1 - Adonis alias der Lederjackenjunge

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Ich bin ein Mensch, der nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Meistens reicht es schon, wenn man mich kurz in den Arm nimmt oder in ein Schwimmbecken schubst.

Falls das mal nicht funktionieren sollte, gibt es immer noch die Geheimwaffe namens Pommes, die eine hundertprozentige Erfolgsquote verspricht.

Schon seit klein auf sind die knusprigen Fritten mein Wegbegleiter. Damit sind sie länger Teil meines Lebens als so manch ein Freund.

„Hörst du mir überhaupt zu, Rayla?", vertreibt plötzlich eine genervte Stimme meine Gedanken an goldgelbe Fritten.

Wenn nicht Clarissa diejenige wäre, die mich angesprochen hat, wäre meine Laune spätestens jetzt auf den Nullpunkt gesunken. Es gibt nämlich genau eine Sache, die ich hasse - wenn ich bei der Schwärmerei über meine heißgeliebten Pommes unterbrochen werde!

Da Clarissa aber den Bonus der besten Freundin hat, bleibt mein Grinsen bestehen.

„Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken?", seufzt die Blondine und rollt dabei theatralisch die Augen. „Etwa beim Abendessen?"

Clarissa kennt mich einfach zu gut. Auch wenn wir erst vor sechs Jahren zueinander gefunden haben, fühlt es sich so an, als hätten wir bereits unser ganzes Leben miteinander geteilt.

Neben meiner Zwillingsschwester Raylie ist sie die Einzige, der ich alles anvertrauen kann.

„Die Pommes haben es mir total angetan, Clary. Es ist unmöglich, nicht an sie zu denken", antworte ich schließlich schmunzelnd, wofür ich mir direkt einen leichten Seitenhieb einfange. „Jeder normale Mensch schwärmt für Justin Bieber oder Zac Efron. Aber nein, meine beste Freundin ist natürlich nicht normal und muss für Pommes schwärmen!"

Ich gebe zu, dass sich dieser Fakt laut ausgesprochen ein bisschen bizarr anhört. An meiner Meinung ändert er trotzdem nichts.

„Habe ich da gerade Justin Bieber gehört?!", mischt sich eine aufgedrehte Julie in unser inhaltsloses Gespräch ein. Wie immer steckt sie ihre Nase in Sachen, die sie eigentlich nichts angehen.

Zwar ist die Brünette eine hervorragende Schwimmerin und somit auch eine gute Verstärkung für das Team, aber menschlich gesehen ist sie wirklich anstrengend.

Mit ihren sechzehn Jahren ist Julie das Küken in unserer Mannschaft. Dementsprechend ist sie noch sehr kindisch, neugierig und laut. Auch ihre Schwärmerei für den Sänger Justin Bieber trägt nicht gerade dazu bei, dass sie in meinem Ansehen steigt.

„Nein! Da hast du dich wohl leider verhört, Julie", lüge ich sie möglichst überzeugend an, ehe ich mir Clarissas Handgelenk schnappe und sie ein paar Meter von der Sechszehnjährigen wegziehe.

Ich mag es nämlich nicht, wenn man den heimlichen Lauscher spielt und sich dann wie aus dem Nichts an einem Gespräch, das gar nicht für seine Ohren bestimmt war, beteiligt.

Bevor ich jedoch einen negativen Kommentar über Julie abgeben kann, ergreift meine beste Freundin auch schon das Wort. „Wenn unser neuer Schwimmtrainer immer so spät kommt, wird das sicherlich ein riesiger Spaß vor den ganzen Wettkämpfen", seufzt sie mit einem Blick auf die Uhr.

Tatsächlich warten wir schon seit fast einer Viertelstunde vor der Schwimmhalle. Von unserem neuen Trainer fehlt jede Spur.

„Vielleicht hat er es sich ja nochmal anders überlegt, als er von Bruno gehört hat", überlege ich laut.

Bruno war unser ehemaliger Schwimmtrainer. Da er bereits steil auf die siebzig Jahre zugegangen ist, war es im Grunde genommen nur eine Frage der Zeit, bis er den Posten als Trainer aufgeben würde.

Fries before guysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt