Trace hat Glück, dass sein misslungenes Rührei den ganzen Tag über in meinem Magen bleibt, denn sonst hätte er sich auf eine Standpauke gefasst machen können. Zwischendurch hatte ich in der Schule tatsächlich das Gefühl, als müsste ich mich auf der Stelle übergeben. Gott sei Dank ist es aber nicht so weit gekommen.
Jetzt gerade sitze ich mit Tory zusammen auf der Wärmebank in der Schwimmhalle und warte darauf, dass Trace endlich erscheint.
Um ehrlich zu sein hätte ich angesichts der jüngsten Ereignisse damit gerechnet, dass er das Training absagen würde, doch das hat er nicht getan. Vermutlich sieht er es als eine Chance an, um sich abzulenken.
Wie von selbst schweift mein Blick zu Clarissa hinüber, die neben Megan und Jackie sitzt. Bisher hat sie mich kein einziges Mal angesehen und bloß mit Nichtachtung gestraft.
Ist sie etwa immer noch sauer, weil ich ihr im Bowlingcenter meine Meinung gesagt habe?
Sie kann von Glück reden, dass die Schwellung an ihrem Fuß schon wieder nachgelassen hat und sie überhaupt hier sitzen kann. Mit ganz viel Pech hätte sie sich nämlich auch eine ernsthafte Verletzung zuziehen können.
„Entschuldigt bitte die Verspätung!" Traces hektische Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. „Hoffentlich wird mein Zuspätkommen nicht zur Gewohnheit." Leises Gekicher folgt.
Ich versuche die Barbiefraktion so gut es geht zu ignorieren und richte meine Aufmerksamkeit stattdessen auf den Blondschopf.
Er sieht schlimm aus.
Tiefe Schatten liegen unter seinen geschwollenen Augen und seine Haare stehen wirr in alle Richtungen ab. Die anderen Mädels denken vermutlich, dass Trace einfach nur zu wenig Schlaf bekommen hat, aber ich weiß es besser.
Er hat um Joleene getrauert. Wahrscheinlich sind dabei auch die Tränen geflossen, die er letzte Nacht zurückgehalten hat.
Als würde Trace spüren, dass ich gerade an ihn denke, finden seine blauen Augen einen Weg zu mir. Kurz bleibt die Zeit stehen, doch binnen weniger Sekunden löst sich der Lederjackenjunge wieder von mir.
Ob ihm die gestrige Nacht wohl im Nachhinein unangenehm ist? Er ist schließlich mein Schwimmtrainer.
„Heute würde ich mir gerne eure Technik anschauen, bevor wir dann ab Donnerstag individuell trainieren", fährt Trace nach einer Weile fort. „Zehn Minuten aufwärmen und dann erkläre ich euch das weitere Vorgehen."
Motiviert wie noch nie springen die anderen Mädels auf und dackeln hüftwackelnd zum Schwimmbecken. Wenigstens tragen sie dieses Mal ihre Badeanzüge und keine zu knappen Bikinis.
Ich möchte gerade ebenfalls an Trace vorbeilaufen, um ins Schwimmbecken zu steigen, da hält er mich vorsichtig am Oberarm zurück. „Ist alles gut bei dir?", möchte er wissen.
Ich runzele die Stirn. „Sollte nicht eigentlich ich diejenige sein, die dich das fragt?"
„Nein", antwortet der Blondhaarige. „Ich frage wegen des Rühreis. Ich glaube nämlich, dass da etwas nicht ganz koscher war. Meine Toilette hat sich heute alle zehn Minuten über meinen Besuch gefreut."
Kein Wunder, dass Trace so erschöpft aussieht. Eine Magenverstimmung und ein gebrochenes Herz sind keine sonderlich gute Kombination.
„Bei mir war es zum Glück nicht ganz so schlimm. Aber Rührei werde ich trotzdem nie wieder von dir essen!"
Sobald ich die Worte laut ausgesprochen habe, spüre ich, wie sich meine Wangen rot färben. Warum sollte ich überhaupt noch einmal die Gelegenheit dazu bekommen, gemeinsam mit Trace zu frühstücken? Die letzte Nacht war eine absolute Ausnahme, die meiner eigenen Dummheit zu verschulden war.
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Fries before guys
HumorRayla Carter lebt nach dem Motto „Fries before guys". Als dann aber plötzlich ihr neuer Schwimmtrainer Trace Wilson auftaucht, gerät ihr Lebensmotto ins Wanken. Auf einmal ist sich Rayla nämlich nicht mehr sicher, was heißer ist - knusprige Fritten...