Aufziehendes Gewitter

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Ich öffnete die Augen und spürte, wie jemand mich am Arm hielt und mich rüttelte. Ich setze mich schwerlich auf und blickte mich um. Als erstes blickte ich ins das Gesicht von Hvitserk der neben meinem Bett stand und sich sichtlich bemüht hatte mich wach zu bekommen. Er schnaufte und sah mich erleichtert an. Ich sah weiter hinten im Raum Ubbe, Ivar und Magrette die gespannt und nervös in Richtung Bett sahen.

Ich war verwundert, „Was macht ihr hier?" fragte ich mit leiser Stimme. Ubbe sah mich nachdenklich an „ Wir haben dich hierher gebracht, sie hätten dich sonst erschlagen" sagte er mit etwas Nervosität in der Stimme. Ich fasste mir an den Kopf und zischte vor Schmerz. Über all hatte ich blaue Flecken und wunden bekommen, ich seufzte „Danke, aber wieso?".

Ubbe seufzte „Wir glauben dir, Magrette hat uns erzählt wie Sigurd euch belästigt hat" sagte er, „Und meiner Meinung nach hatte er nicht das recht dazu" ergänzte er. Ich sah ihn erstaunt an, ich fürchte mir würde der Mund offen stehen so überrascht war ich. Ich sah zu Magrette und lächelte leicht, sie sah mich nur zornig an und blickte zu Ubbe. Ich hatte es schon geahnt, sie hatte das höchstwahrscheinlich nur gesagt, weil sie darin einen eigen Nutzen sah und nicht um mich zu retten. Ich sah wieder zu Hvitserk der immer noch nervös an meinem Bett stand. „Was können wir tun?" fragte ich in die Runde. „ Du kannst gar nichts tun, wir nur wenig" legte Ivar ein der zuvor Ruhig war und nur angespannt aus dem Fenster gesehen hatte. Ich nickte enttäuscht, was hatte ich auch gehofft, ich musste dem Tod ins Auge sehen und hoffen konnte ich, doch nur auf ein Wunder.

Ich spürte die ansteigende Nervosität im Zimmer und dann platzte es aus Magrette heraus „Die Sonne geht auf" ihre Stimme war ängstlich und doch voller Neugier. Und mir wurde plötzlich wieder klar was dies für mich bedeutet, verbrennt sie bei Sonnenaufgang, hatte Aslaug gesagt. Meine letzte Stunde begann also, wenn es überhaupt noch eine Stunde dauerte bis ich Tot war und mein Fleisch und Knochen nur noch Asche waren. Die Luft wird nach verbrannten Fleisch stinken und meine Schreie werden langsam verblassen. Manche werden vielleicht nicht schlafen weil sie meine qualvollen schreie in ihren Köpfen hören oder sie werden sich betrinken und einige werden feiern. Ich merkte wie ich immer mehr in Gedanken versank. Was würde Bjorn nur sagen wenn er hier wär. Was hätte er mir zu berichten, ich wollte es so gerne Wissen. Und obwohl ich und meine Familie an keine Götter glaubten, hoffte ich nun inständig darauf sie wieder zu sehen... Mutter, meinen Bruder und vorallem Vater...

Ich vernahm einen Knall und die Tür wurde brutal geöffnet, drei stämmige Vikinger stürmten hinein. In ihren Bärten klebte Bier und sie schienen bei guter Laune. Als sie geradewegs auf mich zu kamen, stellte sich Hvitserk vor mich. Er packte einen der Männer am Arm, „Was habt ihr vor?" fragte er stirnrunzelnd. „Geh zu Seite Junge" sagte der Mann nur und drängte sich an ihm vorbei. Einer von ihnen packte mich am arm und zog mich grob aus dem Bett. Ich stoppelte kurz, aber kam dann doch auf die Beine. Hvitserk schien sich nicht so leicht abwimmeln zu lassen und stellte sich erneut in den Weg der Männer. Doch dieses mal gesellte Ubbe sich zu ihm und sie fragten im Einklang „Was habt ihr vor?".
Die Männer sahen sie zornig an, "Sie wird verbrannt, wie es eure Mutter die Königin wünscht" sagten sie schroff. Ich schluckte heftig als sie diese Worte sprachen, doch war es zu spät um fortzulaufen, denn sie hatten mich nun in Gewahrsam und daran konnten auch die Söhne Ragnars nichts ändern. Ich spürte wie sich die Männer in Bewegung setzten und ich mit ihnen mit gerissen wurde. Ich drehte mich um und sah ein letztes mal in die Gesichter von Hvitserk, Ubbe und Ivar. Ich versuchte stark zu sein, doch sowohl die Ragnarsons als auch alle andern Bewohner von Kattegat merkten das sich die Angst in meine Knochen bohrte. Ich stoppelte auf nackten Füßen hinter den Männern hinterher und schon bald wagte ich es nicht mehr in die Gesichter der Menschen zu blicken die mich eine Hure nannten und meinem Tod entgegen
fieberten. Stattdessen sah ich auf den schlammigen Boden und verfluchte mich selbst. Warum konnte ich mich immer nur in Gefahr bringen und warum war ich nur so dumm gewesen. Was wäre eine Vergewaltigung gegen das hier gewesen...

Ich wurde nun an einen Podest aus Holz geführt und dann an einem hölzernen Pfahl gebunden. Ich schluckte erneut und versuchte mich zu beruhigen, doch es war einfach hoffnungslos. Ich sah nun mit rasenden Augen durch die Mengen die sich mit gespannten Augen um den Scheiterhaufen versammelt hatten. Ich suchte nach Hvitserk,Ubbe und Ivar, ich hoffte sie würden mit der Königin reden. Doch ich sah sie nicht, ich sah nur unzählige Vikinger und Mütter die ihren Kindern die Augen zuhielten. Außerdem sah ich einige geschockte Gesichter und ein Mädchen viel mir auf, sie stand an der Seite ihres Vaters, jedenfalls vermutete ich dies. Sie war hübsch und ihre braunen Haare flatterten im Wind, doch das war nicht das ungewöhnliche. Was mir Auffiel war das sie lächelte, aber nicht spöttisch über mich sondern eher ein warmes aufmunterndes Lachen. Ich sah zu ihr denn das linderte meine Angst und ich hatte wieder Hoffnung. Doch schon bald kam die Königin in ihrem langen Kleid heran geschritten und hinter ihr folgten ihre Söhne. Alle blickten enttäuscht und ratlos drein und Ivar schien sogar etwas traurig aus. Sie stellten sich zu dem lächelnden Mädchen, doch plötzlich fiel mir auf das dieses fort war. Ich ignorierte die Tatsache und fokussierte mich nervös auf Aslaug. Sie sah ernst aus und setzte mit einer Handbewegung einige Vikinger in Bewegung. Diese hatten Fackeln in den Händen und währenddessen sie auf mich zuschritten, begannen Trommeln zu klingen. Ich spürte wie mein Atem immer schneller wurde und ich sah panisch in die Augen von Ivar der mich ratlos ansah. Als ich das Feuer schon riechen konnte und sah wie die Männer die Fackeln langsam auf den Scheiterhaufen warfen, schloss ich schluchzend meine Augen. Ich konnte riechen wie der Rauch aufstieg, konnte die Hitze spüren und hören wie die Menschen in Unruhe verfielen. Ich bis meine Zähne zusammen, da ich wusste das jeden Moment die Qualen begannen und mein Fleisch zu brennen beginnen würde.

Auf einmal fingen die Menschen an zu schreien und ich hörte Schlachtrufe und Äxte klingen. In dem Moment öffnete ich die Augen um zu sehen was passierte, doch der Qualm schoß direkt in meine Augen und ich sah nichts. Ich begann in Panik zu verfallen und zu Husten. Der Qualm kroch tief in meine Lunge und ich spürte wie mich die Kraft verlies.

Zwischen all dem Rauch und Feuer, gerade noch rechtzeitig, rang sich ein Mann zu mir durch. Ich spürte wie er mich förmlich von dem Scheiterhaufen riss, jedoch mit seiner Axt nachhelfen musste. Ich hörte ihn husten und ehe ich realisieren konnte was geschah, spürte ich die stechenden Flammen wie sie mein Körper um fassten. In diesem Augenblick wurde mir unter betäubten Sinnen klar, Illusion, der Mann war nicht echt, er war eine Illusion...

Die verschwundene Maid Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt