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Ein modriger Geruch stieg mir in die Nase, welcher mich augenblicklich dazu brachte, meine Augenlider aufzuschlagen. Fragend ließ ich meinen Blick über die mir unbekannte Szenerie schweifen. Das hier war nicht mein Schlafzimmer. Stattdessen erstreckte sich vor mir eine fast schon moor-artige Gegend mit vielen Bäumen, deren Äste aussahen, wie knochige Finger, welche jeden Moment nach dir greifen würden. Ich musste träumen, denn als ich an mir herunter sah, bemerkte ich, dass ich leicht über dem Boden schwebte und durch mich hindurch schauen konnte, als wäre ich eine Art Geist. Doch fortbewegen konnte ich mich nicht wie einer. Es war, als wäre ich wie erstarrt.

»Wie oft hab ich dir gesagt, dass du dich von mir fern halten sollst?« Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken und veranlasste mich dazu, nach vorne zu schauen. Wie in meinem letzten Traum, konnte ich wieder keine Gesichter erkennen, doch was ich sah, ließ mir einen kalten Schauder über den Rücken jagen. An einem Baumstamm gelehnt, lag ein junger Mann, der wortwörtlich nur noch aus Knochen und etwas Haut bestand. Diese hatte schon eine faulige Farbe angenommen, aber anscheinend lebte er noch, denn er war es, der zu einer kleinen Gestalt vor ihm sprach. Es war ein kleines Mädchen, welches vielleicht gerade mal vier Jahre alt war. Sie hatte einen wunderschönen hellblauen Hanbok an, welcher vom Schlamm jedoch deutlich Spuren abbekommen hat und kniete furchtlos vor der unheimlichen Gestalt.
Ohne eine Antwort auf die Frage zu geben, streckte sie ihre dünnen Ärmchen nach vorne.

Beim Anblick, was sie da gerade in den Händen hielt, wurde mir kurz mulmig. Dort lag eine riesige und sehr tote Ratte, welche sie dem Fremden anbot, doch dieser schlug das »Geschenk« ohne zu zögern weg.
»Hör zu, ich will nichts essen. Also bring mir nicht jeden Tag die toten Ratten aus euren Fallen, sondern spiel wie jedes normale Kleinkind mit deinen Freunden... oder so«, knurrte der Mann, aber das Mädchen stand nur auf, um den Nager wieder aufzuheben. Diesmal spürte ich aber, dass sie sauer und traurig zu gleich wurde.

»Aber du bist doch mein Freund. Mein Bruder will nie mit mir spielen und die Anderen im Dorf sind gemein zu mir.«  Wieder reichte sie ihm das tote Ding. Jetzt richtete sich ihr Gegenüber mit aller Mühe auf und man hörte jeden einzelnen seiner Knochen dabei knacken, als würden ihm diese gerade in Millionen von Splittern zerbrechen. »Ich war schon auf dieser Welt, da gab es dieses Dorf noch gar nicht und ich habe unzählige Menschen umgebracht. An deiner Stelle würde ich mich ganz schnell aus dem Staub machen und nie wieder kommen.« Er lehnte sich wieder zurück. »Also lass mich einfach hier vor mich hinvegetieren, damit ich für meine Sünden Buße tun kann.«

Die Kleine atmete hörbar gereizt aus und stand auf. Doch statt auf dem Absatz kehrt zu machen, packte sie einfach nach seiner knochigen Hand und legte die Ratte in diese. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Du bist wirklich ein sturer, alter Mann!
Meine Mama sagt immer: Auch eine Pfütze spiegelt den Himmel. Willst du sagen, dass du schlimmer bist als eine Pfütze im Herbst, in die ich ausversehen rein trete und danach krank bin, weil ich statt mich zu trocknen einfach im kalten weitergespielt habe?«

»Wie bitte?«, fragte der Mann deutlich verwirrt, doch die Kleine stampfte nur böse mit dem Fuß. »Jetzt iss endlich diese blöde Ratte, damit du genug Kraft hast, um mit mir zu spielen... bitte«, setzte sie noch schnell hinterher, was mich zum schmunzeln brachte. Immerhin vergaß sie ihre Manieren nicht.

»I-Ich glaube nicht, dass ich von einer mickrigen Ratte satt werde!«, meckerte nun der Mann beleidigt. »Und Yah! Wer ist hier ein alter Mann? Ich leb zwar schon seit ein paar Jahrhunderten, aber ich besitze trotzdem noch das Aussehen eines 22 Jährigen!«

»Hyerin? Hyerin!« Verwirrt sah ich mich um. Woher kam auf einmal diese dumpfe Stimme? Das Bild vor mir fing plötzlich an zu wackeln und zu vibrieren und dann war es einfach ganz weg.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 02, 2021 ⏰

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