Der Abend war weit fortgeschritten und das Fest im vollen Gange. Alle schienen sich zu freuen und tranken und tanzten ausgelassen. Ich saß nun an einem Tisch in der Nähe des Thrones mit Lagertha, Björn und weitern Wikingern und Schildmaiden. Lagertha stellte mir ihre engsten Freunde vor, Floki der Schiffsbauer und seine Gemahlin Helga zählten dazu. Zusätzlich machte ich Bekanntschaft mit Astrid einer Schildmaiden die offensichtlich das Vertrauen der Königin genoss.
Der Abend verflog recht schnell ,obwohl ich nicht ansatzweise so viel trank wie die Wikinger an meiner Seite. Ich saß immer noch bei Floki, Helga und Lagertha, welche sich lebhaft unterhielten, denn sie hatten sich lange nicht mehr gesehen. Ich hörte gespannt ihren Geschichten zu und lachte über die Witze die Floki machte. Ich merkte nicht viel von den anderen Bewohnern Kattegats, so fokussiert war ich auf das Gespräch der drei.
Was ich jedoch merkte war das sich die Ragnarsons nach und nach vom Fest und aus der Halle entfernten. Sie gingen nicht allein wie ich sehen konnte, Hvitserk ging mit Magrette und Ubbe folgte den beiden mit langen Schritten während Ivar allein aus der Halle in Richtung seines Gemachs kroch. Er hatte immer noch den Schimmer von Frost in seinen Augen, ich merkte wie meine Augen seinen armen Körper nach jagten als er sich entfernte. Er hatte meine Neugier geweckt...das wusste ich...
Ich drehte wandte mich wieder dem Tisch zu als ich selbst den Schatten Ivars nicht mehr erspähen konnte. Ich seufzte tief als ich wieder dem Stimmen lauschte. Lagertha merkte wie die Müdigkeit über mich kam und lächelte mich zustimmend an. Während Floki und der Rest unaufhaltsam weiter redeten, half mir Lagertha aufzustehen. Sie stütze mich wobei ich meinen Arm über ihre Schulter legte. Ich stand nun, zwar angewiesen auf Hilfe, aber ich stand. Lagertha sah mich strahlend an und räusperte sich kräftig bevor sie sich zu ihren Freunden wandte. Diese blickten nun mein elendiges Ich an und wurden sehr still.... ich traute mich kaum zu atmen... ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen, dazu ging es mir nun grade nicht besonders gut.
Doch das schlimmste war das es nun jeder sehen konnte.In der unangenehmen Situation trugen mich meine Gedanken wieder fort und ich erinnerte mich an meine Kindheit zurück...
" Nun renn doch nicht so Ria" schrie er mir lauthals hinterher. Ich hörte ihn kaum, der Wind in meinen Ohren rauschte und die Tränen in meinen Augen versperrten mir den Weg, doch ich rannte schneller. Ich rannte so schnell ich konnte in den Wald der nah unseres Dorfes lag. In diesem Wald hatte ich mich schon immer zu Hause gefühlt. Die Stille, die Tiere und die Luft, doch das beste war ich konnte dort weinen, weinen bis meine Augen rot wie mein Blut waren und mein Kopf sich anfühlte als wäre er mit Steinen beworfen worden. "Ria! Es ist doch nicht deine Schuld, ich weiß das." seine Stimme wurde sanfter. Mein Vater stand nun am Wald Rand und ich war im Wald und saß gewöhnlich hinter einem Baum, weit genug drinnen ,sodass er mich nicht sah ,aber ich ihn noch hören konnte. Er holte noch einmal mit seiner Stimme aus bevor es still wurde und ich wusste er war fort. "Du hast wildes Blut, ich weiß das!"Diese Worte waren mir damals nie so wichtig gewesen ,doch seit ich die Wahrheit meiner Herkunft erfahren hatte, sind sie mir öfter durch den Kopf gekommen. Ich wäre niemals darauf gekommen dass mein Blut wirklich wild ist und ich zur Hälfte Heidin bin. Ich vertrieb die Gedanken aus meinem Kopf als Lagertha zu mir sah und ihren Kopf schief legte. Meine braunen Augen wurden groß und mein Herz beschleunigte seinen Ritt. Ich lächelte verkrampft und sie vernahm es als eine Zustimmung meinerseits. Denn gleich darauf begann sie leicht trunken zu reden oder eher zu verkünden.
„Ich habe entschieden, dass Ria nun bei einem von uns unterkommen muss"
Ich runzelte die Stirn. War es nicht selbstverständlich, dass ich hier blieb und Lagertha nach mir sah, wie es eine liebevolle Mutter tun würde? Sie sprach weiter „Sie braucht nun Pflege und Training, aber natürlich auch Sicherheit und Geborgenheit" Lagertha lächelte während sie dies sagte. „Und es gibt nicht viele denen ich so sehr vertraue, wie meinem altem Freund Floki" endete sie. Ich sah verdutzt drein und musterte die Blicke der Zuhörenden. Floki sah ebenfalls überrascht aus und nicht allzu erfreut, wie ich fand. Er hatte wohl nicht damit gerechnet. Seine Gemahlin strahlte jedoch übers ganze Gesicht und nickte allen ununterbrochen zu. Helga hatte wohl schon davon gewusst, es ihrem Mann jedoch vorenthalten. Vielleicht weil er Einwende hat und sie es wusste..
Es war kurz still und Lagertha schien auf eine Antwort zu warten. Doch die kam nicht stattdessen kicherte Floki nur, sodass ich das als gutes Zeichen sehen musste. Bevor ich noch etwas dazu sagen konnte, ging alles drunter und drüber. Helga sprang auf und umarmte Lagertha freudig, kurz darauf fiel sie auch ihrem Gemahl um den Hals und begann zu tanzen. Astrid schenkte Floki und Lagertha Met nach und sie stießen freudig an. „Skål" riefen sie und man hörte das zusammen stoßen der Krüge.Nicht viel später, zwar war die Halle noch immer gut gefüllt, brachten Lagertha und Astrid mich gestützt zum Tor der großen Halle, durch welches wir in die kalte noch feuchte Nachtluft traten. Ich atmete auf wobei der Dampf meines warmen Atems in der eisigen Luft tanzte. Die Luft in der Halle musste nach den vielen Stunden so verbraucht und stickig gewesen sein, dass es mir vorkam als hätte ich noch nie so frische Luft eingeatmet. Der Wind in Kattegat war zugleich stark in dieser Nacht und nicht zu vergessen der aufgeweichte Boden durch den heftigen Regen zuvor, der schon seit unserer Ankunft rhythmisch wiederkehrte.
Ich sah mich um, bis auf ein paar Fackeln die nahe einiger Häuser standen, leuchtete nur der Vollmond. Strahlend hell schien er am Himmel und verzauberte jedes Geschöpf mit seiner Magie, fast war es mir unheimlich wie er einen in seinen Bann zog. Ich erschrak als Lagertha sich dicht neben meinem Ohr räusperte, "Es scheint mir als würde bald schon ein Unwetter heraufziehen und der Regen wieder einsetzen" sprach sie besorgt. "Ihr solltet schnellstens gehen" ergänzte sie, hauptsächlich an Floki gewandt. Mir entwich ein leichtes Stöhnen, was Lagertha auf die Sprünge zu helfen schien. „ Oh, entschuldigt. Natürlich fahrt ihr den Weg" verbesserte sie sich und blickte mich entschuldigend an.
Kurz darauf kam Floki mit einem Karren an, gezogen von einem wunderschönen Schimmel, wobei mir gar nicht aufgefallen war dass er zuvor wegging. Ich betrachtete das Pferd mit großen Augen, sein Fell schien im Mondschein wortwörtlich zu leuchten.
Bevor wir auf den mit Vorräten beladenen Karren stiegen, verabschiedeten sich alle voneinander. Lagertha zögerte nicht und gab mir eine Umarmung zum Abschied ,zugleich versicherte sie sich dass ich mein eigenes Gewicht nicht selber tragen musste. Astrid gab mir die Hand und zusammen stützten sie mich bis ich auf dem hinteren Teil des Wagens Platz genommen hatte. Helga und Floki saßen vorn und trieben das Tier an, ohne ein weiteres Wort, folgten wir der nun kaum noch befahrbaren Straße in Richtung Süden um Kattegat zu verlassen. Ich sah in die schwarze Nacht hinein, es war nicht kalt jedoch füllte eine Leere mein Herz welche mich frösteln ließ. Nur am Horizont erkannte noch ein paar Lichter welche auf die Haupthalle verwiesen , doch nach ein paar Minuten schienen auch diese zu verschwinden.
Folgend wandte ich mich zum Mond dessen weißes Licht nun den Weg erhellte ,wobei man mit keiner Sicherheit sagen konnte ob dies überhaupt notwendig war oder ob der Schiffsbauer den Weg ebenso blind finden würde.
Die Fahrt streckte sich, vermutlich konnte das mit der fort folgenden Stille begründet werden, die unseren Weg begleitete.
Ich sagte nichts, so wie meine beiden Gefährten, welche auch sonst nichts taten. Nur Helga welche sich alle paar Minuten hektisch zu mir umdrehte. Stumm blickte sie zu mir, manchmal mit einem schmalen Lächeln und dann wieder mit einem besorgtem wenn nicht sogar ängstlichem Gesicht. Sie ließ meinen Gedanken alle Möglichkeiten offen sich die groteskesten Szenarien auszumalen und abwechselnd das schlimmste Ziel unserer Reise zu befürchten und auf das beste zu Hoffen.
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Die verschwundene Maid
AdventureRia ist ein einfaches Mädchen welches auf einem kleinem Bauernhof in England lebt. Jedoch ist sie keine Christin, denn sie lebt in einer der wenigen Familien die nicht gläubig sind. Jedoch ahnt Ria nicht das sie kein gewöhnliches Mädchen ist sonder...