10 - Dopingskandal um den Goldjungen

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Ich bin mehr als nur erleichtert, als ich endlich wieder in den vertrauten vier Wänden meines Hauses hocke. Zwar mag ich es, zu verreisen, aber zu Hause ist es dann doch am schönsten.

„Wie war euer Besuch bei Tante Elena?", frage ich meine Familie neugierig, nachdem ich mir eine Gabel Spagetti in den Mund geschoben habe.

Wie sehr ich es doch vermisst habe, zusammen mit Raylie und meinen Eltern zu Abend zu essen. Wegen der Jobs meiner Eltern kommt es nicht gerade oft vor, dass wir alle gemeinsam am Tisch sitzen. Umso mehr genieße ich die Zeit jetzt gerade.

„Die Auszeit hat uns auf jeden Fall gutgetan", antwortet Mum mit einem verträumten Lächeln. „Wir hatten sogar das Glück, bei der Geburt eines Kälbchens dabei sein zu dürfen."

„Wow, das klingt toll!"

Als Kind habe ich Tante Elena immer für ihren Bauernhof und die vielen Tiere beneidet, aber mittlerweile weiß ich nur allzu gut, wie viel Arbeit in dem Hof steckt.

„Oh, und deine Schwester wurde von einem Bauern angeflirtet", fügt Dad zwinkernd hinzu, weshalb sich Raylies Wangen rot färben. „Das stimmt doch gar nicht", murmelt sie kleinlaut.

„Und ob!", beharrt Dad weiterhin auf seiner Meinung. „Der Gute konnte seine Augen gar nicht mehr von dir abwenden."

Unwillkürlich schleicht sich ein Grinsen auf meine Lippen. Was das Thema Jungs anbelangt, ist Raylie noch eine Spur extremer als ich. Sobald sie nämlich auch nur einen Jungen anschaut oder mit einem reden muss, läuft ihr Kopf hochrot an.

Dementsprechend stelle ich es mir auch sehr amüsant vor, wie ein Bauersjunge um die Gunst meiner Schwester gebuhlt hat.

„Der arme Kerl wird sicherlich monatelang an Liebeskummer leiden", ärgert Dad meinen Zwilling.

„Wie war dein Wochenende denn überhaupt, Rayla?", eilt Mum Raylie zur Hilfe, indem sie das Thema wechselt. Ich wünschte, sie hätte das nicht getan, denn ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich auf ihre Frage antworten soll.

Die Kennlernfahrt und auch der heutige Tag waren eine absolute Vollkatastrophe.

Da ich allerdings keine Lust habe, die ganzen Details preisgeben zu müssen, gebe ich einfach nur ein „Gut" von mir. Leider reicht das meinen Eltern aber nicht an Informationen, denn Dad grinst spöttisch: „Wenn du etwas erzählst, hat man immer direkt das Gefühl, live dabei gewesen zu sein."

Sehr witzig.

„Wir waren in einem Schwimmbad und in einem Bowlingcenter", füge ich hinzu. „Zufrieden?"

„Nein."

Nein? Was soll ich denn noch erzählen? Etwa, dass ich bei meinem neuen Trainer übernachtet habe und Zeugin seiner Trennung wurde?

„Raylie meinte, dass dein Trainer noch sehr jung und attraktiv sei. Stimmt das?", mischt sich Mum wieder ein.

Ihre Frage überrascht mich keineswegs, viel eher bringt mich die Tatsache, dass Raylie Trace als attraktiv beschrieben hat, obwohl sie ihn noch nie gesehen hat und ich behauptet habe, dass er nur passabel aussieht, zum Stutzen.

„Mein neuer Trainer heißt Trace Wilson, ist fünfundzwanzig Jahre alt und sieht ganz okay aus." Den letzten Teil meiner Aussage betone ich extra, damit meine Eltern - vor allem Mum - nicht wieder auf dumme Ideen kommen.

„Was hast du gesagt? Trace Wilson?", hakt meine Mutter mit gerunzelter Stirn nach. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, könnte man meinen, dass sie den Namen schon einmal gehört hat. „Ist das nicht der kanadische Schwimmer, der sich für die olympischen Spiele qualifiziert hat?"

Fries before guysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt