"An Dennis. Durch dich ist der Clan der Yokuthu und die Nation des Ostens entstanden. Ich danke dir aus tiefstem Herzen für deine Ideen und für diese Inspiration. Ich liebe dich."
Süßer Rauch vernebelte die warme Morgenluft. Awan ruhte im Schneidersitz auf einer der hohen Eichen, in der gebräunten Hand eine lange Pfeife aus Kirschbaumholz, deren Kopf in der Form eines prächtigen Adlers geschnitzt war. Schwache Sonnenstrahlen schienen durch die dichten Baumkronen, die sich wie eine Decke über den Wald rollten. Awan blinzelte, als er sein Haupt gen Himmel hob. Die pechschwarzen, glatten Haare flossen über seinen Rücken wie reinste Seide. Perlen und Federn, welche er in seine Strähnen geflochten hatten, glänzten in dem Licht in mattem Grün und feurigem Rot.
Mit einem Ruck erhob er sich, steckte die Pfeife in den Mund und kletterte leichtfüßig in die Spitze des Baumes. Mit den Händen schob er die Blätter fort und steckte das Gesicht aus dem Blätterdach. Um ihn herum erstreckte sich das Land der Kwanita. Mächtige Berge säumten sich um ihn, welche dort standen wie eine Familie von Riesen. PrächtigeBaume in den lebhaftesten Farben, die zu seiner Rechten und Linken endlos schienen, wuchsen und gediehen. Doch der schönste Anblick lag direkt vor seiner Nase: das Meer. Türkis schillernd lag es vor ihm, so ewig weit, dass er kein Ende sah. Das Salz hing in der Luft, das kühle Nass schwappte über die Küste, die so nah schien, und doch hundert von Wegstunden entfernt von ihmwar.
Ehe er wieder herab stieg, unter die Blätterdecke in den heiligen Wald, betete er. Er betete zu Kwanita, Mutter der Erde. Sie war es, die alles erschuf: die blauen Meere, die Bäume, der Sand unter den Füßen, die helle Sonne, das Wild, welches den Wald mit den Menschen teilte, die duftenden Blumen und die Berge. Der Clan der Yokuthu betete stets zu ihr, immer dann, wenn sie die Natur am ehesten und reinsten wahrnahmen und dankbar dafür waren. Die Yokuthu waren ein Volk des Friedens und der Liebe. Sie kämpften nicht, trugen keine Waffen und liebten ihre Nächsten wie ihr eigen Fleisch und Blut. Solange sie nackt auf ihren Lammfellen sitzend ihren Hanf rauchen, lachend um das Feuer tanzen, reifen Sauerampfer essen und die verschiedensten Männlein und Weiblein sich abwechselnd lieben konnten, waren die Yokuthu glücklich und zufrieden. Jeder von ihnen hatte lange, pechschwarze Haare und ihre Körper waren überzogen von Mustern, die sie sich mit heißer Tinte und spitzen Nadeln in die Haut prägten. Die Zunge der Tepiani, der ersten Menschen dieser Lande, hießen diese Muster Kayani. In schmutzigem Schwarz und rassigem Rot leuchteten kleine Kreise, künstlerische Linien und spitze Dreiecke: alles Verzierungen der Nationen im Osten. Dieser Teil der Welt bestand aus hunderten von Naturvölkern, die Yokuthu mit einbeschlossen.
Jeder ehrenvolle Sohn der Natur, in Tepianisch auch Mawabu genannt, bekam eine neue Verzierung, wenn er einen Frieden geschaffen oder mit eigener Haut die Mutter Kwanita und ihre Wälder beschützt hat. Awans Leib war übersähen mit unzähligen von Kayanis. „Ahaman qui Kolinaya oa Kwoian“, beendete der Stammesmann sein Gebet in der reinen Sprache der Tepiani, seines Urvolkes. Dies bedeutete „Heilige die Mutter der Erde“, und wurde von jedem Mawabugesprochen, nachdem er für sein vollkommenes Leben gedankt hatte.
Nachdem er wieder den matschigen Waldboden unter den nackten Fußsohlen spürte packte er seinen Hengst sanft bei dem Schweif, schwang sich galant auf denRücken und galoppierte gen Heimat. Tahoro hieß sein friedliebendes Pferd, sein Malinoa. Er liebte die Malinoas.Anmutige Tiere die selig auf den Weiden grasten und unglaublich schön waren. Sein Hengst war ein Fuchs, ein Riese in leuchtendem Kastanienrot, auf der langen Stirn eine weiße Blesse. Sein Schweif ähnelte den Haaren seines Herrn: edel und pechschwarz.
Nach einer Wegstunde entdeckte er schon von Weitem das Dorf der Yokhutu, wie es sich bunt und schallend vor ihm ausbreitete. Die Sonne brannte noch nicht lange am Himmel, schon pfiff und flötete sein Fußvolk alte Legenden und fröhliche Lieder, während kleine Buben im Schlamm tollten und die Mädchen sich lange Zöpfe flochten. Er ließ Tahoro auf einer Lichtung ruhen, welcher sich genüsslich daran machte saftiges Gras zu rupfen. Awans himmelblaue Augen huschten über die unzähligen Zelte und suchten der Seines. Mit einem Lächeln und einer raschen Handbewegung wies er die Lehrlinge, die Pivaos, ab. Die Musik klang lieblich in seinen Ohren, doch wollte er im Moment nur Eines. Schließlich fand er das spitze Zelt, die Wände bespannt mit bemalter Baumwolle, auf dem sich rote Sonnenblumen und kleineMalinoas zeigten. Als er die grobe Wolldecke hob, die den Eingang seines Heimes verdeckte, blinzelte er. Unzählige von Staubflocken tanzten vor seinen Augen durch das fade Sonnenlicht. Sofort lächelte er aus tiefstem Herzen. Gebettet auf bunten Kissen und eingehüllt in einem grauen Wolfsfell lag seine Frau, seine Adina, in ihrem Bett. Ohne ein Wort zu sagen setzte er sich neben sie, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und streichelte die große Wölbung in ihrem Bauch. „Aol raish jahal
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Blut des Waldes
FantasyZwischen den dichten Fichten und rauschenden Flüssen des Waldes hausen die Menschen des reinen Blutes. Die Menschen, die eins mit der Natur sind. Dies ist die Einführung in eine Welt voller Blut, Natürlichkeit, Intrigen und Krieg, Clan um Clan. Alle...