1. 𝐷𝑎𝑦 𝑜𝑛𝑒

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So schnell wie mich meine Beine tragen konnten, rannte ich durch die breiten Flure der Allyens School. Die Flure waren schon lange leer gefegt und das Klingeln konnte auch schon 10 Minuten her sein. Aufgeregt riß ich die Tür meines Klassenzimmers auf. Meine rothaarige Mathelehrerin schaute mich verdutzt an. „I can't believe it." You've been going to this school for four days and can't even do it on time for class?" brüllte sie mir entgegen. „I'm sorry Mrs. Williams. I overslept." entschuldigte ich mich für meine Verspätung.

Sie machte eine Geste, welche anscheinend bedeuten sollte, dass ich mich setzen sollte. Erschöpft ließ ich mich auf meinen Platz fallen und zog meine blaue Einmalmaske aus meinem Gesicht. In England waren die Corona Regeln ganz anders als in Deutschland, wo ich noch vor ein paar Wochen gewohnt hatte. Dort konnten wir nicht einmal in die Schule gehen und mussten die ganze Zeit Zuhause sitzen. „Mália? Are you listening to me?" weckte mich meine Mathe Lehrerin aus meinen Erinnerungen. „Of course." antwortete ich mit einem ziemlich unsicherem Englisch. „Good." sagte sie mit einem misstrauischen Blick.

Anscheinend mochten wir uns gegenseitig nicht wirklich. Aber wie hätte man eine Bilderbuch Britin mögen können, die dazu noch Mathe Lehrerin ist. Es stand sogar jeden Morgen eine Tasse Tee auf ihrem Pult. Aber abgesehen davon, dass ich mich mit meiner Lehrerin nicht gut verstand, fand genau das gleiche mit meinen Mitschülern statt. Bis jetzt hatte ich nicht wirklich Freunde gefunden. Ich hatte nur mehrmals tuscheln hinter meinem Rücken auf dem Schulhof gehört. Wenigstens wussten sie, dass ich existierte. Es schien alles so, als würde ich wohl ein einsamer Wolf werden. Nur ich und mich bis zum Ende meines Abiturs, yay.

Aber auf meine Freunde in Deutschland war Verlass. Auch wenn das mit dem Treffen wohl nicht mehr so einfach war. Das schlimmste war, dass ich mich nicht einmal wirklich verabschieden konnte. Am 25.12 kam die Nachricht, dass wir umziehen würden und am 5.1 waren wir dann hier nach London gezogen. Keine „Ich werde dich vermissen!"-Umarmung oder ein „Ich komm dich besuchen!"-Check. Nichts. Und das machte die ganze Sache nicht grade viel leichter. Was wenn sie mich einfach vergessen?

𓆉

„The test will take place on Monday." weckte mich mal wieder die Stimme meiner Lehrerin aus meinen schönen Erinnerungen. Jetzt wusste ich wegen meinem ganzen Selbstmitleid nicht einmal worum es gehen würde.

Hilfe suchend blickte ich durch den Klassenraum. Alle Schüler bis auf die Mädchen in der letzten Reihe scheinen aufgepasst zu haben. Sollte ich heute vielleicht einfach jemanden ansprechen und fragen worum es geht? Aber definitiv keines der Mädchen! Das ist klar. Mal sehen wer in Frage kommt. Ich ließ meine Augen über jeden einzelnen Schüler schweifen und entschied mich für einen braunhaarigen Jungen.

𓆉

Nach dem Unterricht packte ich schnell meine Sachen in meinen Rucksack und hielt aufgeregt Ausschau nach dem Jungen. Er sah jedoch nicht so aus als hätte er vor den Klassenraum zu verlassen, da er grade sein Butterbrot auf seinem Tisch auspackte. Langsam schlich ich zu seinem Tisch. „Excuse me, could you tell me what the test on Monday will be about?" fragte ich ihn mit dem besten Englisch, was ich auf Lager hatte. Er schaute mich verdutzt an. „What test?!" fragte er panisch. Hektisch versuchte ich die richtigen Worte zu finden. „We gonna write a test on Monday." versuchte ich ihm klar zumachen. „I have to apologise for Tom. He doens't listen very often. The test is about trigonometry." nahm ich eine Stimme hinter mir wahr. Ich fuhr rum und im Türrahmen stand ein Junge mit den tiefsten braunen Augen, welche ich je gesehen hatte. Ich fühlte mich, als wäre ich gegen eine Wand gerannt und nur noch teils bei Bewusstsein. Verdutzt stand ich nur da und wusste nicht was ich sagen sollte. „You're German right? I grew up with speaking english and german. Mein Name ist Louis." ratlos stand ich immer noch vor ihm und umklammerte meinen Rucksack, welchen ich gegen meinen Bauch presste. „Má-Mália." stotterte ich. „Nice to meet you." sagte er, während er mir die Hand ausstreckte. Ist das hier eine Geste in England. Smalltalk? „Ja. Freut mich auch." sagte ich immer noch stotternd und gab ihm die Hand.

Er hatte mich eiskalt beim Starren erwischt. Wie unangenehm...

Má-Mália. Bin ich blöd oder tu ich nur so? Da lernte ich einmal jemanden kennen, mit dem man sich Ansatz weiße hätte verstehen könnte und ich versaute es natürlich sofort. Ich schaute von meinem Schoß auf, meine Ohren glühend vor Scham. Aber trotz der Blamage hielt ich nach dem Braunschopf Ausschau, welcher mir in wenigen Sekunden den Kopf so stark verdreht hatte, wie es kein Junge bis jetzt jemals getan hatte.

Jedoch konnte ich den brünetten Jungen nirgendwo entdecken. Erst als mein Blick in Richtung Fußballfeld wanderte, sah ich ihn. Er spielte Fußball mit ein paar anderen Jungen und sein dunkel blaues Jackett wehte im Wind, während er sich durch die Haare fuhr und sie ihm gottesgleich auf die Stirn fielen. Ich schaute wie in Trance in sein perfektes Gesicht, bis mich seine dunkel braunen Augen, wie ein harter Schlag ins Gesicht trafen. Schnell senkte ich meinen Blick wieder auf meinen Schoß.

Wow! Runde 2 des Anstarrwettbewerbs hat Lia mal wieder verloren! Was für eine Überraschung. Machte ich mich über mein peinliches Verhalten lustig.

Als die Pause vom Klingeln beendet wurde, zog ich meine Kopfhörer aus meinen Ohren und ging in Richtung Klassenzimmer.

Neue Story!!!🥳🥳🥳

Aktualisiert: 30.12.22

𝓓𝓮𝓼𝓽𝓲𝓷𝔂 𝓸𝓯 𝓛𝓸𝓿𝓮 // Louis Partridge FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt