Kapitel 6. - Monarchie

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„Rhashat!“. Die Sonne ging rosa leuchtend am blauen Ozean der Lüfte auf. Das Tal, in denen die Krostoxs ihr Lager geschlagen hatten, verzauberte jedes einzelne Lebewesen allein mit seiner atemberaubenden Ausstrahlung. Eine Mulde, die sich halbrund in den Boden senkte, dicht bewachsen mit hohen Fichten, an denen reife Zapfen hingen und rundherum umgeben von mächtigen Bergen, die Schatten warfen. Der Himmel war von zarten Wolken behangen, die Luft frisch und rein wie fließendes Wasser.

Hier in den westlichen Landen war es ruhig, kühl und es streiften mehr Wölfe, Braunbären und Wildschweine umher als in allen anderen Wäldern zusammen. In den Bächen und Flüssen strömten riesige Schwärme fetter Fische: gesprenkelte Saiblinge, goldschuppige Brachsen, winzige Kaulbarsche, glitschige Flussaale und längliche Wasserbewohner, die sich Neunaugen nannten und ein rundliches Maul hatten, welches mit hunderten von Hornzähnen rundherum versehen war. „So schrecklich wie diese Biester aussehen, so gut munden sie mir doch!“, verkündete der dicke Muli einst lachend, als er sich den Wanst voll Fischeintopf schlug. Die Mitglieder der Krostoxs waren überall gehasst und verspottet, gefürchtet und verjagt. Dennoch waren sie alles in einem ein gutes und herzliches Volk- wenn auch nur unter sich allein.

„Rhashat! Ich bringe Kund!“, wiederholte Avon erneut, während seine Stimme sich überschlug. Der Hauptmann schlug die Augen auf. Der dumpfe Schmerz ließ ihn in Erinnerung rufen, dass er die letzte Nacht zu viel Bier getrunken hatte. Rasch schlich sein Blick über das Strohbett und blieb an der Dirne, welche splitternackt neben ihm kauerte, kleben. Jung war sie, bestimmt nicht einmal neunzehn, dachte Rhashat. Ihr Haar war lang und verstreute sich wild über ihren Körper wie eine Flut aus schwarzem Wasser. Mit seinem Daumen strich er über eine ihrer kleinen Brüste, verlor sich in ihrer Weiblichkeit. Mit schweren Gliedern setzte er sich auf und zurrte sich eine braune Hose aus Wildleder über seine entblößten Lenden. „Was ist passiert?“, fragte der Anführer der wilden Sieben, müde doch trotzdem interessiert. „Die Koshari... mein Krieger... Zacharas, er...“ „Zacharas?“, Rhashats Stimme wurde lauter, ein Feuer der Wut entfachte in ihm. „Was ist mit dieser Made?!“, seine Worte waren scharf wie Klingen und seine Zunge drohte zu explodieren.

„Unser Späher, er sandte einer unserer Truppen aus, die Kämpfer der Koshari seien nur zwanzig Mann, und wir dachten...wir dachten...“ „Was dachtet ihr?!“, entgegnete der Krieger scharf. „Unsere Männer dachten, sie seien...schwächer. Nie waren sie so stark wie heute, mein geliebter Herr.“ Avon wählte seine Worte mit Bedacht, um Rhashats Nerven so wenig wie möglich zu reizen, doch merkte er selbst, dass ihm dies nicht so recht gelang. Dicke Schweißperlen bildeten sich auf seiner vernarbten Stirn, rannen über seine Schläfen und platzten schließlich auf seinem Hermelinfell, welches um seine Schultern lag.

„Was macht dieses Pack so weit im Westen? Was führt sie in unsere Gebiete?“, der Anführer saß grübelnd auf seiner Bettkante, wagte es nicht sich zu rühren, denn er kochte vor Wut. Jeder wusste, wenn der Anführer kochte, war er nicht mehr aufzuhalten.

Nicht selten passierte es, dass Rhashat die Kontrolle über sich selbst verlor und das freie Dort verwüstete, Stühle umher warf bis sie mit einem lauten Krach auf dem Waldboden zerbarsten, Dirnen und alte Weiber mit flacher Hand schlug und seine Klinge selbst gegen seine sechs Reiter, seine Brüder, richtete.

„Zacharas und seine Gefolgsleute, sie waren allen Anscheins auf der Jagd. Pfeil und Bogen, Äxte und geschärfte Dolche, um die tote Beute zu verarbeiten, trugen sie an ihren Gürteln. Im Süden ist es wärmer denn je. Eine Dürre scheint sich auszubreiten, heißer als jede andere zuvor. Das Dorf der Koshari hungert.“ „Ihnen geht das Fleisch aus“, Rhashat lächelte zufrieden. Kurz darauf verfinsterte seine Miene sich erneut. „Heißt das nun, dass wir uns jetzt alle paar Monde mit diesem Abschaum umher schlagen müssen?“, er seufzte und man konnte die Verachtung in ihm förmlich riechen. Sie klebte an seiner Haut wie eine unsichtbare Hülle. „Ich...ich weiß es nicht...aber ich muss dir noch etwas mitteilen, mein Bruder...“, die Stimme des Reiters wurde finster, gar ängstlich. Avon war ein Mann von stattlicher größer, sein Haar und der Bart braun und dicht wie das Fell eines Bären. Er wäre recht schön anzusehen, wäre dort nicht eine riesige Narbe, die sein Gesicht schmückte. Sie zog sich von seiner Braue, über sein linkes Auge, bis hin zu seinem Wangenknochen. Blind war er nicht, ebenso wenig wie taub. Jeder Mann, den er über sein Wundmal herziehen und murmeln hörte, verlor seinen Kopf, und somit auch sein armseliges Leben. Männer fürchteten ihn, doch die Dirnen wollten stets sein Bett wärmen. Niemand wusste wieso, aber Avon hatte eine Ausstrahlung, die bei den Huren Eindruck machte und ihre schönen Augen glänzen ließ.

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