58. Wir haben einen Hulk

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„Bel"
Noch etwas schummrig vom wohlverdienten Schlaf schlug ich die Augen auf; Loki hatte sich über mich gebeugt, die Augen vor Furcht aufgerissen.
„W-was ist denn los?", gähnte ich verschlafen und richtete mich auf, doch als ich den ernsthaft verängstigten Ausdruck in seinem bleichen Gesicht sah, ließ ich sofort meinen Anzug an meinem Körper erscheinen; kalt lief es mir den Rücken runter.
Wenn Loki Angst hatte, dann war die Situation ernst.
„Tu genau, was ich sage", flüsterte er und schlang seine Arme um meinen Rücken.
Er hielt mich so fest an sich, als wäre ich die letzte echte Reliquie die er hatte, als würde er mich verlieren, wenn er seinen Griff lockern würde.
„Was ist hier los?", fragte ich wieder, diesmal nervöser.
Ein ohrenbetäubender Knall ließ das Raumschiff erschüttern und sorgte dafür, dass es in Schieflage geriet und wir umkippten; Loki zog mich beim Fall absichtlich so mit sich, dass ich weich abgefedert auf ihm landete und unser Kind keinen Schaden nehmen konnte.
Nun fielen laute Schüsse, dumpf vibrierten die Wände des Schiffs und ließen den Boden erzittern; kurz blickte ich aus dem Fenster und entdeckte ein weiteres Raumschiff, riesig, in der Form eines gigantischen Kreises.

Verdammte Scheiße.

Wir wurden angegriffen.

Und ich kannte dieses Raumschiff.

Mit ängstlich geweiteten Augen sah ich hinab zu Loki, der genau unter mir lag und schützend seine Arme über meinen Rücken und meinen Kopf gelegt hatte, da Teile der Zimmerdecke abbröckelten und auf uns hinunter fielen; bestätigend erwiderte er meinen Blick.

„Thanos", hauchte ich.

Er hatte uns gefunden.
Er war hier.
Ich hörte die Funkzeichen, welche unser Schiff nach draußen hin absendete.
Das hier ist das asgardische Flüchtlingsschiff. Ich wiederhole. Wir sind kein Kriegsschiff", sprach die Person im Cockpit.
Loki richtete uns auf und legte seine Hände um mein Gesicht; mit einem furchterregend ernsten Blick fixierte er mich.
„Bel. Tu. Genau. Was. Ich. Sage", redete er eindringlich auf mich ein.
„Loki, ich-", begann ich, doch schon wieder legte er einfach seine Lippen auf meine, um mich verstummen zu lassen.
„Versprich es mir", wisperte er mit flehendem Ausdruck in den besorgten eisblauen Iriden; zögerlich nickte ich. Doch das allein schien ihm nicht zu reichen.

„Schwöre es bei den Allvätern", sagte er.

Ich schluckte; wenn man etwas auf die Allväter schwor, konnte man den abgegebenen Schwur nicht mehr brechen, sonst passiere eine Katastrophe, so den Mythen zufolge.
Mit diesem Schritt wurde der Eid göttlich und heilig; es wird seinen Grund haben, er hatte mein Vertrauen.
„Ich schwöre es bei den Allvätern", flüsterte ich und legte meine Hand in seine, die er sofort umschloss; bei diesen Worten erschien ein gold aufleuchtendes Band und schlang sich verworren um unsere Hände, symbolisierend, dass das Versprechen nun wahrhaftig wahr. Unbrechbar.

Der nächste Knall, noch lauter als der zuvor ertönte, bei welchem ich schnell meinen Kopf in seine Brust legte; schwer atmend drückte er mir einen Kuss auf den Schopf.
Ich vernahm verzweifelte Schreie wahr. Und Hitze. Irgendjemand stellte die Bude gerade im Flammen.
„Wir müssen zu unserem Volk. Es braucht Hilfe", sagte ich leise und löste mich von ihm; er biss die Zähne zusammen.
„Gut. Aber bleib dicht bei mir", erwiderte er.

„Den Tesseract" vernahm ich eine dumpfe Stimme.
„Oder den Kopf deines Bruders"
Thanos.
Diese kalte grollende Stimme würde ich überall erkennen; ein Schauer erfasste meinen schmerzenden Körper.
Benommen öffnete ich meine Augen und versuchte, klar zu sehen; ich war bewusstlos, irgendwas hatte mich ausgeknockt.
Nachdem Loki und ich los eilten, ist der Großteil des Raumschiffes einfach explodiert; viele Asen und Flüchtlinge von Sakaar starben, vernebelt erinnerte ich mich daran, dass Loki genau neben mir stand, als ich von den Trümmerteilen von der Explosion begraben wurde. Schnell hatte er mich in meinem halbbewusstlosen Zustand wieder zusammengeflickt und ruhig gestellt, damit ich noch niemanden angreifen konnte; diesen Schlafzauber hatte er nun anscheinend wieder von mir genommen.
Nicht weit entfernt von meinem Standpunkt konnte ich den Titanen erkennen, groß und hässlich, einige Meter vor meinem Loki stehend; Thor hielt er in seiner violetten Pranke fest, als wäre es ein leichtes.
Ich erblickte einige der 'Kinder des Thanos' um mich herum, die ich noch von meiner damaligen Zeit bei ihm kannte; wieso konnten die mich nicht sehen?!
Etwas vor mir zuckte grünlich hell auf; Loki hatte eine Illusion vor mich platziert, sodass keiner mich entdecken oder angreifen konnte, dass ich in Sicherheit war.
„Sicher bevorzugst du eines davon", lächelte Thanos grausam und blickte meinen Gatten an.
Mit eiskaltem Gesichtsausdruck starrte er zurück.
„Oh ja, das tue ich", sprach er ohne die steinharte Miene zu verziehen.
„Töte ihn"
Entsetzt versuchte ich aufzuspringen, dann erinnerte ich mich an seine Worte, die er mir zugeflüstert hatte, bevor ich weg trat: ‚Versuche dich nicht rühren, bevor ich es dir sage. Ich habe einen Plan, Prinzessin'.
Also blieb ich still in meinem unsichtbaren  Versteck und sah wimmernd zu, wie Thanos meinen Fast-Bruder mittels seines elenden Machtsteines folterte; Thor ächzte und schrie, die physischen Schmerzen mussten unerträglich sein, sogar für einen Gott wie ihn.
Verzweifelt blickte ich zu Loki, der eisern versuchte, bei der Tortur seines Bruders keine Emotionen zu zeigen und in seiner Rolle zu bleiben; er zitterte leicht, seine Atmung wurde schneller und aus seinen hellen Augen trat eine einzelne Träne, langsam wurde sein Blick leidender, er konnte es nicht mehr mit ansehen.
„Schon gut, AUFHÖREN!" rief er zornig, woraufhin Thanos sofort abbrach; Loki schloss kurz die Augen.
„Wir h-haben den Tesseract nicht! Er wurde mit Asgard zerstört", ächzte Thor siegreich; Loki sah schuldbewusst zur Seite, genau in meine Richtung.
Oh Götter.
Wir hatten den Stein aus der Waffenkammer mitgenommen.
Mit aufgerissenen Augen spähte ich besorgt zu ihm, wie er seinen kaum merklichen Blick zu mir wieder abwandte und magisch den Tesseract in seiner ausgestreckten Hand erscheinen ließ; beschämt und erschöpft sah er reuevoll zu Thor, das Haupt leicht zu Boden geneigt.
Thanos grinste triumphal.

It's a kind of magic (LOKI FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt