"Quiet people have the loudest minds." -Stephen Hawking
Und nur einen Tag später stand Violet auch schon mit ihrem eigenhändig, mühevoll gebasteltem Kunstprojekt vor Brooklyns Haustür. Zugegeben, perfekt war es nicht, aber für ihren Kunstkurs dürfte es ausreichen. Es regnete wie aus strömen, sodass Violet versuchte ihr Projekt mit ihrer strahlend gelben Regenjacke abzudecken und zu schützen. Sie wippte nervös auf und ab und konnte sich nicht entscheiden, ob sie die Klingel drücken sollte oder nicht. Sie zögerte immer wieder, streckte die Hand aus, zog sie zurück und als sie kurz davor war zu klingeln, überlegte sie es sich doch wieder anders. Genau in dem Moment, in dem sie unschlüssig an ihren Nägeln kaute, was sie sich eigentlich schon lange abgewöhnt hatte, riss jemand die Tür auf. Brooklyn stand mit hochgezogener Augenbraue vor ihr. „Willst du nun reinkommen oder nicht?" Violet sah sie mit großen Augen an, als ob sie sich nicht sicher wäre. Etwas weniger genervt trat Brooklyn beiseite, sodass Violet in die Villa eintreten konnte. Villa war gut. Violet staunte nicht schlecht, als sie in der riesigen Eingangshalle stand und scannte alles mit ihren Augen genauestens ab. Palast war ein deutlich passenderer Begriff.
Brooklyn führte Violet wortlos in ihr Zimmer nach oben über eine Wendeltreppe, während sich Violet immer wieder staunend umdrehte. Dieses Haus hätte dem Schloss einer Prinzessin ähneln können und so blieb sie fasziniert an einem Fenster stehen, wodurch man nach draußen in den Garten sehen konnte. Violet rutschte ein leises „Wow" raus und sie schaute Brooklyn von unten herab mit riesigen Augen, wie ein Welpe, an.
Für Violet war das hier alles andere als normal oder alltäglich, eher wie ein Traum. Sie kannte nur bröckelnden Putz, undichte Fenster und Ratten, die einem manchmal auf ihrer Straße begegneten. Brooklyns Reich war für sie wie eine ganz eigene, andere Welt.
„Sie haben recht... Du bist wirklich beneidenswert...
Dieses Haus ist fantastisch. Du kannst dich glücklich schätzen hier zu leben. Fühlst du dich hier nicht manchmal wie eine Prinzessin? Ich würde so gerne mal mit dir tauschen. Wenigstens für einen Tag." Violet lachte kurz auf.
„Wahrscheinlich bis ich bemerken würde, dass auch dein Leben nicht perfekt ist." Brooklyn biss sich verblüfft auf die Unterlippe. Sie fühlte sich plötzlich so ertappt und durchsichtig. Als könnte Violet ihre Gedanken lesen. „Aber ich wüsste gerne einmal wie es sich anfühlt, du zu sein. Ich meine du hast tonnenweise Freunde, Menschen die zu dir aufsehen und dich verehren und du lebst hier... In so einem ... naja fast schon Palast. Weißt du, ich liebe es einfach, dass wenn man aus diesem Fenster nach draußen schaut, wie in eine anderen Welt sehen kann. Als könnte man einmal mit dem Finger schnipsen und alles andere ist vergessen. Es wirkt so friedlich. Als ob man einfach nach draußen gehen könnte, durch den Garten voller Blumen läuft, den Duft von jeder Einzelnen aufsaugt um dann letztendlich seine Flügel auszubreiten und einfach loszufliegen."
Violet schien ganz verträumt, als hätte sie ganz vergessen, was um sie drumherum geschah... Dass es wie aus Strömen regnete, dass Brooklyn sie kritisch ansah und vorallem... dass sie hier gar nicht hingehörte. In diese kleine, perfektionistische Welt.
Als sie Brooklyns Blick bemerkte war plötzlich alles wieder trist und grau. Die bunt leuchtenden Blumen verblichen und Brooklyns Gesichtsausdruck ließ sie zusammenzucken. Ganz genau wie vorher auch. Und Violets kleine Traumblase zerplatzt.
„Tschuldigung, hab schon verstanden, es interessiert dich nicht..."
Dabei interessierte es Brooklyn auf einmal schon, nur dass sie es sich natürlich nicht anmerken lassen hatte. Für sie war dieses Haus einfach ein ungemütlicher Ort. Viel zu groß und kalt. Ein zuhause oder gar einen Rückzucksort hatte sie darin nie gesehen. Aber genauso wenig hatte sie die Magie bemerkt, die von diesem Ort ausging. Sie war selten im Garten, gönnte sich selbst eine Auszeit zwischen den vielen verschieden aufblühenden Pflanzen und ihren Düften. Und plötzlich verspürte Brooklyn sogar das Bedürfnis weiter Violets Worten zu lauschen. Denn für sie war es auf einmal mehr... Sie kümmerte sich darum, es beeindruckte sie. Die Weise wie sie Dinge wahrnahm, die andere nicht wahrnahmen. Die Art wie sie die Dinge sah, ihre Magie, auch in den kleinsten Stücken. Es war faszinierend und als wären sie wieder wie zwei kleine Kinder, die alles mit anderen Augen sahen. Denn Kinder sehen Magie, auch ganz ohne bunte Pillen. Sie sehen bunte Farben, die wir nicht sehen. Sie sehen den Menschen wie er ist, nicht wie er scheint. Doch diese Gabe geht verloren, desto älter man wird. Man vergisst sie, wenn die Kindheit vergeht. Denn irgendwann wird man das letzte mal mit seinen Freunden gespielt haben, nur dass man es dann noch nicht weiß. Und genau in diesem Moment fragte sich Brooklyn, wann sie erwachsen geworden ist oder ob sie überhaupt jemals ein Kind gewesen war.
Aber all diese Gedanken schüttelte sie schnell ab. „Komm!" sagte sie zu Violet, wandte sich um und ging weiter die Treppe nach oben. Aber Violet schwor einen kleinen Funken in Brooklyns Augen gesehen zu haben. Wie einen Schimmer Hoffnung. Und das gab ihr Kraft.
Violet folgte Brooklyn in ihr Zimmer, was aus einem Style Magazin oder einem Pinterest Post hätte stammen können. Überall kunstvolle Bilder, edle Möbel, durchstrukturiert und kunstvoll eingerichtet. Ihr Zimmer sah genauso aus wie Violet sich ein Appartement in Paris mit Blick auf den Eifelturm vorstellen würde. Nur das hier der Eifelturm fehlte, oder gar Paris. Aber das tat dem keinem Abbruch.
Brooklyn setzte sich auf ihre Ledercouch, lässig ihren Arm über die Lehne gelegt und die Beine über einander geschlagen.
Nervös und mit zittrigen Händen stand Violet vor Brooklyn, versuchte ihre Jacke abzustreifen ohne dass ihr Projekt zu Boden fiel und obwohl sie versuchte so lässig wie Brooklyn zu wirken, sah sie dabei alles andere als selbstbewusst und kontrolliert aus. Eher wie ein Körperklaus und genauso wurde sie auch von Brooklyn angesehen.
Als Violet es endlich geschafft hatte, hielt sie Brooklyn stolz ihr Projekt hin.
Und Brooklyn schien ernsthaft fasziniert zu sein. Auch wenn sie es mit Worten vielleicht nicht ganz so gut ausdrücken konnte und nur ein: „Was ist das?" hervorbrachte. Sie lehnte sich ein Stückchen nach vorne um einen besseren Blick auf das Planetenmodell zu werfen, was bei genauerem Hinsehen doch etwas komplexer war, als die Wissenschaftsarbeit eines 5. Klässlers.
„Das..." Violet drehte ihr Modell vorsichtig zwischen ihren Händen... „Ist unser Kunstprojekt... Siehst du, da sind ganz viele Planeten aus unserem Sonnensystem in all ihren Farben und Formen... Merkur, Venus..." Violet zeigte auf jeden Einzelnen, bis sie an dem Planeten in der Mitte ankam, um den sich jeder einzelne Planet drehte. Doch der Planet im Zentrum, war anders als all die Anderen. Er war schwarz. „Und das hier... Das sind wir. Dieser schwarze Planet, der anders ist als all die Anderen. Also nur rein symbolisch natürlich!..." Violet stellte ihr Modell nun vorsichtig auf dem Boden ab und setzte sich im Schneidersitz daneben. Selbst Brooklyn erhob sich nun und sah interessiert zwischen Violet und dem Model hin und her. Mit ihren zarten Fingern friemelte Violet an dem schwarzem Planeten herum, bis sie den oberen Teil abnehmen konnte. Brooklyn hielt für einen Moment die Luft an, als sie dachte, Violet hätte nun irgendetwas kaputt gemacht. Aber Violet lachte nur über Brooklyns schockierten Blick.
„Keine Sorge, das muss so sein!" Brooklyn atmete erleichtert auf, straffte sich dann aber unter Violets amüsiertem Blick und tat wieder so, als wäre ihr das durchaus bewusst und auch eigentlich vollkommen egal.
Unter dem Deckel des schwarzen Planeten, der nun von innen sichtbar war, kamen sehr viele kleine Spiegel zum Vorschein. Jeder Einzelne war genau auf eine Person gerichtet, die in der Mitte positioniert war. Die Person war ebenfalls schwarz und stand in Mitten all dieser Spiegel, die man durch das Loch im Planeten betrachten konnte.
„Eigentlich stellt dieses Sonennsystem unser Leben dar. Oder mehr, wie wir uns in dieser Welt sehen. Wir sind unser eigenes Zentrum. Ich bin mein Zentrum und du bist deins! Immer. Vielleicht nehmen wir andere um uns wahr, die täglich um uns sind. Die um uns kreisen wie Sterne oder Planeten. Sie sind das Sonnensystem um uns und wir sind unsere Sonne. Wir sind die Einzigen, die Energie ausstrahlen und damit andere zum Leuchten bringen können. Aber egal wie, wir sind die Kraft, die alles belebt, aber vorallem uns selbst." Brooklyn schien total vergessen zu haben, unter welchen Umständen sie hier überhaupt zusammen gekommen sind. Wieso sie hier waren. Sie stand nun endgültig von der Couch auf und setzte sich zu Violet auf den Boden. Ihre Nase berührte schon fast das Model, so nah betrachtete sie es.
„Weißt du, jeder sieht heutzutage gleich aus in dieser Welt. Deswegen der eintönige schwarze Planet, die ausdruckslose Person... Wir machen doch nur das, was die Gesellschaft von uns möchte. Aber in unserem Innerem, wenn wir unseren monotonen Kern brechen, wie diesen Planeten... Dann sind wir so viel mehr, als es von außen scheint. Wir haben tausend Versionen, eine Millionen Facetten. Je nachdem wie man uns betrachtet und uns wahrnimmt.... Wir sind unendlich. Und manchmal ist es wirklich schwierig, die Version zu finden, die wir wirklich sein wollen. Diese Facette, die eigentlich niemand sehen möchte, weil sie einzigartig ist..." Violet schien wieder zu träumen. „Also lassen wir unseren Kern geschlossen, genau so trist und grau wie all die anderen um uns drum herum..." Violet setzte wieder den Deckel auf den schwarzen Planeten und die Spiegel verschwanden. „und fließen mit dem Strom. Wie alle anderen auch.
Ich glaube, jeder möchte eigentlich jemand Anderes sein, aber ist vielleicht zu ängstlich um es der Welt zu zeigen..."
Plötzlich war wieder alles normal. Violet sah Brooklyn erwartungsvoll an und grinste.
„Und was sagst du?" Brooklyn räusperte sich, zuckte die Schultern und machte einen gleichgültigen Ausdruck. „Für eine gute Note dürfte es ausreichen." Violet gab sich größte Mühe ihre Enttäuschung zu verbergen. Irgendwie hatte sie sich mehr erhofft, obwohl sie selbst nicht wusste wieso. Vor ihr saß Brooklyn Young. Das beliebteste Mädchen der Schule. Wieso sollte ausgerechnet sie jetzt mal etwas nettes sagen?
Auch Brooklyn konnte die Enttäuschung in Violets Miene nicht übersehen und irgendwie zerbrach es ihr förmlich das Herz.
„Und ich finds echt ganz gut." Violets Augen begannen zu leuchten.
„Wirklich? Du magst es?" Hoffnungsvoll blickte Violet sie wieder mit großen Augen an. Brooklyn musste Tatsache etwas lächeln, was ihr schon fast peinlich war. Das passte ja mal so gar nicht zu ihrem sonst so coolem, arrogantem Grinsen.
„Irgendwie schon.... Wie bist du dadrauf gekommen? Ich meine, das ist irgendwie der Wahnsinn... Wo nimmst du deine Ideen her?" Bei diesem Satz wurde Violet warm ums Herz, als würde sie endlich jemand nicht nur bemerken, sondern auch sehen. Als würde jemand einen anderen Teil von ihr erkennen.
„Ich kann es nicht glauben... Dass du mal so... naja fast normal mit mir redest..." Brooklyn sah sie wieder mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Bevor wieder alles von einem zum anderem Moment werden konnte wie immer... Brooklyn ignorant und kalt und Violet schüchtern und unsichtbar, schob Violet ein: „Dieses mal kam mir die Idee durch meine Schwester... Sonst kommen mir so gute Ideen eigentlich nur unter der Dusche." hinterher... Brooklyn musste sich ein ernsthaftes Grinsen verkneifen. Irgendwie war Violet ja schon manchmal ganz putzig.
„Lach nicht so! Hast du denn nie Ideen unter der Dusche?" Violet sah Brooklyn erwartungsvoll an, die nur nachdenklich zurück sah.
„Ehrlich gesagt... nein. Und Violet... Ich bin wirklich froh, dass du das Projekt gemacht hast. Ich habs nicht so mit Kreativität, Kunst oder irgendwelchen tiefgründigen Messages." Violet schüttelte nur schüchtern den Kopf.
„Erzähl doch nicht so was! In jedem steckt doch ein Stück Kreativität. Man muss nur wissen, wie man an sie rankommt. Ich meine schon alleine du bist doch ein einzigartiges Kunstwerk. Ich würde es nie hinbekommen so auszusehen wie du. Das ist doch Kunst genug! DU bist Kunst!" Brooklyn zog die Augenbraue wieder skeptisch nach oben.
„Weißt du, ich bin normalerweise auch nicht sonderlich kreativ. Aber manchmal wenn ich im Bett liege oder unter der Dusche stehe und spüre wie das Wasser meine Haut berührt, dann schließe ich die Augen. Und dann kann ich mich an jeden Ort träumen, den ich mir nur vorstellen kann. Dann fliege ich über die ganze Stadt oder bis zu den Sternen. Und daher kommen dann meine Bilder im Kopf."
Das war der Moment, wo Brooklyn realisierte, dass sie wirklich anders war als alle Anderen. Als würde sie Violet mit ganz anderen Augen wahrnehmen. Sie war anders als all die anderen Menschen, mit denen sich Brooklyn sonst so umgab. Denn diese waren wirklich alle irgendwie gleich. Jeder dachte gleich, jeder hatte die gleiche Meinung, den gleichen Kleidungsstil. Jeder war irgendwie genau wie der Andere. Aber Violet schien wirklich nicht wie von dieser Welt. Sie nahm diese Welt wahr, anders als alle anderen, als würde sie von einer anderen Erde reden.
Allerdings ist sie nicht nur speziell, aufgrund dessen was sie sieht, sondern für die Person, die sie in ihrem tiefstem Innerem ist. Und wenn man ihr auch nur die kleinste Chance geben würde, könnte sie großes Bewegen. Das sah auch Brooklyn. Sie könnte einer dieser Menschen sein, die alleine mit ihren Worten Berge versetzen könnte. Ein potenzieller Nobelpreisträger. Ein Kämpfer und eine Träumerin.
Sie denkt so anders, sie denkt weiter. Sie fühlt anders, weil sie noch Träume hat. Auf dem Weg diese zu erreichen, fühlt sie tiefere Trauer und brennendere Tränen, aber auch mehr Dankbarkeit und Freude als die Meisten.
Und genau das war der Grund, wieso Brooklyn sie bewunderte und weshalb sie ihre Eigenheiten irgendwie mochte. Sie war mal so anders, als all ihre anderen Freunde. Eigentlich war sie das genaue Gegenteil.
Nur schade, dass all das keinen Platz in Brooklyns Leben haben konnte. Anderssein passte da einfach nicht rein.Als Brooklyn Violet zur Tür brachte, regnete es immer noch wie aus Eimern. Violet streifte sich erneut ihren gelben Regenmantel über. Mittlerweile war es dunkel draußen, der Regen trug noch weiter zu der düsteren Stimmung bei und nur die Laternen sorgten für einen kleinen Lichtschimmer.
Brooklyn lächelte Violet nochmal kurz an, bevor diese sich umkehrte und durch den Regen eilte. Bis sie kurz innehielt und sich am Fuße der Treppe noch einmal umdrehte.
„Brooklyn?" Brooklyn wollte eigentlich gerade die Tür schließen, sah Violet dann aber interessiert an.
„Weißt du...?" Violet rang mit ihren Händen und versuchte die richtigen Worte zu finden. Aber so richtig gelang es ihr nicht. Kann man in so einem Zusammenhang überhaupt die richtigen Worte finden?
„Ich weiß, es ist nicht cool jemanden wie mir mal auszuhelfen. Einem Loser wie mir eben. Vorallem nicht vor deinen Freunden...." Brooklyn musste schlucken. Sie wusste ganz genau worauf Violet hinauswollte. Welche Situation sie meinte. Sie konnte es förmlich wieder vor ihrem innerem Auge sehen, wie eine Rückblende, von gestern Nachmittag.
Violet wie sie da an der Baumgruppe auf dem Schulhof stand. Erst hatte Brooklyn sie gar nicht erkannt. Vorallem nicht, als sich ein paar breitgebaute Jungs vor ihr aufgebaut hatten und sie langsam begannen zu schikanieren. Sie rumzuschubsen, ihr die Brille von der Nase zu klauen oder ihre Bücher zu zerreißen. Normalerweise wäre sie auch einfach weitergegangen. Solche Sachen sind kein Einzelfall auf ihrer Schule. Aber als sie Violets Stimme gehört hatte, wie sie sich zu behaupten versuchte, war sie wie eingefroren stehen geblieben. Seit der Begegnung mit ihr am Morgen, an dem sie tatsache versucht hatte, sich gegenüber IHR, Brooklyn Young, zu behaupten, war es anders gewesen. Eine andere Stimmung. Sie fühlte sich beinahe etwas eingeschüchtert.
Brooklyn war also stehen geblieben und hatte von Weitem zu Violet geschaut, die sich versuchte durchzusetzen. Allerdings waren die Schlägertypen nicht darauf aus, ihren Worten Gehör zu schenken. Es machte sie nur noch wütender, sodass sie sogar handgreiflich wurden. In dem Moment, in dem ein Junge Violet an ihrem Kragen packte und sie anbrüllte, fiel Violets Blick auf Brooklyn und ihre Blicke trafen sich. Violets Gesichtsausdruck war voller Angst und hilfesuchend. Ihr Blick brannte förmlich auf Brooklyns Haut. Aber als Sienna Brooklyn ein: „Kommst du, Brooks?" entgegen warf, wandte sich Brooklyn ab und schritt zu Sienna und Jenna, als wäre sie ihre Königin. Sie sah nur noch einmal zurück zu Violet, bis sie sich umdrehte und mit erhobenem Kinn das Schulgelände verlies. Violet riss Brooklyn aus ihren Träumen.
„... Aber am Ende des Tages, machen wir alle das Selbe durch. Wir alle haben Gefühle. Und jeder braucht manchmal Hilfe. Deshalb sind wir doch nicht alleine hier. Natürlich hast du auch Recht, manchmal müssen wir unseren eigenen Kampf alleine kämpfen. Aber ich glaube, du könntest wirklich nett sein und ich glaube auch, dass du eine tolle Persönlichkeit bist, vom Aussehen mal abgesehen... wenn du nicht immer versuchen würdest dich zu beweisen. Oder wenn du einfach mal das tun würdest, was du wirklich tun möchtest. Wenn du einfach leben würdest ohne auf die Blicke der anderen Wert zu legen. Wenn du einfach das tun würdest, was dir dein Herz sagt.
Aber gut. Das ist, was die Gesellschaft aus uns macht oder?
Du musst nicht fies sein. Ich weiß das! Das habe ich heute gesehen. Das bist alles nicht du! Ich glaube in dir steckt soviel mehr, als du zulässt. Ich glaube an eine andere Version von dir. Aber ich weiß schon, es ist dir ja sowieso egal was ich denke. Ich bin ein Niemand in deiner kleinen, perfekten Welt. Also wieso sollte meine Meinung irgendwas wert sein?" Brooklyn sah für einen kurzen Moment ernsthaft getroffen aus. Ihr war das Gesicht leicht entgleist. Aber ehe Violet davon überhaupt etwas wirklich mitbekam, war Brooklyn wieder ganz die Alte, sah angeekelt auf Violet hinunter und sagte leise, aber bestimmt:
„Es wäre besser, wenn du jetzt gehst!" In Violets Augen funkelte ein bisschen etwas, was aussah wie... Wut. Das hatte Brooklyn noch nie bei ihr gesehen.
Violet atmete einmal tief durch, drehte sich dann auf dem Absatz herum und verschwand dann in der Dunkelheit und im Regen. Brooklyn schloss ausdruckslos die Tür.
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Reach for the stars
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