; sofort tastete ich sie ab, nur um festzustellen, das sie nicht einmal mehr warm war. Er muss schon länger weg sein.
„Na vielen Dank auch", murmelte ich; das erste mal mit einander schlafen nach so langer Zeit hatte ich mit tatsächlich anders vorgestellt... zumindest den Morgen danach. Klar war er gestern sauer, aber ich dachte mir wirklich, dass er heute liebevoll neben mir liegen wird und mir Zärtlichkeiten ins Ohr haucht.
Wo war er denn nun schon wieder?
Enttäuscht von seiner Abwesenheit lehnte ich mich missmutig wieder ins Bett und sah aus der gläsernen Wand hinab auf den Central Park; aufstehen werde ich mit Sicherheit nicht, zwischen meinen Beinen brannte es ja schon im Liegen aufgrund der gestrigen Aktivitäten...
Doch irgendwie war mir leicht übel.
Gerade, als ich mich aufrichten wollte, ging mit einem lauten Wumms die Zimmertüre auf und ein paar eisblauer Augen musterten mich kalt.

„Wann hattest du vor, mir von deinem kleinen Ausflug zu erzählen, Arabella?", fragte Loki mit vor Wut bebender Stimme. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen schlug er die Tür hinter sich zu und trat in die Mitte des Raumes.
Kurz schloss ich meine Augen, doch bevor ich etwas erwidern konnte, ergriff er erneut das Wort.
„Und wann verdammt nochmal wolltest du mir mitteilen, das dieser Bastard dich geküsst hat?! ZWEI MAL?!?!!", donnerte er und durchbohrte mich mit seinem zornigen Blick; irgendetwas in mir spielte verrückt. Am liebsten hätte ich merkwürdigerweise angefangen zu weinen, doch ich versuchte zäh zu bleiben.
„Du kannst nicht von mir verlangen, mich vollkommen zurück zu nehmen, wenn jemand bei einer Mission meine Hilfe braucht! Nur weil du sie nicht zu schätzen weißt!", keifte ich zurück.
„Ich habe dir gesagt, dass du hier bleiben sollst! Und was tust du?! Du gehst mit der Person, die ich am wenigsten mit dir sehen will!", giftete er zurück.
„Du hast mir nichts zu sagen, Loki. Und ebenfalls hast du nicht zu entscheiden, mit wem ich mich abgebe", erwiderte ich kühl, meine Stimme bebte jedoch; was war das nur?
„Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich ihn nicht töte... das musste ich Romanoff schwören, als sie mir das alles vorhin beiläufig mitgeteilt hatte", sagte Loki erbost, „aber wer weiß... ich bin nicht gerade vertrauenswürdig".
Entsetzt starrte ich ihn an.
„Das kann nicht sein Ernst sein", hauchte ich.
„Doch. WIESO HAST DU IHN GEKÜSST?! HÄTTET IHR IHN DOCH SEINER ZERSTÖRERISCHEN SELBST ÜBERLASSEN!", brüllte er mich aggressiv an und lief ruckartig einige Schritte auf mich zu; sofort legte ich instinktiv eine Hand auf meinen Bauch, wieso, wusste ich auch nicht.
Langsam brach mein Damm. Tränen rannten unvermeidlich meine Wangen hinab; sonst fielen mir Konfrontationen auch nicht schwer, aber jetzt traf es mich sehr.
„Ich wollte ihn doch gar nicht küssen! Als könnte ich das überhaupt! Es war ein Notfall, sonst hätte ich ihn in die Luft sprengen müssen", schluchzte ich verzweifelt, meine Gefühle spielten einfach verrückt.
„Ich hab mich sofort von ihm weggedreht, als er es versucht hatte, und sagte ihm, dass ich nur dich liebe, was du ja anscheinend immerzu anzweifeln musst und das verletzt mich!", kam es aus mir hinaus gesprudelt; ich konnte es nicht fassen, dass er überhaupt annehmen könnte, dass ich es ihn betrügen würde.
„Wie kannst du nur? Ich würde alles für dich tun! Wie könnte ich jemals etwas machen, was dich verletzt?! Denk doch mal nach!", weinte ich und sah ihn verzweifelt an; sein Ausdruck wurde unerwartet sehr viel weicher.
„Ich könnte doch nie-...", begann ich weiter zu brabbeln, doch Loki hatte sich zu mir an den Bettrand gesetzt und begann, mir wortlos die Tränen von den Wangen zu wischen. Ich versuchte, meine unregelmäßige Atmung wieder in den Griff zu bekommen, doch es gelang mir einfach nicht; langsam wurde meine Übelkeit noch stärker.
„Shh... entschuldige bitte, dass ich dir so etwas vorwerfe. Ich weiß, dass du mir niemals fremd gehen würdest... ich wollte dich lediglich in Sicherheit wissen, während ich weg war", kam es nun sanft von Loki; in seinem Blick stand dennoch stumme Enttäuschung.
„N-nein, es tut mir leid, ich...ich war krank vor Sorge um dich und wollte durch die Mission Ablenkung... ich-...", erwiderte ich niedergeschlagen und sah hinab.
Er legte einen Finger unter mein Kinn und hob es leicht an, sodass ich ihm in die Augen sah.
„Ich muss es mir abgewöhnen, mir einzubilden, dass du noch das hilflose Mädchen von damals bist... verzeih mir bitte, dass ich dich eingeschränkt habe", sagte er liebevoll und blickte mir aufrichtig in die Augen.
„I-ich-...", stotterte ich noch herum, brach jedoch ab.
Ohne ein weiteres Wort legte er sachte eine weitere Decke über meine Schultern, dann nahm er mich in den Arm; ich legte meinen Kopf auf seine Brust und lauschte dem beruhigenden Pochen seines Herzens. Leise schniefte ich auf.
„Meine schöne Schneeflocke", hörte ich Loki lächeln; sanft strich er mir über den Rücken und küsste mich auf den Schopf.
„Wieso bist du denn so empfindlich heute? Sonst bist du schlagfertiger...", sagte er liebevoll. Ja Tatsache...
„Wenn ich an gestern Abend denke...", raunte er nun an meinem Ohr und lachte leise.
„Kannst du denn laufen, Prinzessin?"
„Oh bitte...", kicherte ich und war selbst überrascht über den plötzlichen Stimmungswandel; ein schmerzhaftes Ziehen durch meinen Unterleib ließ mich unerwartet zusammenzucken.
Sofort löste Loki sich von mir und sah besorgt zu mir hinab.
„W-was ist los? Ist es die Stichwunde?", fragte er und wollte schon die Decke von meinem Körper ziehen, doch ich hielt sie fest.
„Nein, die ist schon verheilt...", entgegnete ich verwirrt und hielt die Hand an meinen flachen Bauch; komisch.

Ohne auf Lokis unruhiges Gemüt zu achten, legte ich mich nieder, den Kopf auf seinem Schoß; ich wollte unbedingt seine gesamte Aufmerksamkeit.
Augenblicklich begann er, über mein Haar zu streichen und mich gefühlvoll anzusehen; nach einer Weile schnipste er, sodass ich ein langes dunkelgrün schimmerndes Seidenkleid am Körper trug.
„Also... wie war es in Asgard?", fragte ich und blickte empor zu ihm.
„Ich kann dich bezüglich Ragnarök beruhigen... Odin ist der Meinung, dass Surtur noch nicht erwacht ist. Ich hoffe, dass dies stimmt", erwiderte Loki, in seinem Ton fand sich etwas Misstrauisches... er schien das Odin nicht abzukaufen.
„Ich habe Mutter von deiner Wiederkehr erzählt", lächelte er; es war immer herzerwärmend für mich zu sehen, dass er nach all dem, was der Allvater ihm angetan hatte, immer noch so nah zu seiner Mutter stand.
„Sie war außer sich vor Freude und weinte sehr", fuhr er fort und legte seine Hand auf meinen Bauch; wieder musste ich zusammenzucken.
„Entschuldige, Prinzessin... lass uns doch damit später zu Banner gehen, bitte... ich sorge mich um dich", sagte er leise und streichelte sanft über meinen Leib, dessen Beschwerden sich augenblicklich wieder legten; die Übelkeit allerdings hielt nach wie vor an.
„Erzähl doch erst weiter", bat ich und blickte ihn verträumt an; lange hatte ich nichts mehr von den Personen meines damaligen Lebens gehört.
„Sie hat uns sofort schamlos nach Enkeln gefragt... genau wie früher", lachte er nun. Mein Inneres zog sich noch weiter zusammen.
„Aber natürlich sind wir noch nicht willig dafür... Nachwuchs wäre doch nun wirklich das letzte, was wir gebrauchen könnten, nicht wahr, Schneeflocke?", setzte er noch belustigt hinten dran. Unbeholfen spielte ich an den Fingern seiner Hand herum, die über meinen Bauch strich.
Dann wurde mir speiübel.

Ohne ein Wort zu Loki sprang ich auf, keuchte erst einmal aufgrund des brennenden Schmerzens zwischen meinen Beinen, nur um in das Badezimmer zu eilen.
Sofort warf ich mich vor die Toilette und übergab mich; mit einem Schnipsen schloss ich die Türen, dass er nicht auf die Idee kam, einzutreten. Das musste jetzt wirklich nicht sein, aber er respektiere meine gewollte Privatsphäre.
Schnell spülte ich ab und schöpfte mir am Waschbecken etwas Wasser ins Gesicht; Götter, ich fühlte mich grauenvoll.
Als ich die Tür zum Schlafzimmer wieder öffnete, stand Loki schon vor mir und blickte besorgt zu mir hinunter.
„Bel, was...?"
Ich merkte, wie mein Kreislauf komplett zusammenbrach und mir langsam aber sicher schwarz vor Augen wurde; im Inneren meines Leibes zog und stach es höllisch.
Bevor ich in mich zusammensacken konnte, schob Loki einen Arm in meine schlaffen Kniekehlen, den anderen an meine Taille; ohne ein weiteres Wort hob er mich hoch und trug mich aus dem Zimmer.
Verbissen versuchte ich, mich wieder zu fangen, dann wurde ich doch ohnmächtig und die Dunkelheit verschlang meine Sinne.

It's a kind of magic (LOKI FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt