8. Ein Schutzschild

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Gemeinsam liefen wir wieder durch den endlos erscheinenden, vergoldeten Korridor; er hielt meine Hand in seiner und führte mich zu unserem Raum. Keiner sprach ein Wort, doch ich merkte, wie ihm etwas durch den Kopf ging, dass ihn etwas sehr beschäftigte und betrübte; kein einziges Mal sah er mich auch nur an auf dem Weg.
Nach einigen Minuten trafen wir an der schlosslosen Tür ein, welche sich durch das leise Geflüster der Zauberformel Lokis knarzend öffnete; Loki trat ein und setzte sich auf eines der Sitzkissen, die um das steinerne Becken in der Mitte des düsteren Raumes verteilt waren. Ich ließ mich auf das daneben nieder und sah ihn an; anwesend starrte er den kalten Steinboden an und schien angestrengt nachzudenken. Was hatte er nur?
„Loki... ich weiß das wir uns noch nicht lange kennen. Aber Ihr könnt mir sagen, wenn Euch etwas bedrückt. Vielleicht hilft es ja", begann ich mit sanfter Stimme und beäugte sein Seitenprofil, da sein Kopf immer noch auf den Boden gerichtet war; langsam drehte er sein Gesicht in meine Richtung blickte mich schmerzerfüllt an.
„Ich möchte Euch nicht mit meinen Sorgen belasten", sagte er leise.
Ich zögerte; langsam legte ich meine Hand auf seinen Oberarm und streichelte darüber. Meine Intention dieser Berührung bestand darin, ihm Trost zu spenden, ihm zu symbolisieren, dass er mich gerne mit seinen Problemen belasten kann; jedoch durchfuhr mich bei dem Gefühl seines Körpers ein Schauer, und der Sturm in meinem Inneren schien sich bis in meine Glieder zu ziehen. Doch auf positive Art und Weise.
Nun legte Loki seine Hand auf meine, die auf seinem Arm ruhte und strich behutsam darüber; eine Welle der Erregung schien in dem Moment meinen Körper und Geist zu durchfluten, zu verzehren. Ich wusste nicht wohin mit diesen Gefühlen, jedoch drohte ich in ihnen zu ertrinken, da der Sturm immer stärker und mitreißender wurde; akribisch kämpfte ich dagegen an.
„Kennt ihr es, wenn Ihr das von Euch verlangte nicht umgsetzten könnt?", riss mich die tiefe Stimme wieder aus meinem Inneren Zwist; er sah auf unsere verschlungenen Hände.
„Natürlich", entgegnete ich; ich war in der Heilkammer beschäftigt. Sobald ich es nicht schaffte, jemanden zu retten, hatte ich versagt; das Gefühl nicht zu genügen kannte ich sehr gut. „Überlegt doch, wo ich arbeite", setzte ich noch dahinter.
Loki ließ ein leises Lachen verhören.
„Wie konnte mir das nur entfallen"
„Worum geht es bei Euch?", fragte ich ihn, meinen Blick auf sein geneigtes Gesicht fixiert.
Loki seufzte.
„Mein Vater verlangt viele Dinge von meinem Bruder und mir... Dinge, zu denen ich nicht bereit bin. Jedoch habe ich keine Wahl"
„Man hat immer eine Wahl", flüsterte ich; nun drehte Loki seinen Kopf zu mir und blickte mir direkt in die Augen. Sie schienen zu funkeln, waren jedoch in Reue getränkt; ich konnte nicht anders und legte beide Arme um seinen Hals, um ihn zu umarmen. Erst schien er überrascht und paralysiert von meiner plötzlichen Berührung, entspannte sich jedoch dann vollständig in meinen Armen; ich spürte, wie er seine Hände oben auf meinen Rücken legte, der aufgrund des Ausschnitts des Kleides nackt war. Sanft legte er seinen Kopf in meine Schulter und atmete tief ein; ich konnte seinen Herzschlag spüren, und hoffte inständig, dass ich aufgrund meinem nicht sterben würde. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, ihn zu umarmen, wunderschön und geborgen; es war, als würde nichts und niemand diese Blase beschädigen können. Er gab mir das Gefühl von Sicherheit.
Einige Momente lang saßen wir so da und lauschten dem Surren und Klimpern der feinen Apparaturen und dem kaum merklichen Brodeln des Beckens; ich hoffte, dass das hier niemals enden würde.
„Danke", hauchte er.
Ich löste mich von ihm und sah ihn an: „Es wird schon alles gut werden".
Er blickte mich mit einem undefinierbaren Ausdruck auf dem Gesicht an; dann erhob er sich anmutig, stellte sich vor mich und hielt mir eine Hand hin. Ich ergriff diese, sodass er mich hochziehen konnte; dann entfernte er sich von mir, sodass wir uns mit größerem Abstand gegenüber standen.
„Greift mich an", sagte er schlicht und knöpfte sich die beiden obersten Knöpfe seines weißen Leinenhemds auf und versenkte die Hände lässig in den Hosentaschen seiner dunklen ledernen Hose.
Er war einfach heiß. Anders konnte man es wirklich nicht ausdrücken.
„Na kommt schon, wir sind doch nicht zum Spaß hier!", grinste er provozierend.
Also griff ich an; erst schoss ich silbrige Blitze auf ihn, die er jedoch abblockte. Dann versuchte ich ihn mittels Telekinese wegzuschleudern, was mir auch gelang; ächzend richtete er sich wieder auf, zielte mit seiner Hand auf mich und schoss einen grünen Strahl ab, den ich parierte. Nun holte ich aus und wollte Loki mit einem silbernen Blitz treffen, jedoch blockte er diesen so, dass dieser auf mich zurückprallte; es hatte mein Kleid seitlich fast bis zur Hüfte aufgerissen, sodass eines meiner Beine entblößt war. Loki starrte auf mein weißes Strumpfband und war somit abgelenkt, was ich mir zu Nutze machte und einen weiteren Zauber auf ihn schoss.
„Das war aber nicht fair, meine Liebe!", stöhnte er mit schmerzverzerrtem Gesicht, grinste mich dann jedoch verschmitzt an und richtete einen Arm in meine Richtung.
Eine grüner Energiestrahl kam herausgeschossen; ich war zu spät dran um zu parieren, also schloss ich die Augen und stellte mich auf den gleicheintreffenden Schmerz ein, jedoch kam es nicht dazu. Schnell öffnete ich die Augen wieder und erblickte etwa einen halben Meter vor mir eine silberne Wand, die aus einem plasmaähnlichen Material zu sein schien; ich konnte durch die Wand auf Loki blicken, der mich mit aufgerissenen Augen anstarrte.
„Ihr habt einen Schutzschild erschaffen! Das ist fabelhaft. Das benötigt Massen an Energie und könnte Euch eigentlich deswegen nicht möglich sein!"
Und das spürte ich jetzt auch; der Schild wurde immer blasser und blasser, bis er nach einem Augenblick komplett zerfallen war. Ich war ausgelaugt; ächzend versuchte ich, an die nötige Menge Sauerstoff zu kommen und stehen zu bleiben, jedoch gelang es mir nicht. Mein Körper brannte von dem auszehrenden Schmerz und ich kam ins Schwanken, bis der Schwindel Überhand nahm und ich über dem steinernen Boden zusammenbrach; unerwartet sanft landete ich. Loki hatte meinen Sturz abgefangen, sodass ich auf dem Boden in seinen Armen lag; angestrengt versuchte ich, die Benommenheit von mir zu wenden und bei Bewusstsein zu bleiben.
„Arabella, bleib hier", hörte ich die eindringliche Stimme von Loki und blickte verschwommen in dessen stürmische Iriden, doch meine Augen schienen sich ganz von allein zu schließen, ganz langsam.
„Bleib bei mir, bitte"
Nein, ich war zu erschöpft, als dass ich nun die Augen öffnen könnte; mein gesamter Körper schien zu brennen. Das letzte, was ich wahrnahm, waren zwei starke Arme, die mich hochhoben, dann war ich endgültig weg.

It's a kind of magic (LOKI FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt