Am nächsten Tag ging ich durch den Flur der Schule. Alle waren in Eile. Es wurden die Abschlussarbeiten geschrieben. Doch ich blieb ruhig. Er auch. Er stand am Ende des Flures. Er sah anders aus. Statt seinem schwarzen Pullover trug er einen tiefblauen. Ich mochte den Pullover. Er war anders. Anders als die, die die anderen trugen. Ich ging auf ihn zu. Langsam hob ich die Hand um ihn zu begrüßen. Doch er zog mich in einen Raum. Es war dunkel. Mein Herz raste. Plötzlich ging das Licht an. Der Musikraum. Ich war noch nie in diesem Raum gewesen. Er war klein. Doch in ihm standen verdammt viele Instrumente. Ein Schlagzeug. Ein Klavier. Ein Cello. Und einige Gitarren standen im Raum. Das Rot an der Wand strahlte eine angenehme Wärme aus. Er zog mich am Handgelenk auf einen Stuhl zu, wo ich mich rauf setzte. Ich schaute ihn an. Er holte eine Gitarre und gab sie mir in die Hand. Sie lag perfekt auf meinen Beinen. Mir gefiel die Gitarre. Sie war braun. Er setzte sich mir gegenüber hin. Auch er hatte eine Gitarre. Langsam fing er an einige Töne zu spielen. Er schlug die Seiten so vorsichtig an, so als könnten sie zerbrechen. Die Töne waren so leise und doch gefielen sie mir. Die Melodie die er spielte, erinnerte mich an unser Lieblingslied. Die Töne waren so sauber gespielt, es hörte sich so schön an. Er wurde immer schneller. Die Töne hörten sich immer unsauberer an. Manche hörten sich schwungvoller an. Manche waren aber stumpfer. Doch ich mochte es wie er die Töne spielte. Er machte es nicht wie die meisten. Er machte es anders. Er machte es auf seine Art.
Er. Er spielte unser Lied anders. So wie ihm es gefiel und mir gefiel es eben so. Er spielte unser Lied auf seine eigene Art und Weise.
Ich lachte. Ich genoss es wie er das Lied spielte. Doch auf einmal stand er auf und stellte sich hinter mich. Langsam griff er meine Hände. Seine Hände waren warm. Er zeigte mir wie ich die Hände halten muss, damit ich einen Ton vom Lied spielen konnte. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter, damit er besser sehen konnte, wo meine Hände auf der Gitarre lagen. Langsam spielte ich den Ton. Er hörte sich nicht perfekt an. Aber das war mir egal. Ich hatte es von ihm gelernt und es machte mich so glücklich. Er zeigte mir noch alle anderen Töne. Wir vergaßen dabei völlig die Zeit. Doch es war egal. Wir machten das, was uns Spaß machte. Wir saßen nicht im Klassenraum wie alle anderen, um diese Abschlussarbeit zu schreiben, die am Ende wohl doch über unsere Zukunft entschied.
DU LIEST GERADE
Rainbow
PoetryKeiner versteht eine schweigende Person. Sie sind anders. Anders wie ein Regenbogen. Er strahlt in den buntesten Farben, wenn alles andere grau ist. Er war auch anders.