„Ich fasse es nicht!", stöhne ich halb frustriert und halb amüsiert. „Wie schaffst du es nur immer, mich zu dem größten Schwachsinn zu überreden?"
„Ich bin deine beste Freundin", erwidert Clarissa direkt grinsend. „Da ist es ein Kinderspiel, dich so zu manipulieren, dass du genau die Sachen machst, die du eigentlich nicht tun möchtest."
„Gut zu wissen." Ab sofort sollte ich mich bemühen, nicht immer so schnell nachzugeben.
Tatsächlich sitzen Clarissa und ich gerade mit den anderen Mädels aus dem Schwimmteam in einem Bus. Wo genau dieser Bus hinfährt, weiß niemand - niemand außer Trace.
Natürlich macht er ein riesiges Geheimnis aus dem Zielort und genießt es stattdessen, von allen Seiten angesprochen und ausgequetscht zu werden.
„Aufmerksamkeitsgeiler Angeber", murre ich so leise vor mich hin, dass es niemand anderes hört - nicht, dass sich gleich noch fünfzehn wütende Mädchen auf mich stürzen und mir die Augen auskratzen wollen.
„Rayla?" Ich seufze genervt, ehe ich mich zu Julie umdrehe. Leider Gottes hat sie den Sitzplatz hinter Clarissa und mir ergattert, weshalb sie mich gefühlt alle drei Minuten anspricht. „Was ist?", frage ich sie desinteressiert.
Mir ist selbstverständlich bewusst, dass ich nicht gerade respektvoll mit der Sechszehnjährigen umgehe, aber anders scheint sie ja nicht zu begreifen, dass sie mich in Ruhe lassen soll.
„Ich habe gerade zufällig ein neues Lied von Justin Bieber entdeckt!", quietscht sie aufgeregt. „Oh man, ich bin so nervös. Hören wir uns das Lied zusammen an?"
Das ist nicht ihr Ernst, oder? Steht etwa Justin Bieber Fangirl auf meiner Stirn geschrieben oder warum fragt sie mich so etwas Dämliches?
„Alle mal herhören!", rettet mich Trace aus dieser misslichen Situation, indem er einmal in die Hände klatscht. „Wir sind in fünf Minuten da. Packt also schon mal eure Sachen zusammen."
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
„Sorry Julie, aber du hast Trace gehört", murmele ich gespielt traurig, während ich meine Schuhe wieder anziehe.
Da ich nicht wusste, wie lange die Busfahrt andauern würde, habe ich mich heute Morgen in meinen bequemsten Jogginganzug und meine kuscheligsten Socken geschmissen. Eigentlich wollte ich mir noch Adiletten anziehen, aber meine Zwillingsschwester hat mich im letzten Moment davon abgehalten.
Vermutlich war das auch gar nicht schlecht, denn ich sehe ohnehin schon als Einzige wie eine Obdachlose aus.
Nur wenige Minuten später kommt der Bus zum Stehen, sodass wir aussteigen. Gemeinsam mit dem Busfahrer packt Trace die Koffer aus und verteilt diese an meine Mannschaftskolleginnen.
„Was haben die denn alles mitgenommen?", wende ich mich mit gerunzelter Stirn an Tory, die neben mir steht. Genauso wie ich hat auch sie nur eine kleine Sporttasche als Gepäck mitgenommen.
„Vermutlich ihren Schminktisch und den ganzen Kleiderschrank", erwidert die Schwarzhaarige seufzend.
Mit dieser Vermutung könnte sie sogar Recht haben.
Nachdem kurz darauf alle Koffer verteilt sind, versammeln wir uns in einem Kreis vor Trace. „Es gibt vier Vierer-Zimmer", teilt er uns mit. „Am besten bildet ihr jetzt eben selbstständig eure Gruppen."
Das geht schneller als erwartet.
Während sich die kichernden Barbies gleichmäßig aufteilen, bleiben Tory, Clarissa, Julie und ich in der Mitte zurück.
„Oh nein", raune ich leise.
Ich habe selbstverständlich kein Problem damit, mir ein Zimmer mit meiner besten Freundin und Tory zu teilen, aber bei Julie hört der Spaß wirklich auf. Mit ihrem dämlichen Justin Bieber Hype macht sie mich noch ganz wahnsinnig.
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Fries before guys
HumorRayla Carter lebt nach dem Motto „Fries before guys". Als dann aber plötzlich ihr neuer Schwimmtrainer Trace Wilson auftaucht, gerät ihr Lebensmotto ins Wanken. Auf einmal ist sich Rayla nämlich nicht mehr sicher, was heißer ist - knusprige Fritten...