"Warum schlägst du nicht vor, dass Markus und Willow sich treffen. Vielleicht verstehen sie sich ja gut, wer kann das schon wissen? Und wenn sie sich tatsächlich mögen, sind die Chancen, dass Markus der Hochzeit zustimmt viel höher.", brach Charles nach einer Weile die Stille.
"Das ist keine schlechte Idee, aber...", erwiderte Philip, ließ den Satz jedoch unvollendet. Er wollte das Thema von vorhin nicht schon wieder aufbringen. Wenn Willow und Markus sich treffen sollten, würde er ihr von der arrangierten Ehe erzählen müssen. Und das war ein Gespräch, auf der das gut und gerne verzichten konnte. Sie würde es sicherlich nicht einfach so gelassen hinnehmen, so viel stand fest. Und es könnte gut sein, dass sie es ablehnen würde, Markus überhaupt zu treffen. Und was dann?
"Ja, mein Freund, das würde bedeuten, dass du ein Mann sein und deiner Schwester endlich von all dem erzählen müsstest.", antwortete Charles, der es gar nicht nötig hatte, dass Philip seine Gedanken in Worte fasste.
"Was, wenn sie es ablehnt ihn zu treffen? Du weißt doch wie störrisch sie sein kann.", argumentierte Philip. Es musste doch noch einen anderen Weg geben. Das konnte unmöglich die einzige Lösung sein.
"Dann musst du sie eben überzeugen. Ich bin sicher sie wird es verstehen, wenn du ihr die ganze Sache richtig erklärst und dich entschuldigst.", erwiderte Charles. Er konnte natürlich verstehen, dass Philip unwohl bei dem Gedanken an die Reaktion seiner Schwester war. Sie hatte schon immer einen sehr temperamentvollen Charakter gehabt und sie war genauso stur wie ihr Bruder, wenn es darum ging ihren Standpunkt zu verteidigen.
"Mich entschuldigen?", entfuhr es Philip etwas lauter als gewünscht, "Wofür sollte ich mich entschuldigen?" Das war doch lächerlich. Alles war Philip je getan hatte, war sich um alles zu kümmern und jetzt sollte er sich auch noch entschuldigen? Nein, das stand außer Frage!
Jetzte geht das mit der Sturheit schon wieder los, dachte Charles und seufzte als Antwort auf die Worte seines Freundes.
"Ich habe ja nie gesagt, dass das was du getan hast, falsch war.", verteidigte sich Charles, "Aber ich bin schon der Meinung, dass du diese Unterhaltung mit deiner Schwester schon vor Jahren hättest haben sollen. Du solltest dich dafür entschuldigen, dass du sie in diese Entscheidung nicht inkludiert hast.", versuchte Charles die Dinge klarzustellen.
"Sie war doch damals nicht mehr als ein kleines Mädchen. Warum sollte man ein Kind eine solche Entscheidung treffen lassen?", gab Philip zurück, der immer noch keinen Grund sah, sich bei seiner Schwester zu entschuldigen.
"Ach komm. Sie war damals 16, Philip. In diesem Alter ist man doch bei Gott kein kleines Kind mehr.", entgegnete Charles. Warum konnte Philip nur nicht verstehen, dass ein bisschen mehr Kommunikation mit den Leuten in seinem Umfeld nicht schaden würde?
Philip antwortete nicht auf Charles letztes Argument. Er wusste genauso gut wie sein bester Freund, dass diese Unterhaltung zu nichts führen würde. Charles hatte jedoch in einer Sache recht. Um die Chancen auf eine Heirat zu erhöhen, würde es wohl notwendig sein, dass sich die beiden trafen. Und damit das passieren konnte, würde es wohl notwendig sein, dass er sich mit seiner Schwester unterhielt. Wie er das tat, blieb jedoch ihm überlassen.
"Du hast Recht. Sie werden sich treffen müssen.", verkündete Philip schließlich, was ein siegreiches Grinsen auf Charles' Gesicht zauberte. Er wusste, dass Philip lieber derjenige war, der Recht hatte und demnach war es eine große Sache, wenn er so offen zugab, dass Charles in dieser Sache Recht gehabt hatte.
"Ich werde nach Hause reiten und einen Brief an Markus senden um ein Treffen zwischen den beiden zu arrangieren.", fügte Philip noch hinzu und beschleunigte sein Schritttempo in Richtung von Charles Haus.
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Secrets of the Night (Deutsche Version)
Historical FictionWillow und Philip's Welt scheint nach dem Tod ihres Vaters in tausend Einzelteile zu zerbrechen. Die Trauer und der Berg an Schulden ist alles was ihnen bleibt und hinterlässt die Geschwister weiter voneinander entfernt als jemals zuvor. Es scheint...