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Der Orgasmus hatte mich sentimental gemacht und die Realität prasselte wieder auf mich ein. 

Ich spürte wie Tränen in meine Augen stiegen und wich Taes Blick aus. Er legte seinen Zeigefinger sanft unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. 

„Hey, alles in Ordnung?", flüsterte er ernst. 

Ich konnte meine Emotionen nicht mehr zurückhalten und schluchzte auf.

„Was mache ich jetzt nur?", fragte ich ihn und sah ihm verzweifelt in die Augen.

Er zog mich in seine Arme und ich vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. Ich achtete nicht mehr darauf, dass wir beide immer noch nackt waren. Endlich konnte ich den aufgestauten Gefühlen der letzten Wochen freien Lauf lassen und das tat ich auch. 

Ich schluchzte hemmungslos in Taes Armen und fühlte mich endlich ein bisschen leichter. Auch, wenn ich mich jetzt in eine verdammt verzwickte Lage gebracht hatte. Tae hielt mich einfach nur fest, strich mir über den Rücken und murmelte mir beruhigende Worte zu.

Irgendwann beruhigte ich mich ein bisschen. 

„Lass uns zu mir gehen", schlug Tae vor und ich nickte stumm. 

Da meine Sachen komplett nass auf dem Duschboden lagen, zog ich nochmal meine verschwitzten Sachen vom Training an. Tae hatte da mehr Glück gehabt, seine Sachen lagen ja die ganze Zeit über im trockenen.

Auf dem Weg zu Taes Wohnung hing jeder stumm seinen Gedanken nach. Meine Zweifel waren genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren. 

Immer wenn ich daran dachte, was wir gerade getan hatten, musste ich unweigerlich grinsen. Tae merkte es und rempelte mich daraufhin jedes Mal spielerisch von der Seite an.

„Das ist meine Wohnung", verkündete Tae an der Haustür und machte eine Verbeugung, die mir bedeutete einzutreten. 

Er ließ mich zuerst in die Wohnung gehen. 

„Du weißt aber schon noch, dass ich hier schon war, oder?", erinnerte ich ihn, während wir unsere Schuhe im Eingangsbereich abstellten. 

„Ich weiß tatsächlich nur noch, dass ich dich unbedingt küssen wollte.", grinste er.

Wir standen jetzt beide etwas unbeholfen in dem Raum. 

„Macht es dir etwas aus, wenn ich noch einmal duschen gehe? Ich fühle mich total verschwitzt in den Klamotten", jammerte ich. 

„Na klar. Warte ich gebe dir Sachen von mir" Tae zeigte mir sein Bad, gab mir ein Handtuch und legte mir Klamotten von sich hin. 

„Ich mache uns in der Zwischenzeit etwas zu essen. Fühl dich wie Zuhause", sagte er und verschwand aus dem Bad.

Nach einer kalten Dusche zog ich schließlich Taes Sachen an. Es war ein weites braunes Shirt mit V-Ausschnitt und eine kurze schwarze Shorts aus einem seidenartigen Stoff. Der Geruch seines Weichspülers hüllte mich nun komplett ein und ich musste einmal meine Nase im Kragen des Shirts vergraben, um seinen Geruch zu inhalieren. Als ich hoch schaute sah ich mein Grinsen im Spiegel und verließ das Bad.

Tae hatte sich in der Zwischenzeit einen weiten kurzen Pyjama übergeschmissen. Er stand an seiner kleinen Küchenzeile und rührte in einem Topf herum. Als er mich sah lächelte er. 

„Ich liebe Ramyeon", sagte ich, während ich Tae über die Schulter linste.

Während Tae noch beschäftigt war, schaute ich mich ein wenig in seiner Wohnung um. Obwohl es nur ein Zimmer war, machte es verdammt viel her. Im vorderen Bereich befand sich die Küche. Für einen Esstisch war kein Platz. Tae aß wohl immer an dem kleinen Couchtisch. Sein Sofa war aus Leder, was mir sehr gefiel. 

Hinten im Zimmer stand sein Bett. Es wirkte einladend und gemütlich. Ich konnte nicht verhindern, dass mir der Gedanke in den Kopf schoss, wie mich Tae mit seinem Gewicht in die weichen Kissen drücken würde. Ob er wohl oft One Night Stands hatte? Bevor in meinem Kopf noch mehr solcher Bilder erscheinen würden, wendete ich schnell den Blick ab. Was mir auch sofort ins Auge viel waren die vielen Pflanzen in seiner Wohnung.

"Gefällt es dir?", fragte Tae, der neben mir auftauchte und zwei dampfende Schüsseln auf den Tisch stellte. 

"Ja, sehr", gab ich lächelnd zurück.

Wir setzten uns auf sein kleines schwarzes Sofa. Man hörte eine kurze Zeit lang nichts, außer unsere Schlürfgeräusche. 

„Und hast du den Schock überwunden?", fragte Tae mich. 

„Ja, ich denke schon... Es war schön", gestand ich. Mir wurde schon wieder ganz warm. 

„Fand ich auch", Tae sah mir aufrichtig in die Augen.

Ich stellte meine leere Schüssel auf den Tisch. Eine Frage lag mir die ganze Zeit schon auf der Zunge und ich beschloss sie einfach ganz beiläufig klingend zu stellen. 

„Hattest du schonmal eine Beziehung zu einem Mann? Es wirkte so, als hättest du das nicht zum ersten Mal gemacht" 

Tae blieb völlig entspannt. Er stand auf, schnappte sich meine Schüssel und räumte den Tisch ab, ohne mir zu antworten. Er ließ mich zappeln. Dann kam er wieder zu mir, setzte sich seitlich auf das Sofa und legte seinen Arm über die Lehne. Ich tat es ihm gleich.

„Ehrlich gesagt, war ich noch nie in einer Beziehung." 

Ich kniff die Augenbrauen ungläubig zusammen. 

„Das heißt nicht, dass ich keine Erfahrung habe, Jungkook", lachte er. 

Es sah aus als würde er kurz überlegen, wie er weiter fortfahren sollte. 

„In meiner Teenagerzeit habe ich verdammt viel herumexperimentiert. Ich war jede Woche auf einer anderen Party, habe getrunken und Marihuana geraucht. So landete ich meistens am Ende immer mit irgendjemandem im Bett. Erst waren es nur Frauen, irgendwann dann auch Männer. Das Geschlecht ist mir ehrlich gesagt egal, solange ich die Person attraktiv finde" 

Er warf mir wieder diesen Blick zu, mit dem er einem direkt in die Seele schauen konnte. Ich schluckte. 

„Ah, verstehe", ich kratzte mich am Hinterkopf. „Ich war also nur einer von vielen" Ich versuchte es beiläufig klingen zu lassen.

Seine Augen wurden groß. Er nahm schnell meine Hand in seine und verschränkte unsere Finger auf der Sofalehne. 

„Nein so ist das nicht, Jungkook. Ich habe damit längst aufgehört. Das war wirklich nur eine Phase. Danach bin ich ruhiger geworden... Was ist mit dir?", er drückte meine Hand.

Eigentlich gab es bei mir nicht viel zu erzählen. 

„Ich war seit der Unterstufe in Ahro verknallt. Irgendwann konnte ich sie für mich gewinnen und seitdem sind wir ein Paar" 

Das Thema Ahro war mir total unangenehm. Ich durfte gar nicht weiter darüber nachdenken, dass ich sie gerade betrogen hatte. Das Thema wurde zum Glück von unseren Handys unterbrochen, die beide gleichzeitig bimmelten. Ich ließ Taes Hand los und schaute nach.

Es war eine Nachricht von Jin in unserer Basketballgruppe: 

„Habt ihr zwei euch zu Brei geschlagen oder lebt ihr noch?" 

Ich tippte schnell eine Antwort:

Alles geklärt" 

Es kam eine Nachricht von Tae: 

„Kookie hat mich wieder lieb" 

Ich schaute zu Tae und wir grinsten uns an. Eine Zeit lang tippte Jin auf seinem Handy herum bis folgende Nachricht kam: 

„Die Jungs und ich sind gerade noch im TingTang. Wir haben uns überlegt nächstes Wochenende an einen See zu fahren, um dort eine Nacht zu zelten oder irgendwie anders zu übernachten. Mal sehen was sich so machen lässt. Seid ihr dabei?" 

Ich schaute Tae fragend an. 

„Na klar sind wir dabei, sag schon zu", drängte er mich begeistert. 

Wonach das Herz sich sehnt (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt