Kapitel 8

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Die Situation gestern im Musikraum, hat mich mal wieder ziemlich durcheinander gebracht, doch diesmal hat dieses Durcheinander einen schönen Unterton und löst nicht wie sonst das Gefühl in mir aus, alles Gesagte und Getane rückgängig machen zu wollen. Diesmal war ich mit meinem Verhalten ihr gegenüber zufrieden, auch wenn ich es möglicherweise nicht sein sollte. Ich habe mit ihr geflirtet. Auch wenn es ein verstecktes flirten war, ändert es nichts an der Tatsache. Und wenn ich ihr Verhalten richtig gedeutet habe, dann hat es ihr gefallen. Bei dem Gedanken daran, wie sie mein Kinn hebt und mir tief in die Augen sieht und ihr zweifelnder Blick, der mir verriet, dass sie eigentlich nicht unbedingt wollte, dass ich gehe, wird mir ganz anders. Eine Frage werde ich jedoch seit dem nicht los...
Was wäre wohl passiert, wenn ich noch geblieben wäre?
Ich werde es wohl nie erfahren, aber möglicherweise bietet sich irgendwann eine ähnliche Situation. Bei diesem Gedanken muss ich grinsen. Ja, wer weiß.

***

Bei der Vorführung heute setzte ich aus, da ich noch meine Schulter schonen muss. Ich habe kurz überlegt meine Schmerzen zu ignorieren, da Henrick dadurch das ich weg falle, auch nicht mit machen kann, doch der Gedanke war schnell wieder verworfen. Frau Graf hätte mir vermutlich den Kopf abgerissen, denn wie ich es erwartet habe, steht sie mit unter den Zuschauern und sieht sich die Vorführung an. Sie kann jedoch nicht viel davon gesehen haben, da ich sie immer wieder dabei erwischt habe, wie sie zu mir rüber schaut, um dann verlegen ihre Aufmerksamkeit wieder der Vorführung zu widmen. Ob ihr, ihr Verhalten bewusst ist? Ob sie weiß, was sie damit in mir auslöst?
Kurz darauf macht sich ein anderer Gedanke in mir breit. Möglicherweise sieht sie mich auch nur ständig an, weil sie sich noch Sorgen um meine Schulter macht. Nur wieso sollte sie dann ihren Blick abwenden, wenn ich sie ansehe? Nein, es ist eher, als würde sie sich beim „Gaffen" erwischt fühlen und deshalb den Blick abwenden.
Ahhhhh Fuck, die Frau macht mich fertig.

Nach der Vorführung ist noch etwas Zeit, um in den Raum von Herrn Steineck zu gehen, in dem sich Marlon mit Sicherheit befindet und ein interessantes Experiment vorstellt. Mitte der Woche hat er mir ein paar spannende Fotos geschickt, die meine Neugierde geweckt haben, also mache ich mich auf dem Weg zum Biologieraum, um mir das Projekt „Mikroskopieren und Experimentieren mal anders" anzusehen. Im Flur riecht es irgendwie verbrannt und es lag auch ein wenig Rauch in der Luft, doch das schreckt mich nicht ab und ich steuere weiter auf den Raum zu, aus dem der Qualm kommt. Plötzlich geht jedoch der Feueralarm los und eine Masse an Menschen stürmt aus den einzelnen Räumen, von denen ich mit nach draußen gerissen werde. Marlon scheint mich irgendwie in dem Wirrwarr gefunden zu haben und packt meine Hand. Er grinst mich an und sagt dann, dass er wohl etwas Falsches gemischt haben muss. Also war es wohl seine Schuld.

Daraufhin verfallen wir beide in lautes Gelächter und sammeln uns mit den anderen draußen auf dem Schulhof. Ich kann nicht fassen, dass Marlon es geschafft hat einen Feueralarm auszulösen.

Nachdem wir alle von den Lehrern in die Projektgruppen eingeteilt wurden und nicht wie sonst in Klassen, ergreift Herr Steineck das Wort und versucht alle zu beruhigen, indem er den Vorfall schildert, der den Alarm ausgelöst hat. Wieder muss ich lachen, da ich den Verursacher kenne. Es ist wirklich nicht schlimm, wenn ich Herrn Steineck verstanden habe. Lediglich eine Rauchansammlung und kein Brand. Das bedeutet, dass wir bald wieder ins Gebäude können. Bevor jedoch alle wieder wild durcheinander reden und eine Unruhe entsteht, ergreift unsere Direktorin das Wort.
„ Wenn das Gebäude in wenigen Minuten wieder betretbar ist, dann möchte ich Sie dennoch dazu anhalten vorsichtig zu sein. Anschließend dürfen Sie die Schule verlassen. Für heute ist der Schultag beendet."

Was? Schultag beendet? Och nee, wir haben doch eigentlich noch Chor. Ob Frau Graf den Chor ausfallen lassen will? Ich meine, laut der Direktoren, ist es nicht verboten weiterhin in der Schule zu sein. Sie hat lediglich gesagt, dass wir sie verlassen dürfen.

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