Willow's Augen waren vor Schock ganz groß. Vor ihr Stand ihr Bruder, mit seinem Revolver direkt auf sie gerichtet.
"Wer bist du?", forderte Philip in donnernder Stimme eine Antwort.
Oh Gott... Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut! Willow's Blick war überall, nur nicht auf ihren Bruder gerichtet, während sie verzweifelt nach einer Möglichkeit zu entkommen suchte. Aber es gab keinen. Abgesehen davon war sie sich nicht sicher, ob er sie nicht einfach erschießen würde, sollte sie es wagen sich zu bewegen. Was sollte sie nur machen? Offensichtlich dachte ihr Bruder, sie sein ein Dieb, der hier einbrach, aber sie sich zu erkennen gab... War das tatsächlich besser?
Zu beschäftigt mit ihren eigenen Gedanken, konnte Willow nicht rechtzeitige reagieren, als ihr Bruder zwei schnelle Schritte auf sie zumachte, ihren linken Oberarm packte und sie in Richtung des Hauses zerrte. Das Licht auf der rückwärtigen Terrasse würde hell genug sein, sodass er erkennen konnte, mit wem er es zu tun hatte. So oder so, er würde herausfinden, wer dieser Dieb war.
Willow zog an ihrem Arm, versuchte sich loszureißen, stemmte ihre Fersen in den Boden, um zu verhindern, dass Philip sie wieder mit sich zog, aber alle Bemühungen waren umsonst. Er war einfach zu stark und zerrte sie weiter mit sich, egal wie sehr sich wehrte. Mit einem letzten Stoß beförderte er sie in das Licht der Laterne. Für den Moment warf die Kappe noch einen Schatten über ihr Gesicht, sodass man sie nicht erkennen konnte, aber schon im nächste Moment wurde diese grob von ihrem Kopf gerissen.
Willow's Blick war auf den Boden zwischen ihnen gerichtet. Sie biss sich auf die Lippen und wartete, dass das Donnerwetter über sie hereinbrach.
Ein ungläubiges und unerwartet leises: "Was...?", war das erste, das Philip entfuhr, bevor er grob Willow's Kin packte und ihren Kopf nach oben drückte. Ihre Blicke trafen sich und für einen Moment herrschte Stille zwischen den Geschwistern.
"Was verdammt noch einmal denkst du, dass du hier tust, Willow?", rief Philip wütend aus und stieß ihr Kinn mit so viel Kraft von sich fort, dass sie ein paar Schritt nach hinten taumelte, bis sie ihre Balance wiedergefunden hatte.
"Ich..." Gott, was sollte sie nur sagen? Es würde unmöglich sein, sich aus diesem Schlamassel herauszureden. "Ich wollte nur...", setzte die junge Herzogin erneut an, aber konnte noch immer nicht die richtigen Worte finden.
Ihr leises Stottern wurde harsch von ihrem Bruder unterbrochen: "Du wolltest dich nur mitten in der Nacht von dem Grundstück schleichen!" Er war mehr als nur wütend, als er sich seine Frage selbst beantwortete und damit leider auch absolut richtig lag.
In Willow's Augen brannten ein paar Tränen, während sie ihren Blick wieder zu Boden gerichtet hatte. Sie würde nicht weinen. Nicht jetzt. Nicht vor ihm.
"Du bist in großen Schwierigkeiten, ich hoffe, dass ist dir klar. Du betest besser, dass sich niemand gesehen hat, oder-", fuhr Philip fort, doch unterbrach sich selbst an dieser Stelle, "Moment mal. Ich habe zwei Leuten sprechen hören. Mit wem hast du gesprochen?" Nun war Philip völlig außer sich vor Wut.
Die Dinge entwickelten sich von schlecht zu katastrophal für Willow.
"Ich-", setzte Willow an, aber unterbrach sich selbst und biss sich erneut auf die Unterlippe. Sie durfte jetzt bei Gott nichts Falsches sagen. "Es war niemand...", antwortete sie schließlich leise und versuchte hoffnungslos die Situation nicht noch schlimmer zu machen, als sie schon war. Aber dieser Versuch schlug gründlich fehl.
"MIT WEM HAST DU GESPROCHEN?", bestand Philip auf eine Antwort, jetzt in voller Lautstärke schreiend, als er mit jedem Wort einen weiteren bedrohlichen Schritt auf seine Schwester zumachte.
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Secrets of the Night (Deutsche Version)
Historical FictionWillow und Philip's Welt scheint nach dem Tod ihres Vaters in tausend Einzelteile zu zerbrechen. Die Trauer und der Berg an Schulden ist alles was ihnen bleibt und hinterlässt die Geschwister weiter voneinander entfernt als jemals zuvor. Es scheint...