IX

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Am nächsten Tag war es wunderschön draußen. Ich stand am Eingang der Schule und schaute mir das Farbschauspiel an, was mir der Himmel bot. Am Horizont verlief es von blau in pink. Die komplette Stadt sah aus, als wäre sie in ein Wunderland verwandelt worden. Doch die anderen interessierten sich nicht für das Wunder, welches am Himmel statt fand. Sie hielten es für selbstverständlich und ging in die Schule ohne auch nur einmal Richtung Himmel geschaut zu haben. Andere rempelten mich an, weil ich im Weg stand. Doch die meisten warfen mir irgendwelche Beleidigungen an den Kopf, weil ich in den Himmel starrte ohne mich zu bewegen. Auf einmal stand er neben mir. Er schaute ebenfalls in den Himmel. Es wurden immer weniger Schüler auf dem Schulhof, da es geklingelt hatte. Doch wir blieben stehen und schauten uns das Wunder der Natur am Himmel an. Er griff meine Hand. Seine Hand war warm. Ich mochte es wie er meine Hand hielt. Auch wenn ich noch kein Wort mit ihm gewechselt hatte, fühlte er sich so vertraut an.

Plötzlich zog er mich mit sich. Runter vom Schulhof. Die Straßen entlang, in Richtung Downtown. Die Straßen waren wie leer gefegt. Alle waren bei der Arbeit oder in der Schule. Doch trotzdem fühlte die Stadt sich so verlassen an. So grau und traurig. 

Vor einer Wand blieben wir stehen und er kramte in seiner Tasche nach etwas. Nach kurzer Zeit hielt er mir eine Dose hin. Eine Spraydose. Eine pinke Spraydose. Ich schaute ihn verwirrt an, doch nahm sie schließlich in die Hand und fing an den Himmel zu malen.

Wir bewunderten unser Kunstwerk. Der Himmel glich dem, den wir angestarrt hatten. Doch es gab etwas, was anders war. Ein Regenbogen. Ein Regenbogen mitten im Bild. Es gefiel mir, wie wir die Wand gestaltet haben. Sie sah nicht mehr aus wie die meisten. Sie war anders. Sie war wunderschön auf ihre eigene Art.

Plötzlich schrie jemand etwas und schnell drehte ich mich um. Es standen zwei Polizisten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich griff seine Hand und wir rannten los. Durch einzelne Straßen. Immer und immer wieder bogen wir ab, doch die Polizisten waren uns dicht auf den Fersen. Wir rannten in ein kleines Wällchen direkt neben der Schule. Dort blieben wir stehen. Wir hatten sie abgehängt. Ich ließ mich auf den Boden nieder.

Ich hatte gerade sämtliche Gesetze gebrochen und doch fühlte es sich gut an. Es hatte Spaß gemacht. Ich habe das erste Mal in meinem Leben etwas gefühlt.

Ich fühlte mich frei.

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