Eine Welle der Erleichterung durchflutet meinen Körper, als der Bus in unserer Heimatstadt zum Stehen kommt.
Endlich ist diese Kennlernfahrt zu Ende.
Obwohl ich dieser Fahrt schon von Anfang an skeptisch gegenüberstand, war sie letztlich noch schlimmer, als erwartet. Vor allem die gestrige Nacht und der heutige Tag haben mir den letzten Nerv geraubt.
„So, da wären wir wieder", leitet Trace seine Abschiedsrede ein. „Ich hoffe, euch hat dieses Wochenende genauso sehr gefallen, wie mir. Wir sehen uns dann morgen beim Schwimmtraining. Ruht euch bis dahin ein bisschen aus!"
Ein bisschen? Mir fehlen mindestens acht Stunden Schlaf! Es ist unmöglich, das in nur einer einzigen Nacht aufzuholen – es sei denn, ich schwänze morgen die Schule.
Begleitet von einem Seufzen hüpfe ich aus dem Bus und werfe mir meine Sporttasche über die Schulter. Nebenbei halte ich nach unserem roten Auto Ausschau, doch ich kann es nirgends sehen.
„Sollen wir dich mitnehmen?", deutet Tory meinen Blick richtig. „Nein, nicht nötig", winke ich sofort ab. „Wir sehen uns morgen!" Die Schwarzhaarige umarmt mich noch kurz zum Abschied und verschwindet dann winkend zu ihrem Vater.
Die neue Freundschaft zu Tory war das einzig Gute an dieser Kennlernfahrt.
Wie von selbst schweift mein Blick zu Clarissa hinüber. Sie steht mit ihren Eltern bei Trace und redet vermutlich über ihren angeblichen Bowlingkugelunfall.
Seit unserem Gespräch im Bowlingcenter haben wir kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Ich weiß nicht, ob Clarissa sauer auf mich ist, aber auf der Busfahrt hat sie sich lieber neben Olivia statt mich gesetzt.
Ich werde morgen auf jeden Fall noch einmal mit ihr reden, denn so kann es wirklich nicht weitergehen. Ich bin schließlich auch nicht direkt beleidigt, wenn mir meine beste Freundin ihre Meinung sagt.
Seufzend ziehe ich mein Handy, das ich kein einziges Mal an diesem Wochenende benutzt habe, aus meiner Jackentasche. Sofort springt mir eine Nachricht meiner Schwester entgegen, die mir die Kehle zuschnürt.
Hey, Ray.
Wir sind gut bei Tante Elena angekommen.
Ich hoffe, du hast ein schönes Wochenende.
Wir sehen uns dann Montag.
Bis bald, RaylieOh nein! Das darf doch wohl nicht wahr sein!
Wie konnte ich nur vergessen, dass meine Eltern und Raylie dieses Wochenende meine Tante auf dem Land besuchen? Kein Wunder, dass mich mein Zwilling am Freitagabend mehrfach darauf hingewiesen hat, bloß nicht meinen Haustürschlüssel zu vergessen.
„Scheiße", murmele ich leise. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, den Schlüssel eingesteckt zu haben.
Hektisch stelle ich meine Sporttasche auf den Boden und durchwühle den Inhalt. Von meinem Schlüssel fehlt jede Spur. Auch in den Seitenfächern und meinen Jackentaschen werde ich nicht fündig.
„Scheiße!", wiederhole ich mich. Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann ja schlecht unser Wohnzimmerfenster einschlagen oder die Haustür eintreten.
In meiner Not schreibe ich Raylie eine Nachricht.
Wann seid ihr wieder zu Hause?
Ihre Antwort kommt zum Glück nur wenige Sekunden später.
Mum und Dad haben morgen frei. Deshalb bleiben wir länger und fahren erst morgen früh los.
Nein! Das ist ein Scherz, oder?
Verzweifelt raufe ich mir die Haare. Ich habe wirklich keine Ahnung, wo ich jetzt bleiben soll. Normalerweise würde ich Clarissa fragen, ob ich bei ihr übernachten kann, aber angesichts der jüngsten Ereignisse ist das vermutlich keine gute Idee.
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Fries before guys
HumorRayla Carter lebt nach dem Motto „Fries before guys". Als dann aber plötzlich ihr neuer Schwimmtrainer Trace Wilson auftaucht, gerät ihr Lebensmotto ins Wanken. Auf einmal ist sich Rayla nämlich nicht mehr sicher, was heißer ist - knusprige Fritten...