Kapitel 24 (Part 2)

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Das Geräusch, der Tür die hinter Willow aufgesperrt wurde, riss sie abermals aus ihren Gedanken. Aber es war nur Elise. Sie platzierte ein weiteren Tablett, mit Willow's Mittagessen, neben dem Tablett mit dem Frühstück.

Elise hielt ihren Blick dieses Mal gesenkt und sah nicht ein einziges Mal zu Willow auf. Entzückend, einfach entzückend. Offensichtlich hatte ihr lieber Bruder alle Angestellten so verschreckt, dass sie es nicht einmal mehr wagte, sie anzusehen. Warum war es ihm ein so großes Anliegen, sie von absolut allem und jedem isoliert zu halten?

Die arrangierte Ehe erklärte natürlich, warum sie keinesfalls mit einem anderen Mann gesehen werden konnte. Aber warum hatte sie auch keine Spaziergänge mit ihrem Freundinnen durch den Park machen dürfen? Es war ihr nie erlaubt gewesen auch nur das Grundstück zu verlassen. Hatte Philip wirklich so wenig Vertrauen in sie?

Wenn er ihr von der arrangierten Ehe erzählt hätte, wenn sie gemeinsam entschieden hätten, dass es die beste Lösung für sie war, dann hätte sie sich natürlich von anderen Männern ferngehalten. Es hätte ihr noch nicht einmal etwas ausgemacht. Aber sie hatte es ja nicht einmal gewusst. Natürlich hatte Philip nicht darauf vertrauen können, dass sie sich von allen männlichen Wesen auf dieser Erde fern hielt, weil sie ja nicht einmal gewusst hatte, dass sie das hätte tun sollen.

Warum war es nur so schwer für ihren Bruder mit Leuten zu kommunizieren? Und mit kommunizieren meinte Willow hier nicht sie anzuschreien, wenn sie in seinen Augen etwas falsch gemacht hatte, sondern sich tatsächlich zu unterhalten und Informationen auszutauschen.


Es war wohl in etwa halbe Stunde später, als Willow erneut hörte, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Die junge Herzogin machte sich einmal die Mühe sich umzudrehen. Sie wusste auch so, dass es dieses Mal auf keinen Fall Elise war. Schon alleine die Art wie ihr Bruder den Schlüssel im Schloss umdrehte war so viel grober. Kein anderer Mensch würde einen Schlüssel so grob und hastig im Schloss drehen. Und das verriet ihren lieben Bruder jedes Mal. Aber er hatte wohl auch nicht versucht wie jemand anderes zu wirken.

Willow ließ ihren Blick weiterhin durch das Fenster auf den Wäldern hinter dem Grundstück ruhen. Sie wollte ihren Bruder nicht sehen und ihn erst recht nicht sprechen.

"Willow, wir müssen uns unterhalten.", sein Ton war ernst, aber er klang tatsächlich nicht so wütend, wie sie es erwartet hatte. Zumindest noch nicht.

Die junge Herzogin ignorierte die Anwesenheit ihres Bruder komplett. Sie bewegte nicht einen Muskel und starrte weiter geradeaus aus dem Fenster.

"Hast du mich nicht gehört? Ich sagte, wir müssen und unterhalten.", wiederholte sich Philip, seine Stimme fest und man konnte beinahe hören, wie die Wut in ihm aufsteigen zu schien.

Aber Willow schenkte ihm noch immer keine Beachtung. Zumindest nicht bis er ihren Arm packte und sie zu sich umdrehte. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Philip's Augen voller Rage und Willow's voller Verbitterung.

"Ich empfehle dir, dich zu benehmen und mir etwas Respekt entgegenzubringen, ansonsten wirst du es bereuen.", brauste Philip auf.

Willow hielt den Blick ihres Bruders stand. Sie würde dieses Mal nicht zurückweichen.

"Also gut, wie du willst.", Philip spuckte die Worte förmlich aus, "Ich hatte jede Intention, dir die Dinge vernünftig zu erklären und ich habe es versucht, aber offensichtlich willst du das auf die harte Tour machen."

Er hielt für einen Moment Inne um zu sehen, ob er von Willow irgendeine Reaktion, abgesehen von diesem eingefrorenen Blick, erhielt.

Und Willow überlegte tatsächlich für einen Moment nachzugeben. War sie gerade starrköpfiger, als gut für sie war? Wenn er die Dinge wirklich ordentlich erklären würde, war es das vielleicht wert... Für einen Moment kam ihre Fassade in Wanken. Nein, sie würde jetzt nicht nachgeben. Und keinen Moment später, war der starre, kalte Blick wieder zurück auf ihrem Gesicht.

Secrets of the Night (Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt